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#Stromlinienförmiger Aqua-Dino

„Stromlinienförmiger Aqua-Dino

Sein Aussehen wäre uns wohl vertraut erschienen – doch das kreidezeitliche Wesen, über das nun Paläontologen berichten, war mit den Wasservögeln nicht näher verwandt: Natovenator polydontus belegt, dass es Dinosaurier gab, die ähnlich an eine semiaquatische Lebensweise angepasst waren wie tauchende Vogelarten. Neben weiteren gemeinsamen Merkmalen belegt vor allem der stromlinienförmig gestaltete Körper, dass dieses kleine Wesen wohl gewandt unter Wasser schwimmen konnte. Der Fund erweitert damit frühere Hinweise auf semiaquatisch lebende Vertreter bei den sogenannten Nichtvogeldinosauriern, sagen die Wissenschaftler.

Sie waren keineswegs „Oldtimer“ der Evolutionsgeschichte: Die Paläontologie hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr aufgezeigt, wie ausgesprochen hochentwickelt und vielgestaltig die Dinosaurier waren. Ihre Erfolgsgeschichte wäre sicherlich auch weitergegangen, hätten sie nicht der Asteroideneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren gewaltsam von der Bühne der Evolutionsgeschichte gefegt. Nur eine spezielle Entwicklungslinie der Dinosaurier hat das Inferno überlebt: die Vorfahren der heutigen Vögel. Zur Unterscheidung der Gruppen werden die „klassischen“ Vertreter der Dinosaurier oft als Nichtvogeldinosaurier bezeichnet. Klar scheint, dass sich auch die vielfältigen Vertreter dieser Gruppe bereits an viele ökologische Nischen angepasst hatten, die später erneut von Säugetieren und den modernen Vögeln eingenommen wurden.

Ähnlich wie Wasservögel?

2017 lieferte eine Studie Hinweise darauf, dass dies auch für eine Lebensweise galt, wie sie heutige Vögel aufweisen, die im Wasser auf Jagd gehen: Paläontologen hatten bei dem Dinosaurier Halszkaraptor escuilliei Merkmale festgestellt, die auf eine semiaquatische Lebensweise und Wasservogel-artige Eigenschaften hindeuteten. Vor allem seine auffallend abgeflachten Vordergliedmaßen ließen darauf schließen, dass er sie wie die Flossen eines Pinguins beim Tauchen eingesetzt haben könnte. Doch die fossilen Überreste ließen keine genaueren Rückschlüsse auf die Körperform des Tieres zu. Nun berichten die Forscher um Sungjin Lee von der Seoul National University jedoch über ein Wesen, bei dem neben weiteren auch dieser Aspekt zu einer semiaquatischen Lebensweise passt.

Die Ergebnisse basieren auf der Untersuchung eines Fossils aus der Provinz Omnogovi in der Mongolei, das auf die späte Kreidezeit datiert wird. Es zeigt das Skelett eines nur etwa 30 Zentimeter großen Theropoden – eines Vertreters der zweibeinig laufenden Dinosaurier. Den grundlegenden Merkmalen zufolge ist er nicht der Gruppe der Vorfahren der Vögel zuzuordnen. Neben dem Schädel, der Wirbelsäule, einer Vordergliedmaße und den Hinterbeinen umfasst das Fossil einige Rippenknochen. Somit waren nun auch Rückschlüsse auf die einstige Körperform des Tieres möglich, berichten die Paläontologen.

„Schneidig“ im Wasser unterwegs

Wie die Analysen der Überreste zeigten, war der kleine Dino offenbar mit Halszkaraptor verwandt und besaß ebenfalls Merkmale, die zuvor als Hinweise auf eine räuberische Lebensweise im Wasser interpretiert wurden. Dies prägte auch den Namen, den die Wissenschaftler der neuen Art gaben: Natovenator polydontus bedeutet so viel wie „Schwimmender Jäger mit vielen Zähnen“. Auch in seinem Fall ist zu vermuten, dass er seine auffallend abgeflachten Vordergliedmaßen beim Tauchen wie Flossen eingesetzt hat. Mit seinem langen Hals und seinem scharfen Gebiss machte er so möglicherweise gewandt Jagd auf Fische.

Für heutige Tiere mit dieser Lebensweise ist dabei allerdings ein weiteres Merkmal typisch: Ein stromlinienförmiger Körper sorgt bei ihnen für reduzierten Wasserwiderstand bei der Fortbewegung. Genau dafür fanden Lee und seine Kollegen nun auch Hinweise im Fall von Natovenator polydontus. Die Forscher stellten fest, dass die Rippen des Tieres auffallend zum hinteren Teil des Körpers ausgerichtet waren, wie es auch bei tauchenden Vogelarten der Fall ist. Wie sie erklären, entsteht dadurch eine stromlinienförmige Körperform. Darüber hinaus spiegelt sich in den Merkmalen der Rippen auch eine Art der Komprimierung des Brustkorbs wider, wie sie von aquatisch lebenden Reptilien bekannt ist, berichten die Paläontologen.

Unterm Strich geht aus den Befunden damit hervor, dass Natovenator polydontus Anpassungen besaß, die ein Leben als semiaquatischer Räuber nahelegen, resümieren Lee und seine Kollegen. Es handelt sich somit um einen weiteren Beleg dafür, welch vielfältige Formen und Strategien auch die Vertreter der Nichtvogeldinosaurier hervorgebracht haben, sagen die Wissenschaftler.

Quelle: Communications Biology, doi: 10.1038/s42003-022-04119-9

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