#Dabei sein ist alles
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„Dabei sein ist alles“
Die großen Parteien haben früh klargemacht, wohin die Reise für ihre Spitzenkandidaten gehen soll. Im Kanzleramt wollen CDU und CSU Armin Laschet sehen, die Sozialdemokraten ihren Olaf Scholz und die Grünen Annalena Baerbock. Nur die FDP hat andere Pläne. Sie schickt ihren Parteichef als Kandidaten für den Posten des Bundesfinanzministers ins Rennen. Christian Lindner ist weder von einem Parteitag noch von den FDP-Mitgliedern in diese Position gebracht worden. Er hat sich gewissermaßen selbst eingewechselt: Zuerst zögernd in Zeitungsgesprächen, dann immer klarer in seinen Wahlkampfauftritten hat Lindner die Absicht angemeldet, bei einer Regierungsbeteiligung der FDP das Finanzministerium zu übernehmen. Anfangs nannte er es noch „ein Angebot“. Aber seitdem er im Juli seine Sommer-Tournee an der Küste und in den Bergen begann, wurde ein Anspruch daraus. Es ist ein taktischer Zug, der vielen Überlegungen folgt.
Der Schritt erinnert zunächst unweigerlich an die höheren Ambitionen, die einst Lindners Vor-Vorgänger Guido Westerwelle hegte. Im Bundestagswahlkampf 2002 krönte der sich formell selbst mit dem Titel eines Kanzlerkandidaten. Das geschah damals per Akklamation auf einem Bundesparteitag, die Ausrufung übernahm dann der FDP-Ehrenvorsitzende Hans-Dietrich Genscher. Ein ernst zu nehmendes Wahlkampfmanöver war es trotzdem nicht, auch wenn es vollmundig von der Zielgröße „18 Prozent“ begleitet wurde. Am Wahlabend musste sich die FDP dann mit 7,4 Prozent zufriedengeben. Lindner belebt nun indirekt die lauten Ambitionen Westerwelles, aber er wählt ein bescheideneres Ziel.
Diesmal kein Zweifel am Willen, mitzuregieren
Der heutige FDP-Vorsitzende muss immerhin zurechtkommen in einer Parteienszenerie, die immer bunter und unübersichtlicher wird. Neben den drei Gruppen, die mit ihren Kanzlerkandidaten den Führungsanspruch in einer künftigen Regierung erheben, gibt es noch drei weitere Parteien, die mit Sitzen im nächsten Bundestag rechnen können. Die FDP ist allerdings – anders als AfD und Die Linke – die einzige von ihnen, die keinen Zweifel an ihrem Willen lässt, künftig mitzuregieren. Darüber hinaus erzielt die Partei mit der Kandidatur den Effekt, das dramatische Ende der Sondierungsgespräche im November 2017 zu relativieren.
Damals stieg die FDP nach langen Verhandlungen aus den Sondierungsgesprächen mit den Unionsparteien aus. „Lieber nicht regieren als schlecht regieren“ lautete an jenem Überraschungsabend Lindners Ausstiegsformel. Nicht nur die anderen Beteiligten, auch viele Anhänger der FDP nahmen ihm das übel. Damals verhandelten die Freien Demokraten ja schon länger als einen Monat in vielen Sondierungsrunden mit, bevor sie zum Schluss kamen, das Ergebnis genüge ihnen nicht. Jetzt soll es umgekehrt laufen. Die FDP will schon vor den Verhandlungen, ja vor dem Wahlergebnis wenigstens für sich klären, unter welchen Bedingungen sie gern an der nächsten Bundesregierung beteiligt wäre.
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