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#Spahn plant ohne CureVac

Spahn plant ohne CureVac

Deutschland setzt bis auf Weiteres nicht mehr auf den Covid-Impfstoff des Tübinger Herstellers CureVac. In der Beschaffungsplanung der Bundesregierung für 2022, die Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch im Bundeskabinett vorstellte, taucht das CureVac-Vakzin genauso wenig auf wie der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca (AZ). Letzterer ist in der EU seit Januar im Einsatz, das Unternehmen dürfte trotz Produktionsschwierigkeiten seine Lieferverpflichtungen mit der EU bis zum September erfüllen. Dagegen steht die Genehmigung des CureVac-Vakzins weiter aus. Die Bundesregierung hatte vor einem Jahr ein Viertel der CureVac-Anteile erworben.

Spahn kalkuliert für das kommende Jahr mit einer Impfstoffbestellung von insgesamt 204 Millionen Dosen für Deutschland. Damit sei einschließlich einer „Sicherheitsreserve“ garantiert, dass 2022 für jeden Bürger in Deutschland gut zwei Dosen Impfstoff zur Verfügung stehen, sagte der Minister am Donnerstag in Berlin. Als Basisausstattung sind die 84,4 Millionen Dosen des Präparats von BioNTech/Pfizer vorgesehen, die den deutschen Anteil an der EU-Bestellung jenes Vakzins für 2022 ausmachen. Hinzukommen sollen 31,8 Millionen Dosen von Moderna. Dieser Impfstoff beruht wie jene von BioNTech/Pfizer und CureVac auf der mRNA-Technologie.

Er baue aber weiterhin auf eine „Zwei-plus-zwei-Strategie“, sagte Spahn. Neben den beiden mRNA-Präparaten wolle er Impfstoffe im Portfolio behalten, die auf der Vektor- und der Proteintechnologie beruhten. Deshalb werde er auch 18,3 Millionen Dosen des Impfstoffs von Johnson&Johnson bestellen, der wie das AZ-Vakzin ein Vektorimpfstoff ist. Ferner sind etwa 70 Millionen Dosen an proteinbasierten Präparaten vorgesehen. Davon sollen 42,7 Millionen auf Sanofi, 16,3 Millionen auf Novavax und 11 Millionen auf Valneva entfallen. Keiner dieser drei Impfstoffe ist schon genehmigt; Spahn baut also zu einem Drittel auf Präparate, deren Genehmigung noch aussteht. Der Minister sagte, die drei Hersteller seien mit der Entwicklung schon „relativ weit“. Außerdem habe die EU mit diesen Unternehmen ohnehin Verträge abgeschlossen, die noch zu erfüllen seien.

„Eine bewusste politische Entscheidung“

Das gilt freilich auch für die CureVac-Bestellung. Dass Berlin den Tübinger Hersteller dennoch erst einmal ausbucht, begründete Spahn ebenfalls mit dem von ihm angestrebten „Technologie-Mix“. BionTech/Pfizer und Moderna seien CureVac derzeit unstreitig weit voraus. Für das gesamte Portfolio sei es nicht sinnvoll, mit mehr als zwei mRNA-Präparaten zu planen, deshalb falle CureVac erst einmal aus dem Bestellplan heraus. Ein gemischtes Portfolio bleibe aber sinnvoll. „Vor einem Jahr haben alle gesagt, die erfolgversprechendsten Impfstoffe kämen von AstraZeneca und CureVac. Es hat sich als richtig erwiesen, dass wir dieser Logik nicht gefolgt sind und dass die EU auf ein breiteres Portfolio gesetzt hat.“

Er wolle diese Politik beibehalten, da weitere wissenschaftliche Erkenntnisse über die Dauer des Impfschutzes nach der ersten Immunisierung und über den Schutz gegen neue Virusvarianten ausstünden. „Es bestehen Unsicherheiten, die eine sichere Vorhersage zur Erforderlichkeit von bestimmten Impfstoffmengen bestimmter Impfstofftypen nicht zulassen“, heißt es in Spahns Kabinettsvorlage. Der Minister fügte hinzu, der Bundesrechnungshof werde seine Bestellstrategie mit Sicherheit beanstanden. „Das ist aber eine bewusste politische Entscheidung.“

CureVac bestätigte am Donnerstag, dass sich die Erwartungen an seinen Impfstoff vorerst nicht erfüllt haben. Die finalen Daten aus der großen klinischen Studie hätten die enttäuschenden Werte aus der vorangegangenen Zwischenanalyse bestätigt, hieß es in Tübingen. Demnach zeigte das Vakzin insgesamt eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades. Eine „signifikante Schutzwirkung“ sei in der Altersgruppe zwischen 18 und 60 Jahren erzielt worden. Für die Gruppe über 60 Jahre hätten die Fälle nicht ausgereicht, um statistisch eindeutig zu sein.

Für ihn keine Niederlage

Es habe sich gezeigt, dass das CureVac-Präparat einen wertvollen Beitrag für die öffentliche Gesundheit leisten könne, „wenn Studienteilnehmer zwischen 18 und 60 Jahren vollständig vor einem Krankenhausaufenthalt oder Tod sowie mit einer Wirksamkeit von 77 Prozent vor einem moderaten und schweren Krankheitsverlauf geschützt werden“, sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas. In dieser „Kernpopulation“ gebe es auf der ganzen Welt noch einen großen Bedarf.

CureVac hatte die Studie mit rund 40.000 Probanden in Lateinamerika und Europa Ende 2020 gestartet. Wenig später breiteten sich zunehmend Virusvarianten aus. Insgesamt seien 15 Virusstämme zum Zeitpunkt der finalen Analyse aufgetreten, hieß es. Die ursprüngliche Variante sei fast vollständig verdrängt worden, sagte Haas. Die finalen Daten basieren auf 228 Covid-Fällen, von denen 83 in der Impfstoffgruppe auftraten.

CureVac arbeite nun „mit vollem Engagement“ für eine Zulassung mit der EU-Arzneimittelbehörde EMA zusammen, bei der das Vakzin seit einigen Monaten in einem rollierenden Verfahren bewertet wird.

Mit der EU hat CureVac einen Liefervertrag über bis zu 405 Millionen Dosen abgeschlossen. Die Zulassung vorausgesetzt, habe man eine Lieferverpflichtung, die EU auch eine Abnahmeverpflichtung, sagte Haas. Wo die EU die Dosen letztlich einsetze, das entscheide die EU. Dass das Vakzin in Deutschland womöglich nicht mehr genutzt wird, sieht Haas nicht als Niederlage. Im Spätsommer war CureVac an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gestartet. Der Aktienkurs fiel am Donnerstag um mehr als 15 Prozent.

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