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#Kommt jetzt die Vier-Tage-Woche?

In der Werkshalle der Lyrd GmbH arbeiten an diesem Dienstag gut ein Dutzend Mitarbeiter. Es riecht wie in einem Nagelstudio, nach Lösungsmitteln und scharfen Chemikalien, obwohl die Eingangstore zur Halle weit geöffnet sind. Hier werden Carbonteile für Sportwagen hergestellt: Heckflügel, Radkappen, Lüftungen. Die glänzenden, schwarzen Teile ruhen auf Tischen und Gestellen, bereit, verpackt zu werden. In einem abgetrennten Raum sitzen oder stehen hinter großen Pulten die Mitarbeiter, ein jeder in seine Aufgabe vertieft. Es wird geformt, geschliffen, laminiert, lackiert. Sie sind schon seit sieben Uhr morgens hier, jetzt ist es Mittag, die Pause naht. Bis Feierabend vergehen noch mal einige Stunden. Erst um Viertel vor fünf können Latexhandschuhe und Arbeitskluft abgelegt werden.

Anna Sophie Kühne

Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Ein langer Tag. Doch dafür wartet auch ein langes Wochenende, an dem die Beschäftigten mit ihren Kindern auf den Campingplatz fahren oder gleich morgens ins Fitnessstudio gehen können. Hier, in einem kleinen Ort vor den Toren Stuttgarts, lässt sich bereits heute erleben, was einigen als das Arbeitsmodell der Zukunft gilt: die Viertagewoche.

„Gemeinsam Zeit mit unserer kleinen Tochter verbringen“

Immer häufiger ist von der Viertagewoche die Rede. Die IG Metall diskutiert sie für die Beschäftigten der Stahlbranche. Der Bundesverband der Arbeitgeberverbände (BDA) warnt hingegen davor, sie vorzuschreiben. Auch Unternehmerverbände sind eher skeptisch. Doch wie weit fortgeschritten ist die Umsetzung in der Praxis überhaupt? Eine Antwort darauf gibt eine kürzlich erschienene Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böck­ler-Stiftung. Demnach erledigen aktuell nur zwei Prozent der Vollzeitbeschäftigten ihre Arbeit an vier Tagen. Das könnte sich allerdings ändern, denn der Wunsch der Deutschen nach drei freien Tagen in der Woche ist groß. 81 Prozent der Befragten können sich eine Viertagewoche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit vorstellen, 73 Prozent allerdings nur dann, wenn sie dabei mindestens genauso viel verdienen wie bisher mit fünf Arbeitstagen.

Der volle Lohnausgleich war auch den Mitarbeitern von Lyrd wichtig. „Wenn die Viertagewoche bedeutet hätte, dass ich weniger verdiene, hätte ich wohl nicht dafür gestimmt“, sagt Monika Vujkovic, die zusammen mit ihrem Mann bei Lyrd arbeitet. Das Unternehmen hat mit der Einführung des neuen Arbeitszeitmodells die wöchentliche Arbeitszeit reduziert. Statt 40 Stunden an fünf Tagen nur noch 36 Stunden an vier Tagen. „Jetzt können wir an den freien Tagen gemeinsam Zeit mit unserer kleinen Tochter verbringen“, so Vujkovic. „Das finde ich toll.“ Da die Mitarbeiter von Lyrd immer abwechselnd am Montag oder Freitag freihaben, haben sie zweimal im Monat sogar ein Wochenende von vier Tagen.

Die Idee zur Viertagewoche hatte Betriebsleiter Daniel Scheuerle, als er mit einem Freund abends ein Bier trinken war. „Da habe ich ihm mein Leid geklagt, was unsere Qualitätsprobleme angeht“, berichtet der 29-Jährige. Das Unternehmen, das vergangenes Jahr rund eine Million Euro Umsatz gemacht hat, produziert fürs Luxussegment, jedes Teil muss perfekt sein. Und jedes Staubkorn unter der Lackierung bedeutet teuren Ausschuss. „Irgendwann habe ich die Viertagewoche in den Raum geworfen, aber eigentlich war das gar nicht so ernst gemeint“, erinnert er sich. Doch je länger er darüber gesprochen habe, desto mehr verfestigte sich der Gedanke: Warum eigentlich nicht?

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