#Eltern-Kolumne „Schlaflos“: Wenn der Vater auch als Großvater noch das Sagen haben will

Gleich vorweg: Ich liebe meinen Vater. Mit seinen 75 Jahren steigt er noch immer regelmäßig ins Auto und fährt 450 Kilometer, um uns zu besuchen. In meiner Kindheit haben wir gar nicht so viel miteinander gemacht. Er hat zehn, zwölf Stunden am Tag in der Backstube geschuftet, damit wir es gut haben – wir, das sind meine Mutter, meine Geschwister und ich. Das hat funktioniert. Er war selbständiger Bäcker mit einigen Filialen. Über vierzig Menschen haben für ihn gearbeitet. Unter anderem auch ich – in den Ferien oder zwischen den Semestern. In dieser Zeit wurde eines klar: Niemals würde ich die Bäckerei übernehmen. Erstens war es einfach nicht mein Ding. Zweitens hätte ich nicht mit meinem Vater zusammenarbeiten können. Wir hätten uns ständig gestritten.

Angedeutet hatte sich das schon immer: Wenn im Haus etwas zu tun war, musste ich mithelfen. Aber immer nur als Hiwi, nie als Gleichberechtigter oder zumindest als Sohn, der etwas lernen soll. Wenn es darum ging, etwas zusammenzubauen, Schränke oder andere Möbel, durfte ich die Bretter halten oder die richtige Schraube suchen. Den Schraubendreher aber hatte ich nie in der Hand. Meistens stand ich doof neben ihm und langweilte mich.