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#„Straight outta Hessen“

„Straight outta Hessen“

Er spricht Hessisch und wurde in Frankfurt geboren. In den Augen anderer ist Omar Shehata trotzdem ein Migrant. Dass es vielen Deutschen mit ausländischen Wurzeln so geht, will der SPD-Kandidat mit seinem Wahlplakat deutlich machen. Dafür wird er nun rassistisch angefeindet.

Mit schwarzer Lederjacke, Jeans, moderner Hornbrille und weißen Turnschuhen sitzt ein junger Mann auf einem Geländer. Das linke Bein angewinkelt, stützt er sich lässig mit dem Arm ab, auf dem Gesicht ein Grinsen. Im Hintergrund ist verschwommen der blaue Schriftzug der Frankfurter Fußballarena zu sehen. „Straight Outta Hessen“ steht in Großbuchstaben in einer Ecke des Bildes.

Was auf den ersten Blick wie das Albumcover eines Musikers aussieht, ist das Wahlplakat von Omar Shehata. Der Frankfurter kandidiert bei der Kommunalwahl am 14. März auf Platz 27 der SPD-Liste. Wegen seines Plakats wird er auf sozialen Medien rassistisch angefeindet.

Ein Hip-Hop-Konzert mit den Jusos

„Soll der doch Politik machen in seinem Land“ und „Demnächst lernt er auch noch Deutsch“ – so lauten noch die harmloseren Sprüche, die sich Shehata auf Facebook durchlesen muss. Ein freier Journalist hatte ein Foto des Wahlplakats in diversen Gruppen in dem sozialen Netzwerk gepostet – zusammen mit der Frage, was Shehata damit meine. Dann gingen die Anfeindungen los. „Das soll heißen, er ist ein Frankfurter Bub“, erklärt ein Facebook-Nutzer.

„Das wird er niemals sein“, lautet eine Antwort. „Ich bin auch kein Mallorquiner, nur weil ich da Urlaube mache.“ Doch Shehata macht nicht Urlaub in Deutschland. Er wurde in Frankfurt geboren, hat dort sein Abitur gemacht und studiert. Mittlerweile arbeitet er im Marketing. „Ich bin ein typischer Frankfurter Jung, der halt irgendwo anders seine Wurzeln hat“, sagt der 25 Jahre alte Mann. Seine arabischen Eltern wurden in Deutschland sesshaft. Der Vater war Apotheker, die Mutter lehrt Deutsch als Fremdsprache.

Seit er 17 Jahre alt ist, engagiert sich Shehata für die SPD. Zu der Zeit entstand auch sein jetziger Wahlspruch „Straight Outta Frankfurt“, was so viel bedeutet wie „Direkt aus Frankfurt“. Noch in den Kinderschuhen seiner politischen Karriere, war ein Hip-Hop-Konzert die erste Veranstaltung, die Shehata mit den Jusos organisierte. „Die Idee dabei war, etwas für die Jugend zu machen und vor allem für Menschen, die nichts mit Politik zu tun haben, um sie an Politik heranzuführen“, sagt der Frankfurter.

Sie luden Rapper ein, weil sich gerade diese Art von Musik sehr intensiv mit Rassismus und sozialer Ungleichheit beschäftigt. Also veranstalteten sie 2009 zur Europawahl ein Konzert mit anschließender Podiumsdiskussion. Weil das ein Erfolg war, wurde es 2016 wiederholt, wieder unter dem Titel „Straight Outta Hessen“.

„Immer irgendwie anders als die anderen“

„Ich möchte mit dem Spruch auf meine persönliche Biographie hinweisen und darauf, wie ich an die Politik gekommen bin“, sagt Shehata. Außerdem habe er im vergangenen Jahr nach den Anschlägen in Hanau und mit der Black-Lives-Matter-Bewegung beobachtet, dass täglich Menschen auf die Straße gingen, „die so sind wie ich“. Wie er seien sie in Deutschland geboren, „aber immer irgendwie als die anderen, als die Fremden dargestellt worden“.

Mit Blick auf die Anschläge in Hanau im vergangenen Jahr ist es für Shehata wichtig zu sagen, dass auch die Opfer „Kinder dieses Landes“ waren. „Ich denke, so geht es hier vielen Menschen, die deutsch sind, aber von außen immer zu anderen, zu Fremden gemacht werden.“ Er selbst will nun ein Vorbild und eine Anlaufstelle sein. Der Frankfurter findet, dass man sich über Rassismus nicht nur beschweren dürfe, sondern auch etwas dagegen tun sollte.

Dafür erfährt er viel Unterstützung. Nachdem er mit einem Video auf Instagram auf die rassistischen Kommentare reagiert hatte, sprachen ihm viele Menschen Mut zu. Ein Bekannter sagte zu ihm: „Omar, lass dich von denen nicht ärgern. Die wissen alle, du bist mehr Frankfurter als die, weil: Du kannst Hessisch.“

Auch wenn Shehata schon in der Schule mit Rassismus konfrontiert wurde, war ihm das auf diese Weise, anonym und im Internet, neu. „Das hat mich unglaublich traurig gemacht“, sagt er. Nächtelang habe er nicht schlafen können, weil es ihn so belastet habe. Unterkriegen lässt er sich dennoch nicht. „Ich merke, das ist in Frankfurt ein sensibles Thema“, sagt er. „Und ich bin stolz, dass hier kein Platz für Rassismus ist.“

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