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#Gefoltert in Guantánamo Bay

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Gefoltert in Guantánamo Bay

Als Mister X am 8. Juli 2003 zum ersten Mal den Verhörraum betritt, trägt er einen Blaumann, eine Sturmhaube und eine verspiegelte Sonnenbrille. Der Mann, der ihm gebückt gegenübersteht, weil er am Boden festgekettet ist, ist Mohamedou Ould Slahi, der Gefangene Nummer 760 in Guantánamo Bay, dem Lager des US-Marinestützpunkts auf Kuba. Es ist der Tag, der das Leben beider nachhaltig verändert. Slahi zählt nach Ansicht der amerikanischen Regierung zu den gefährlichsten Terroristen der Welt und stellt eine Bedrohung dar. Mister X soll ihm in den folgenden Wochen und Monaten unter Folter Informationen entlocken. Doch Slahi schweigt.

Die Amerikaner nehmen an, dass Slahi einer der Hintermänner des Anschlags auf das World Trade Center vom 11. September 2001 ist und Informationen über Al-Qaida besitzt. 1990 ließ sich Slahi in Afghanistan in einem Lager der Terrorgruppe ausbilden und leistete einen Treueschwur auf Osama Bin Laden. Für die Zeit danach gibt es zwei Versionen seiner Geschichte: die der USA vom Al-Qaida-Terroristen.

Slahi will nach Deutschland

Und die von Slahi, der beteuert, dieses Kapitel nach seiner Rückkehr 1992 nach Deutschland, wo er 1990 ein Stipendium erhalten hatte, abgeschlossen und alle Verbindungen gekappt zu haben. Doch das stimmt nicht ganz: Zu seinem Cousin Abu Hafs al-Mauritani, einem Vertrauten von Bin Laden, und einigen anderen hatte er Kontakt. Weil sie Freunde gewesen seien, sagte Slahi im Gespräch mit der Wochenzeitung Die Zeit, nicht wegen Al-Qaida. In den Vereinigten Staaten glaubt ihm das damals niemand.

Nach 14 Jahren Gefangenschaft ohne Anklage, regulärem Gerichtsverfahren und Beweisen lassen die Amerikaner Slahi 2016 frei. Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem der Gepeinigte eins will: die Menschen finden, die ihn gefoltert, geschlagen und erniedrigt haben. Er erzählt John Goetz, einem Investigativjournalisten des Norddeutschen Rundfunks, davon. Der macht sich mit Kollegen der Zeit auf die Suche nach dem „Special Project Team“, das gefoltert haben soll, und spürt viele auf. Einer aus dem Team räumt erstmals öffentlich ein, es habe sich um „Folter“ gehandelt. Zuvor hatten sich Mitglieder des Verhörteams nur intern geäußert.

Die Geschichte wird mit dem Dokumentarfilm „Slahi und seine Folterer“ von John Goetz in unterschiedlichen Fassungen in den nächsten Tagen ausgestrahlt. Slahi selbst kommt zu Wort, ebenso seine Folterer, deren Methoden immer grausamer wurden. Eine Analystin des „Special Project Teams“, die Slahi befragte, bestätigte, die „speziellen Vernehmungsmethoden“ im Fall Slahi seien vom damaligen Verteidigungsminister Donald Rumsfeld persönlich genehmigt worden. Richard Zuley gelang es schließlich als Leiter des „Special Project Teams“, dass Slahi einknickte und – auch unter Gewaltandrohung gegenüber seiner Mutter – Informationen lieferte. Die stellten sich nach mehrmaligen Lügendetektortests jedoch als falsch heraus. Denn so war das schon im Mittelalter: Unter Folter gestehen Menschen alles.

Der Dokumentarfilm von Goetz bringt sie zusammen: einen der Folterer, Mister X, der unerkannt bleiben will, bereut und zu zerbrechen scheint, aber Slahi weiter für einen Terroristen und „brillanten Lügner“ hält. Und Slahi, der ihnen vergeben hat und sich in Mauretanien befindet. Eine Einreisegenehmigung nach Deutschland erhält er nicht. Dort lebt seine Frau, eine amerikanische Menschenrechtsanwältin, die er während seiner Inhaftierung kennenlernte. Mit ihr hat er einen gemeinsamen Sohn, der 2019 geboren wurde.

Slahi und seine Folterer findet sich bei Arte.tv und in der ARD Mediathek. Am 7. September läuft der Film um 21.50 Uhr auf Arte. Eine längere Fassung ist am 8. September, 21.40 Uhr, in der ARD Mediathek verfügbar und läuft am 14. September, 22.50 Uhr, im Ersten. Hinzu kommen der Podcast „Slahi – 14 Jahre Guantánamo“ und ein Beitrag, der am Donnerstag, 2. September, um 21.45 Uhr in der ARD im Magazin Panorama ausgestrahlt wird.

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