#SPD eröffnet einen riskanten Mindestlohn-Wahlkampf
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„SPD eröffnet einen riskanten Mindestlohn-Wahlkampf“
Die SPD hat den Mindestlohnwahlkampf eröffnet. Wenige Jahre nach Einführung der gesetzlichen Lohnuntergrenze 2015 brechen die Sozialdemokraten mit dem, was sie der Wirtschaft damals versichert hatten: Nur ein Mal werde sich die Bundesregierung in die Lohnfindung einmischen und eine Untergrenze vorgeben. Danach gelte faktisch ein der Politik entzogenes neutrales Verfahren; eine Kommission aus Tarifpartnern und Fachleuten werde die weiteren Erhöhungen empfehlen und sich dabei an der Entwicklung der Tariflöhne orientieren. Dieser Mechanismus sollte dauerhaft sicherstellen, dass die Mindestlöhne nur den ökonomischen Verteilungsspielräumen folgen, die Gewerkschaften und Arbeitgeber zuvor in Tarifrunden ausgehandelt haben.
Drei große Gefahren wollten Union und SPD auf diese Weise bannen: Erstens und am wichtigsten die Gefahr, dass ein marktferner überhöhter Mindestlohn zu Arbeitslosigkeit gerade unter Geringqualifizierten führt, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben. Zweitens wollte man verhindern, dass der Mindestlohn die Erosion der Gewerkschaften beschleunigt und die Tarifautonomie entwertet, indem er den Takt für die Tariflöhne vorgibt. Und drittens wollte man der Gefahr vorbeugen, dass in der Politik spätestens im Wahljahr ein Wettbewerb um das höchste Mindestlohnversprechen ausbricht, um Stimmen zu sichern.
Gute Konjunktur, vorsichtiges Verfahren
Mit diesem Konsens bricht die SPD nun. Getrieben von ihren schlechten Umfragewerten versprechen die Sozialdemokraten die Abschaffung der Leitplanken, die bisher dafür gesorgt haben, dass der Mindestlohn in Deutschland der Beschäftigung kaum geschadet hat. Dazu beigetragen hat eine außergewöhnlich gute Konjunktur und das vorsichtige Verfahren: Betrug der Mindestlohn anfangs 8,50 Euro ist man jetzt bei 9,50 Euro. Für Juli kommenden Jahres sind – unter Dehnung der geltenden Regeln – 10,45 Euro festgelegt.
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Heike Göbel
Verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik, zuständig für „Die Ordnung der Wirtschaft“.
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