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#Ein Sandstrand wird zur Weltmarke

Ein Sandstrand wird zur Weltmarke

Auch wer nie in ihre Nähe kommt, kennt die Côte d’Azur. Er kennt sie aus Büchern, deren Figuren dort unterwegs sind, oder solchen, die dort geschrieben wurden. Er kennt sie beschrieben in Briefen, gemalt auf Leinwänden, als Hintergrund bekannter Filme, als Aufenthaltsort von Künstlern und Stars, als Szenerie von Musik- und Filmfestivals, vielleicht auch als Region architektonischer Musterbeispiele. Er kennt sie aus unzähligen Fotografien, alten und neuen, berühmten und anonymen, sagen wir: von Picasso am Strand von Antibes über die Bardot in Saint-Tropez bis zur jährlichen Schau der Superjachten in Cannes, mit denen auch gleich die Facette eines ostentativen, kaum auf rechten Wegen erworbenen Reichtums ins Bild kommt.

Helmut Mayer

Redakteur im Feuilleton, zuständig für „Neue Sachbücher“.

Die Côte d’Azur mag also auch einfach eine Gegend sein, aber sie bloß als solche wahrzunehmen ist nachgerade unmöglich. Sie ist eben, wie Agnès Varda schon vor mehr als sechzig Jahren schrieb, eine Gegend und zugleich ein soziologisches Phänomen. Oder noch knapper formuliert: Sie ist „umittelbar fiktionalisierte Wirklichkeit“, und das auf so durchschlagende Weise wie kaum eine andere Weltgegend abseits von Metropolen.

Kulturelle und finanzielle Kolonisierung

Diese Charakterisierung, auch die Erinnerung an Vardas Sentenz, findet sich im neuen Buch des Publizisten, Medienkenners und Filmemachers Lutz Hachmeister. Er hat der Literatur über das Phänomen der Côte einen schmalen, materialreichen und überdies kurzweilig zu lesenden Band angefügt. Es schreibt da ein exzellenter Kenner, der vielen Spuren gefolgt ist, seit er 1989 seinen ersten Dokumentarfilm über die Côte drehte, nämlich über das damals schon seit zwölf Jahren geschlossene Grandhotel „Provençal“ in Juan-les-Pins gleich bei Antibes.

Lutz Hachmeister: „Hotel Provençal“. Eine Geschichte der Côte d’Azur.


Lutz Hachmeister: „Hotel Provençal“. Eine Geschichte der Côte d’Azur.
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Bild: C. Bertelsmann Verlag

Die Geschichte dieses 1927 eröffneten Luxushotels ist so etwas wie eine Klammer, welche die Darstellung zusammenhält, und mit ihr ist auch deren Fokussierung auf Juan-les-Pins und das Cap d’Antibes verknüpft. Denn selbst wenn immer wieder vergleichende Seitenblicke auf andere illustre Orte an der Côte fallen, stehen Juan-les-Pins und seine unmittelbare Umgebung im Zentrum der Darstellung. An ihnen zeichnet Hachmeister die kulturelle und finanzielle Kolonisierung der Französischen Riviera nach, mit der sie – alle mittlerweile verfügbar gewordenen exotischen Strände hin oder her – zu einer bis heute unübertroffenen touristischen Weltmarke wurde.

Als Picasso und Cole Porter anreisten

Wobei die Wahl dieses Orts durchaus einen eigenen Akzent setzt, der sich nicht einfach auf Nizza, Cannes oder gar Monaco übertragen lässt. Aber an ihm lässt sich für Hachmeister ein Übergang besonders gut verfolgen, um den es bei der Geschichte der Côte im vorigen Jahrhundert nicht zuletzt geht, nämlich von der lange Zeit adlig geprägten Winterkultur zum Sommerresort, von gut verhüllten Promenaden zu Sonne, Sand und einer Körperexzentrik, die zur Selbstverständlichkeit von Strandkultur werden sollte.

Natürlich braucht es da auch den kurzen Rückblick auf die Riviera des neunzehnten Jahrhunderts, die bereits international, insbesondere englisch und russisch, besetzt war. Und auch die Künstler stellten sich schon ein, gaben mehr und mehr dem Süden den Vorzug. Als Picasso 1920 noch vor Cole Porter an den Strand von Antibes kam, wird er zweifellos gewusst haben, dass Monet etwa dreißig Jahre zuvor dort Quartier genommen hatte; und Meissonier hatte das sogar schon zwei Jahrzehnte früher getan.

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