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#Auf der ständigen Suche nach der goldenen Mitte

Auf der ständigen Suche nach der goldenen Mitte

Vor wenigen Wochen teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit, dass 26 Prozent der Menschen in Deutschland einen sogenannten „Migrationshintergrund“ haben. Das Zusammenleben diverser Kulturen und verschiedener Traditionen und Wertvorstellungen wird zur Normalität in diesem Land – auch bei Menschen, die heute in Deutschland eine Familie gründen. Welche Rolle spielen bei interkulturellen Paaren die verschiedenen Werte und Bräuche? Welche Schwierigkeiten, welche Chancen bringt die Begegnung der Kulturen mit sich? Und was bedeutet das alles für die Vorstellungen von Familie, die in Deutschland gängig sind?

Wir haben sechs junge Paare getroffen, die aus mehr oder weniger unterschiedlichen Kulturen kommen. Sie leben in deutschen Städten, planen eine Zukunft in Deutschland; die meisten von ihnen haben Kinder, die hier geboren sind und hier höchstwahrscheinlich aufwachsen werden. Deutschland ist ihr Land. Gleichzeitig spielen in ihrem Leben die Gepflogenheiten und Konventionen, die aus anderen Kulturräumen stammen, eine wichtige Rolle.

„Missverständnisse sind häufig gar nicht kulturell“

Beziehungen sind nicht immer einfach. Konflikte gehören in jeder Paarbeziehung dazu – auch dann, wenn beide Partner aus demselben Land kommen. Doch bringt der kulturelle Clash im Familienalltag nun besondere Konflikte mit sich? Geht man von den ersten Mitteilungen mancher der Interviewpartner aus, könnte man denken, kulturelle Unterschiede würden kaum zu Problemen führen.

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Hélène und Julius wohnen in Stuttgart mit ihren zwei kleinen Söhnen, im Herbst werden sie ein drittes Kind bekommen, diesmal ein Mädchen. Hélène kommt aus Hénin-Beaumont in Frankreich, ist 36 Jahre alt und arbeitet als Dozentin in Straßburg. Sie beschreibt sich als ein „Produkt der französischen Kultur“ – jedenfalls was „Essen, Erziehung und Republikanismus“ angeht. Julius wurde vor 38 Jahren in Ulm geboren und ist Sportjournalist. Er sagt: „Es ist schwierig, Konflikte gleich auf die Kultur herunterzubrechen. Hélène und ich, wir haben unterschiedliche Persönlichkeiten, und ich glaube, Missverständnisse sind häufig gar nicht kulturell.“

Ein ähnliches Bild vermittelt Hang-Shuen. Die 30 Jahre alte freie Journalistin aus Hongkong lebt in Hagen mit ihrem Mann Paul, einem 35-jährigen Münchner, der beim Deutschen Roten Kreuz arbeitet. Einen Culture Clash hätten sie bisher nicht erlebt, sagt Hang-Shuen. Und Paul ergänzt: „Wenn überhaupt, dann nur am Anfang – aber inzwischen habe ich es vergessen.“

Bald sieht es allerdings etwas anders aus. Es zeigt sich, dass ein Aspekt des Familienalltags, den man für nebensächlich hätte halten können, doch ziemlich heikel ist: das Essen.

Zur Aussage ihres Mannes sagt Hélène: „Doch! Kulturelle Konflikte gibt’s schon. Und ich habe ein gutes Beispiel. Essen ist mir wichtig: nicht nur als Familie zusammenzusitzen, sondern zu festen Zeiten etwas Richtiges zu essen. Das Abendbrot und die Snackkultur der Deutschen – zu verschiedenen Zeiten was Kleines zu essen; Kinder, die von ihren Eltern ständig irgendwas zu essen kriegen, damit sie kein Stress machen – das regt mich auf.“ Am kalten Abendessen, das bei vielen Deutschen beliebt ist, stören sich die Partner. So sagt Hang-Shuen, wenn das Wort „Abendbrot“ fällt: „Das geht nicht. Das Abendessen soll heiß sein!“ Dazu sagt Paul: Er könne nicht warm damit werden, dass man sich bei Hang-Shuens Familie zum Abendessen nicht miteinander unterhält, sondern fernsieht. „In Deutschland tauscht man sich beim Abendessen aus“, sagt er. Hang-Shuen gibt zu: „Bei uns, gerade bei älteren Generationen, kommt der Vater nach der Arbeit zurück nach Hause und will sich entspannen.“ Dann sprechen beim Abendessen eben erst mal die Leute im Fernsehen.

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