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#„Das hat nichts mit Professionalität zu tun“

„„Das hat nichts mit Professionalität zu tun““

Für Sonntag hatte Katharina Steinruck eine Premiere geplant. Beim Frauen-Marathon in Nagoya wollte die 33 Jahre alte Leichtathletin der Frankfurter Eintracht erstmals an der Startlinie stehen und auf Anhieb die Norm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris unterbieten, die bei 2:26:50 Stunden liegt. „Ich mag Japan“, erklärt die deutsche Meisterin von 2017. Schon ihre Mutter Katrin Dörre-Heinig, Olympiadritte in Seoul 1988, sei während ihrer Karriere viel dort gelaufen, und man fühle sich in dem asiatischen Land als Sportlerin sehr willkommen und wertgeschätzt.

Doch wieder einmal muss die Hessin umdenken: Aus einem Trainingslager in Andalusien war sie Mitte Februar mit einer Nasennebenhöhlenentzündung zurückgekehrt. „Ich habe Kopfschmerzen gehabt, nasal geredet“, und die Energie sei weg gewesen, erzählt sie mit noch immer verstopft klingender Stimme. Mit niedriger Pulsfrequenz kann sie weiterhin üben, an ein Rennen ist jedoch nicht zu denken.

„Das ärgert mich tierisch“, sagt Steinruck. Während der Pandemie habe sie zwar gelernt, es entspannter hinzunehmen, wenn etwas nicht wie vorgesehen funktioniert, und stets noch einen Plan B, C und D parat zu haben. In den vergangenen Monaten wurde die Geduld der Langstreckenspezialistin allerdings arg strapaziert.

Tritt in ein Schlagloch

Nach einem ersten Halbjahr 2022, das mit Bestzeiten über 10.000 Meter auf der Bahn sowie über fünf Kilometer sowie im Halbmarathon auf der Straße und einer Bronzemedaille beim Europacup in Pacé fast perfekt gelaufen war für die gebürtige Leipzigerin, sollte sich ausgerechnet bei den Europameisterschaften in München das Pech einschleichen.

Während des Rennens durch die bayerische Hauptstadt trat Steinruck in ein Schlagloch und knickte um. Zwar gab sie nicht auf, das sei wegen der begeisterten Zuschauer an der Strecke nicht infrage gekommen, doch über das gewonnene Team-Gold konnte sich die 15. der Einzelwertung nicht wirklich freuen.

Das Auskurieren der Verletzung, unter anderem eine Überdehnung aller drei Außenbänder samt Knochenödem, zog sich bis in den November hinein. Einen Einsatz bei den europäischen Polizeimeisterschaften musste die Oberkommissarin aus ihrem Kalender streichen. Beim Silvesterlauf in Trier ihren Titel zu verteidigen, fiel ebenfalls aus: Über Weihnachten saß die gesamte Familie mit positivem Corona-Testergebnis zu Hause.

Katharina Steinruck weiß noch nicht, ob sie bei den Olympischen Spielen an der Startlinie steht.


Katharina Steinruck weiß noch nicht, ob sie bei den Olympischen Spielen an der Startlinie steht.
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Bild: Ilkay Karakurt

Die Rückschläge hätten sie „einiges gekostet“, sagt Steinruck. Sie versuche jedoch, stets das Beste aus allem zu machen. „Es nutzt mir ja nichts, darüber zu philosophieren, was gewesen wäre, wenn“, sagt sie. So steckte Steinruck im Herbst ihre ganze Energie in den Umbau des Hauses, das sie und ihr Ehemann im Sommer in Waldsolms gekauft hatten, und zieht jetzt Positives daraus, noch mal an Grundlagen arbeiten zu können. Ab April soll es wieder zu ersten Läufen auf die Straße gehen, im Herbst peilt Steinruck den nächsten Marathon an.

Die Weltmeisterschaft im August in Budapest spielt keine Rolle mehr für sie. Ob ein Lauf über die klassische Strecke unterhalb der festgesetzten Maßgabe reicht, um für die Spiele in Frankreich die Koffer packen zu dürfen, sei „die Frage aller Fragen“. Nicht nur wegen der starken Konkurrenz im deutschen Team. Obwohl der Qualifikationszeitraum bereits seit Dezember läuft, seien die deutschen Kandidaten noch nicht darüber informiert, wie im Detail die Kriterien für die Qualifikation lauten. Ob die Athleten beispielsweise noch einen weiteren Leistungsnachweis erbringen müssen, um nach Paris fahren zu dürfen.

Steinruck ärgert sich darüber, „das hat nichts mit Professionalität zu tun“, sagt sie. In ihrer Disziplin müsse man langfristig planen, und die Vorgaben des Weltverbandes stünden seit Ende des Jahres fest. „Wir Straßenläufer fahren bei Männer und Frauen mit die meisten Punkte für den Verband ein, aber wir haben bei ihm keinerlei Ansehen“, sagt die Olympiateilnehmerin von 2021.

Dass es auf der Bundestrainerstelle eine Wechsel gab, habe nichts damit zu tun, dass es offenbar noch keinen Beschluss zu dem Thema Olympia-Qualifikation gibt. Steinrucks Mutter hatte ihren Vertrag mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zum 31. Dezember 2022 gekündigt; den Stab übernahm der frühere Hindernisläufer und langjährige Asics-Marketingmanager Matthias Kohls.

„Ich habe bei meinen Eltern lange genug miterlebt, dass solche Entscheidungen nicht bei den Bundestrainern liegen“, sagt die Sportlerin, deren Vater Wolfgang Heinig früher ebenfalls eine DLV-Stelle innehatte. Die Wertschätzung von Vertretern ihrer Disziplin, die sie woanders genießt, würde Steinruck sich auch in ihrem eigenen Land wünschen.

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