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#Gesegnete Radzeit

„Gesegnete Radzeit“

Die Uferstraße rund um den Comer See ist schmal und schlängelt sich durch kleine Orte, über mittelalterliche Brücken und durch Gassen, die einmal für Pferdefuhrwerke gedacht wa­ren. Heute beherrschen SUVs, Wohnmobile und Busse die Fahrbahn, jede Begegnung mit dem Gegenverkehr wird zu einem Duell, einem Ringen um Zentimeter. Mitten in diesem Kampfgewühl ziehen buntbekleidete Rennradfahrer ihre Bahn, unbeirrt und unbeeindruckt vom Chaos. Tollkühn und todesmutig tummeln sie sich wie Goldfische im Hechtteich zwischen Lastern und Limousinen und vertrauen offenbar fest auf einen Schutzengel, der sie unbeschadet durch diese höllische Hektik geleitet. Und den gibt es tatsächlich, gar nicht weit von hier!

Wer in Erba von der Hauptstraße nach Norden abzweigt, gelangt unvermittelt in eine stille Berglandschaft. Der Ghisallo-Pass verläuft durch wohltuend grüne Wälder, immer wieder begleitet von Wildbächen. In zahlreichen Kurven geht es stetig bergauf, es wundert uns nicht, dass wir mehrere Radfahrer überholen, die ihr geliebtes Gefährt schieben. Die 17 km lange Strecke, die vielfach auch eine Etappe des Giro d’Italia war, ist aufgrund ihrer starken Steigung bei Radsportlern beliebt und gefürchtet zugleich. Wer die 511 Hö­henmeter geschafft hat und auf dem Grat ankommt, ist für eine Pause dankbar.

Pilgerort erfolgreicher Radsportler

Genau hier oben steht ein blendend weißes Kirchlein mit Glockenturm, das der Madonna del Ghisallo gewidmet ist. Der kleine überdachte Vorplatz mit seinen Rundbögen lädt zum Ausruhen im Schatten ein. Wer aber in die Kirche geht, erlebt eine Überraschung. Direkt neben dem Altar mit dem Gemälde der Muttergottes haben offenbar Küster oder Messdiener ihre Fahrräder abgestellt. Eine leichte Empörung regt sich im Besucher, die einer großen Verblüffung weicht, wenn man sich genauer umschaut. Rundum im Raum, knapp unter der Decke, hängt dort ein Fahrrad neben dem anderen. Die Wände sind tapeziert mit bunten Wimpeln, Fotos und Trikots. Was ist hier los?

Wer vom Strampeln genug hat, genießt einfach mal in Ruhe die Aussicht


Wer vom Strampeln genug hat, genießt einfach mal in Ruhe die Aussicht
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Bild: Getty

Weil der Ort Magreglio häufig Zielpunkt der Lombardeirundfahrt und anderer Radrennen war, hatte der Dorfpfarrer die geniale Idee, Rad und Religion zu kombinieren und die Madonna zur Schutzheiligen der Radsportler zu erklären. Dem Ruhm seines Sprengels könnte das nebenbei sicher auch nicht schaden. Pater Ermelindo Viganò lächelt uns verschmitzt und selbstbewusst entgegen, die Bronzebüste zeigt einen klugen, pfiffigen Mann, der weiß was er will. Hartnäckig muss er zu­dem gewesen sein, denn am 13. Oktober 1949 ernannte der Vatikan tatsächlich die Madonna del Ghisallo zur Schutzpatronin der Radfahrer. Eine Säule in der Mitte der Kirche zeigt Papst Pius XII., wie er Radler segnet und ihnen die Hostie reicht, oben darauf lehnt ein stilisiertes Rad am ewigen Licht.

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