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#Sturm auf die Kanaren

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Sturm auf die Kanaren

Ramón Mayor ist einer der Letzten seiner Zunft. Zuerst sieht man ihn kaum kommen, im Gegenlicht der schon tiefstehenden Sonne. Aber das Blöken und Gemecker seiner Herde haben ihn schon angekündigt, ehe die Silhouette des Mannes an Statur gewinnt. Der verbeulte Hut, der einen Schatten über das Gesicht wirft, das grün-weiß karierte Hemd, die über die Schulter geworfene grobe Decke. „Buena tarde“, grüßt der 58-Jährige und lässt wie auf den Kanaren üblich das „s“ am Ende der Worte weg. Er treibt seine Schafe und Ziegen von der Straße fort einen kleinen Abhang hinunter, wo sie sich an Gräsern, Disteln und ein bisschen Salbei für die Nacht stärken sollen.

Wenn der Kaffee wieder blüht

„Es hat zu wenig geregnet, es gibt nicht viel Futter.“ Mayor wiegt den Kopf. Bald, sagt er, würden sie wohl weiterziehen. Seit er denken kann, macht er das so. Wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater vor ihm. Jahrein, jahraus lotst er seine Tiere über Gran Canaria auf der Suche nach Weideplätzen. 18 Hirten sind sie noch hier im gebirgigen Norden der Insel, die als Halbnomaden diese mehr als zweitausend Jahre alte Tradition der „Trashumancia“, der Wanderweidewirtschaft, aufrechterhalten. „Manchmal ist das schon hart.“ Aber wenn sie gute Nahrung finden und die Tiere ausreichend Milch geben, macht Mayors Frau Margarita daraus den für Gran Canaria typischen Blumenkäse Queso de Flor de Guía. Und dass er trotz mancher Entbehrungen einen der schönsten Arbeitsplätze der Welt hat, davon ist Mayor überzeugt.

Ramon Mayor und seine Ziegen und Schafe.


Ramon Mayor und seine Ziegen und Schafe.
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Bild: Karin Finkenzeller

Die vor allem in den Wintermonaten liebste Insel vieler Deutscher ist insbesondere wegen ihrer Dünen und weitläufigen Sandstrände im Süden bekannt. Maspalomas und Playa del Inglés sind die Hochburgen des Tourismus, und seit die Bundesregierung im Oktober alle Kanarischen Inseln pünktlich zu Beginn der hiesigen Saison von der Liste der Corona-Risikogebiete gestrichen hat, hoffen sie hier auf die Rückkehr der Gäste. Weniger bekannt ist allerdings, dass Gran Canaria auch für Wanderer und Spaziergänger attraktiv ist, die gerade jetzt auf wenig ausgetretenen Pfaden unterwegs sein wollen. Solchen eben, denen auch der Hirte Ramón Mayor und seine Herde folgen. Dabei lassen sich überraschende Entdeckungen machen.

Im Tal von Agaete beginnt Victor Lugo den Tag mit einer Tasse Kaffee aus eigener Produktion. „Da staunen Sie, was?“, amüsiert er sich. Denn auf der Finca La Laja tut seine Familie das bereits seit fünf Generationen. Sie besitzt die am weitesten nördlich gelegene Kaffeeplantage der Welt und die einzige in Europa. Jetzt im November und Dezember blühen die Kaffeebäume weiß wie Jasmin. Auch ihr süß-blumiger Duft ist ähnlich. Lugo reicht einen frisch gebrühten Espresso mit Bohnen der vergangenen Ernte. Schwarz, ohne Zucker. Nichts soll den Geschmack des Kaffees trüben. Es gibt jedes Jahr nur rund 4000 Kilogramm davon, und Lugo wacht so eifersüchtig darüber, dass er kein Gramm exportiert.

Tal von Agaete


Tal von Agaete
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Bild: Picture-Alliance

Dass die einst aus Kuba eingeführten Pflanzen der Kaffeesorte Arábica Típica auf Gran Canaria so gut gedeihen, hat mit der Lage des Tals zu tun. Es ist warm und feucht. Ringsum ragen wie mächtige Riesen bizarre Felsformationen aus Vulkaneruptionen empor. An ihre Hänge stoßen die aus dem Nordosten kommenden Passatwolken, sind zum Aufsteigen gezwungen und geben ihr Wasser in Form von Nebel langsam ab.

Wer hoch genug wandert im Norden der Insel, stößt durch diese tiefliegende Wolkendecke und fühlt sich mit einem Mal wie im Märchen von Hans und der Bohnenranke. Die Stille ist beinahe vollkommen. Maspalomas, Playa del Inglés, das Meer und auch die Hauptstadt Las Palmas liegen unter dem Teppich verborgen. Darüber tut sich auf, was der Schriftsteller und Philosoph Miguel de Unamuno als „versteinerten Sturm“ beschrieb: Berge wie in Hagel, Blitz und Donner geformt, Schluchten so mächtig wie die Canyons in den Vereinigten Staaten. Der Roque Nublo, eines der Wahrzeichen der Insel, ragt wie eine Kathedrale empor und war wohl den Ureinwohnern heilig. Ebenso wie der nahe Roque Bentayga. In der Ferne erscheint es, als schwebe ein Gipfel über den Wolken. Es ist der Vulkan Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa.

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