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#Wer lieber nicht mitdemonstriert

„Wer lieber nicht mitdemonstriert“

­Wer in diesen Tagen bei Alice Schwarzer anruft, erlebt eine Frau in Schräglage: Je mehr Ge­genwind sie bekommt, desto mehr lehnt sie sich nach vorne. So war es schon im­mer: Widerspruch macht sie nicht kleinlaut, sondern stachelt sie an. Und Widerspruch gibt es reichlich gegen ihre Kundgebung „Aufstand für Frieden“ am Wo­chenende in Berlin, zu der sie gemeinsam mit Sahra Wagenknecht aufgerufen hat.

Oliver Georgi

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Schon dass die Emanzipationsikone Schwarzer ausgerechnet mit Wagenknecht gemeinsame Sache macht, die vielen als unbelehrbare „Putin-Versteherin“ gilt, hat viele aufgeregt. Noch skandalöser finden sie aber, dass beide am Brandenburger Tor wohl dieselben Forderungen erheben werden wie schon in ihrem „Manifest für Frieden“: ein Ende der „Eskalation“ bei den Waffenlieferungen an die Ukraine, ein faktisches Einfrieren der Front, schnellstmögliche Verhandlungen mit Putin, ohne von einem Rückzug der Russen zu sprechen.

Ein Verrat an der Ukraine sei das, sagen Kritiker, nur weil man die Angst ums eigene Leben nicht mehr aushalte. Schwarzer sagt: Wer in dieser Situation keine Angst habe, sei „entweder dumm oder zynisch“. Dann spricht sie von einem „Einschüchterungsmanöver“ und einer „völligen Ignoranz der Realität“, weil man den Menschen jetzt auch noch verbieten wolle, Angst zu haben. Schräglage im Gegenwind. Dabei sind ihre Kritiker gar nicht furchtlos, sondern haben auch Angst. Vor dem Leid nämlich, das kommt, wenn man Putin gewähren lässt.

Die Rechtspopulisten frohlocken schon

Mehr als 600.000 Menschen haben das Manifest mittlerweile unterschrieben, und auch für die Kundgebung rechnet Schwarzer mit großem Andrang. Von einer „regelrechten Bürgerbewegung“ schwärmt sie. Doch die Breite dieser Bewegung ist selbst manchen der 67 Erstunterzeichner des Manifests mittlerweile unheimlich. Sie fürchten, dass der „Aufstand“ in Berlin zur Publicity-Show für Rechtspopulisten und Rechtsradikale werden könnte. Zwar werden der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla, dessen Unterschrift unter dem Manifest viele Erstunterzeichner entsetzte, und seine Ko-Vorsitzende Alice Weidel nicht teilnehmen. Auch der Thüringer Rechtsex­tremist Björn Höcke plant das nach F.A.S.-Informationen nicht. Trotzdem machen rechtsradikale Gruppen seit Wochen für die Kundgebung mobil. Jürgen Elsässer, Herausgeber des verschwörungstheoretischen Magazins „Compact“, frohlockte in Videos schon, die Veranstaltung sei eine „Riesenchance“ für eine „Querfront“. „Patriotische Nationalpazifisten“ sollten in Berlin zu Tausenden erscheinen, um die Kundgebung „mit Deutschlandfahnen zu fluten“, forderte er.

Friedenskundgebung am 18. Februar in München während der ­Sicherheitskonferenz


Friedenskundgebung am 18. Februar in München während der ­Sicherheitskonferenz
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Bild: Imago

Anfangs mussten sich die Unterstützer des „Manifests“ vor allem fragen lassen, wie man „Frieden“ um fast jeden Preis fordern und trotzdem glauben kann, die Ukraine nicht zu verraten. Jetzt ist eine Frage dazugekommen: Wie sehr stellt es rechtschaffene Demokraten ins Zwielicht, wenn Rechtsradikale applaudieren und am Brandenburger Tor neben Friedensfahnen womöglich auch rechtsextreme Banner wehen? Kann man da noch reinen Herzens mitdemonstrieren?

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