Nachrichten

#Sonderschichten für die Toten von Zittau

Sonderschichten für die Toten von Zittau

Im Oktober hätte man es noch für einen „Ausreißer“ in der Zittauer Toten-Statistik halten können, doch die Zahlen von November und Dezember sind unmissverständlich. Starben in den Vorjahren im Oktober, November und Dezember jeweils rund 50 Menschen in der 40.000-Einwohner-Stadt im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck, zählte die Verwaltung in diesem Jahr 73 Tote im Oktober, 110 im November und bis zu diesem Dienstag bereits 115 Tote im Dezember.

Stefan Locke

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Die Stadt weist ausdrücklich darauf hin, dass das nur die bislang offiziell beurkundeten Fälle seien und es bereits rund zwei Dutzend weitere Vormerkungen gebe. „Die Kolleginnen in unserem Standesamt haben inzwischen Sonderschichten übernommen, um die anfallenden Sterbefälle ordnungsgemäß zu beurkunden“, sagt Oberbürgermeister Thomas Zenker. „Wir sind organisatorisch an unseren Leistungsgrenzen angekommen und bitten alle Betroffenen um Verständnis.“

Särge in der Lagerhalle

Doch nicht nur das Standesamt wird an Heiligabend und am zweiten Weihnachtsfeiertag Sonderschichten schieben, auch Krematorien und Bestatter stellt die ungewöhnliche hohe Totenzahl vor Probleme. „Trotz optimierter Abläufe und konstant arbeitender Technik übersteigt die Anzahl der notwendigen Einäscherungen mitunter die Kapazitäten des Zittauer Krematoriums und der Mitarbeiter“, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Zwar arbeiteten alle Beteiligten – Verwaltung, Amtsärzte, Bestatter – „gut abgestimmt“, seien aber aufgrund der hohen Zahl an Sterbefällen „an der Belastungsgrenze“. Allein im Krematorium kämen seit zehn Tagen täglich rund 70 Verstorbene an, was die Kapazität übersteige.

Die Stadt hat deshalb seit Montag weitere Flächen in einer Halle für Hochwasserschutzausrüstung freigeräumt, um die Verstorbenen sicher zu lagern. Am Mittwoch schätzten die Verantwortlichen die Lage als „derzeit noch beherrschbar“ ein, doch werde mit dem Landkreis Görlitz und dem Land Sachsen bereits nach Lösungen gesucht, sollte sich die Situation weiter verschlechtern. Der sächsischen Bestatterinnung zufolge werden in Sachsen traditionell mehr als 80 Prozent der Toten eingeäschert.

Die Landkreise in Ost- und Südsachsen zählen zu den Regionen mit den höchsten Corona-Neuinfektionszahlen in Deutschland; insgesamt verzeichnet der Freistaat bereits seit Wochen eine doppelt so hohe Sieben-Tages-Inzidenz wie die anderen Bundesländer. Bereits in der vergangenen Woche war Zittau schon einmal in die Schlagzeilen geraten, als der leitende Arzt des kommunalen Klinikums in einem per Video übertragenen Bürgerforum den Begriff der Triage verwendet hatte.

Kurzfristiger Aufnahmestopp für Covid-19-Patienten

In der darauffolgenden medialen Aufwallung ging zunächst unter, dass es dabei nicht darum ging, ob Patienten überhaupt noch behandelt werden können, sondern primär um deren Transportfähigkeit. Zwar hat das Klinikum 100 Betten für Covid-19-Patienten reserviert, doch könnten mangels Personals nur deutlich weniger Betten belegt werden. Neue Patienten würden deshalb in benachbarte Krankenhäuser verlegt oder auch in weiter entfernte Kliniken geflogen, erklärte eine Sprecherin. Es habe bisher noch keinen Fall gegeben, in dem ein Patient im Notfall nicht habe behandelt werden können.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!