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#Sphinx, Skeptiker und Stratege bei RB Leipzig

Sphinx, Skeptiker und Stratege bei RB Leipzig

Am Weihnachtsmorgen vor fünf Jahren bekam Ralph Hasenhüttl, damals Trainer von RB Leipzig, eine Textnachricht auf sein Telefon. Sie stammte von Marcel Sabitzer, Leipzigs angehendem Mittelfeldstrategen zu dieser Zeit, ein Österreicher wie Hasenhüttl, der sich für die Unterstützung und das Vertrauen bedankte. „Das hat mich richtig geflasht“, sagt Hasenhüttl, der am Telefon immer noch so erfreut darüber klingt wie einst, als er die SMS erhielt.

„Nie im Leben hatte ich damit gerechnet“, sagt er. Was daran lag, dass er mit Sabitzer in den Monaten zuvor immer wieder Gespräche gehabt hatte, „die für keinen Trainer einfach sind“, wie Hasenhüttl sagt. Er hatte dem jungen Mann in die Augen geschaut, die regungslos geradeaus schauen können. „Er lässt dich komplett im Unklaren, ob deine Botschaft angekommen ist und was er davon hält“, sagt Hasenhüttl.

Sabitzer ist bis heute Leipzigs Enigma geblieben. Ein Rätsel, auch für jene, die zu Hasenhüttl kamen, der inzwischen den FC Southampton in der englischen Premier League trainiert. Auch Julian Nagelsmann hatte in den beiden vergangenen Jahren öfter berichtet, wie schwer es ihm, dem Menschenfänger, zuerst fiel, mit Sabitzer eine Chemie herzustellen. Nagelsmann spürte die Skepsis des Mannes, der ihm da gegenübersaß.

Sabitzer ist jetzt Kapitän

Eine Skepsis, wie er sie in dieser Form nicht kannte. „Um ihn von deinen Ideen zu überzeugen, sei es eine andere Position oder eine andere Taktik, brauchst du gute Argumente“, sagt Hasenhüttl. Sabitzer sei außerordentlich intelligent und folge einem Trainer erst, wenn er zu hundert Prozent von der Richtigkeit der Vorgaben überzeugt sei.

Sabitzer für sich zu gewinnen gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Trainers, wenn er mit RB Leipzig Erfolg haben will. Seit sechs Jahren im Klub, hat es der heute 27-Jährige mittlerweile zum Kapitän gebracht. Fast alle Entwicklungsstufen hat er mit dem Verein durchlaufen, ist von der zweiten Liga in die Bundesliga aufgestiegen, hat in der Champions League das Halbfinale erreicht und ist zweimal Zweiter geworden. Am Donnerstag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zum DFB-Pokal, in der ARD und bei Sky) soll nun der erste Titel mit RB folgen. Die Leipziger stehen zum zweiten Mal nach 2019 im Pokalfinale, im Berliner Olympiastadion geht es gegen Borussia Dortmund. Vor zwei Jahren hatten sie 0:3 gegen den FC Bayern verloren.

Unter Nagelsmann hat sich die Mannschaft weiterentwickelt, im Vergleich zu 2019 ist sie sicherer im Umgang mit dem Ball geworden und findet offensiv mehr Lösungen. Defensiv steht sie gewohnt stabil. Angriff und Abwehr zu verbinden fällt in das Aufgabengebiet von Sabitzer, der zum unumstrittenen Fixpunkt des Leipziger Spiels geworden ist. Er läuft Räume zu, gewinnt Zweikämpfe und initiiert Angriffe.

Sabitzer gehört zu den spielintelligentesten Fußballprofis der Bundesliga, auch deshalb hat Trainer Nagelsmann ihn etwas weiter zurück beordert. Im Zentrum vor der Abwehr spielt er nun defensiver als noch unter Hasenhüttl, was seiner Torgefahr aber nicht geschadet hat. Im Gegenteil. Neun Tore schoss er vergangene Saison in der Liga, sieben sind es dieses Jahr. Leistungen, die Begehrlichkeiten wecken.

Wann soll er wechseln?

Sabitzers Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, dann wäre er 28 Jahre alt. Bisher hat er keine Entscheidung über seine sportliche Zukunft getroffen. Nur immer wieder betont, dass der kommende Vertrag wohl der wichtigste seiner Karriere werden wird. Im Leben von Profisportlern gehen bestimmte Türen nur einmal auf, die Möglichkeit, noch mal etwas Neues kennenzulernen, dürfte seine letzte sein. Sollte Sabitzer jetzt nicht wechseln, wann dann? Immer wieder heißt es, José Mourinho sei ein großer Fan des Strategen. Als der Portugiese Trainer von Tottenham Hotspur war galten die Londoner als möglicher neuer Arbeitgeber für Sabitzer. Nun, da Mourinho AS Rom übernehmen wird, gibt es Gerüchte um einen Wechsel nach Italien.

Anders als Sabitzer wäre Leipzig eine schnelle Entscheidung lieb. Der Verein hat wenig Interesse daran, mit seinem konstantesten Spieler ergebnisoffen ins letzte Vertragsjahr zu gehen. Eine Verlängerung, die Sabitzer ebenfalls nicht ausschließt, würde nur zu gut in die Erfolgsmeldungen passen, die RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff vor dem Pokalfinale mit Kalkül verbreitet.

Verträge mit Leistungsträgern wie Peter Gulacsi und Willi Orban wurden gerade verlängert, Emil Forsberg soll zeitnah folgen. Gulacsi, Orban und Forsberg gehören wie Sabitzer zur ersten Generation Leipziger Bundesligaspieler. Sie sind nun auch die Ersten, die im Verein alt werden und ihre Karrieren womöglich dort beenden. Etwas, was bei RB mit seinem Jugendkonzept lange nicht gewollt war. Aber auch in dieser Hinsicht hat sich der Verein entwickelt.

Mitzlaff hatte sich in den vergangenen Wochen arg bemüht, positive Meldungen zu verschicken, um ja nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, dem Leipziger Fußballprojekt stünden nach Jahren des steten Aufstiegs schwierige Zeiten bevor. Dem Verlust von Abwehrchef Dayot Upamecano folgte der Verlust von Trainer Julian Nagelsmann, beide zieht es zum FC Bayern. Ausgerechnet.

Marsch folgt auf Nagelsmann

Ibrahima Konaté, ein weiterer hochtalentierter Innenverteidiger, könnte sehr bald zum FC Liverpool wechseln. Sollte in Sabitzer auch der Kapitän gehen, würden immer stärkere Zweifel an Mintzlaffs Ansage aufkommen, Leipzig werde auch in Zukunft ein konkurrenzfähiger Rivale der Münchner sein. Sabitzer hat sich zu alldem noch nicht geäußert, seine Gefühlswelt verbirgt er weiter so zuverlässig, wie er es immer getan hat.

Nach dem Pokalfinale wird Jesse Marsch das Traineramt von Julian Nagelsmann übernehmen. Marsch ist seit 2018 der vierte Trainer für Sabitzer. Wieder ein Neuanfang. Sabitzer könnte ahnen, dass er einem Titel mit RB Leipzig wohl kaum noch näher kommen dürfte als nun in diesem Pokalfinale.

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