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#"The Witcher": Unsere Kritik zu Staffel 1 der Netflix-Fantasyserie

"The Witcher": Unsere Kritik zu Staffel 1 der Netflix-Fantasyserie

The Witcher Kritik

The Witcher, PL/USA 2019 • Laufzeit: 8 Folgen à 47-67 Min • Regie: Alik Sakharov, Alex Garcia Lopez, Charlotte Brändström, Marc Jobst • Mit: Henry Cavill, Anya Chalotra, Freya Allan, MyAnna Buring, Jodhi May, Joey Batey, Lars Mikkelsen, Emma Appleton • Anbieter: Netflix • Veröffentlichungstermin: 20.12.2019

Die nachfolgende Rezension basiert auf den ersten fünf Folgen der 1. „The Witcher“-Staffel und enthält leichte Spoiler!

Es gibt nicht wenige Filme und Serien, die den Erfolg und die Bekanntheit ihrer literarischen Vorlagen längst übertroffen haben. Erinnern sich viele heutzutage noch an die Romanvorlagen zu Forrest Gump oder Ben Hur? Und dass meisten Menschen Marvel-Helden inzwischen aus dem Kino kennen und nicht von den Seiten der Comics, ist auch kein Geheimnis. Doch dass eine Videospielreihe deutlich bekannter wird als die Romane, die ihre Grundlage bilden, ist ein Sonderfall. Denn genauso haben Millionen von Menschen „The Witcher“ kennengelernt. Nicht als die insbesondere in ihrem Herkunftsland bekannte Hexer-Saga des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski, sondern hauptsächlich als drei gefeierte und insgesamt über 33 Millionen Mal verkaufte Action-Rollenspiele. Es sind jedoch nicht die einzigen Adaptionen, die die Geschichte über Geralt von Riva inspirierte. Auch eine Comicreihe, ein Film und eine ältere TV-Serie sind in der Heimat des Autors entstanden sowie die brandneue achtteilige Netflix-Serienadaption. Fans der Spiele sollten jedoch wissen, dass die Bücher und nicht die Videospiele die Vorlage für die neue Serie waren. Die sinnvolle Begründung der Showrunnerin Lauren Hissrich ist, dass eine Adaption einer anderen Adaption das Ausgangsmaterial zu sehr verwässern würde.

Ich für meinen Teil habe weder die Spiele gespielt noch die Romane gelesen, sodass ich in die Welt des Hexers als kompletter Neuling eingetaucht bin. Da sich eine Serie unabhängig von der Vorlage auf eigenen Beinen behaupten muss, sollte das kein Nachteil sein. Wer allerdings nach Vergleichen sucht oder die Frage nach der Vorlagentreue stellt, ist bei dieser Rezension fehl am Platze. Ist man aber einfach neugierig, ob die neue Fantasyserie von Netflix einen Blick wert ist, könnte die Antwort darauf nachfolgend zu finden sein.

The Witcher Staffel 1 Bild 1Letztlich musste ich schnell feststellen, dass die Kenntnis der Vorlage vermutlich hilfreich gewesen wäre, um in „The Witcher“ reinzukommen, denn die Serie macht es einem nicht leicht, indem sie die Zuschauer mittendrin ins Geschehen reinwirft. Zahlreiche nichtssagende Begriffe und fantasievolle Ländernamen der Tolkien’schen bzw. Martin’schen Art werden teilweise im Maschinengewehr-Tempo heruntergerattert. Es gibt Prophezeiungen, Monster, Zauberwesen, Magie, Verschwörungen, Verrat, alte Feindschaften und natürlich Kriege – all das bereits in den ersten fünf von Netflix zur Vorabsichtung bereitgestellten Folgen. Wer die einzelnen Parteien genau sind, warum sie sich bekriegen, mit wem man mitfiebern sollte, bleibt zunächst schleierhaft. Die verschachtelte Erzählstruktur aus drei Handlungssträngen macht es einem auch nicht leichter.

The Witcher Staffel 1 Bild 2Da haben wir einerseits natürlich Geralt von Riva, sehr stoisch und imposant verkörpert von Superman Henry Cavill, dessen gewöhnungsbedürftige weiße Perücke sich perfekt neben dem Pornobalken aus Mission: Impossible – Fallout als (wenn auch in diesem Fall der Vorlage geschuldete) haarige Kuriosität einreiht. Der gegen Zauber weitgehend immune einzelgängerische Mensch-Mutant mit gelben Katzenaugen und begrenzten magischen Fähigkeiten zieht von Ort zu Ort durch den namenlosen Kontinent und bekämpft gegen Bezahlung Monster, die die Einwohner terrorisieren. Als Hexer wird er gefürchtet, aber wegen seiner Mutation und angeblich fehlenden Emotionen auch verachtet. Gleich in der allerersten Szene geht es mit Vollgas in Geralts Tagesgeschäft. In einem Sumpf kämpft er gegen das Kikimora, ein furchterregendes, spinnenähnliches Ungeheuer. Mit diesem rasanten Einstieg zeigt uns die Serie einerseits Geralts Kraft und Widerstandsfähigkeit und andererseits, dass Netflix ordentliche Kohle für die Serie hat springen lassen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch in vielen weiteren Szenen, denn am Look von „The Witcher“ ist wenig auszusetzen. „Game of Thrones“ hat die Messlatte für kinowertige Fanatsyserien hoch gelegt und auch wenn „The Witcher“ vielleicht noch nicht ganz so spektakulär aussieht wie HBOs Serie in ihren letzten Staffeln, so wurde auch deutlich mehr in sie investiert als zu Beginn von „Thrones“.

The Witcher Staffel 1 Bild 3Anstelle des Solds für das Töten des Monsters gerät Geralt in der nächstgelegenen Ortschaft Blaviken zwischen die Fronten zweier Parteien, die ihn jeweils für ihre Sache einspannen wollen. Der von Lars Mikkelsen gespielte creepy Magier Stregobor, der in seinem Turm mit einem paradiesischen Garten und vielen nackten Frauen haust, möchte, dass Geralt ihm dabei hilft, eine junge Frau namens Renfri (Emma Appleton) zu töten, von der Geralt kurz zuvor vor den Anfeindungen durch die örtliche Bevölkerung bewahrt wurde. Renfri wurde als Prinzessin geboren, trug aber gemäß einer Prophezeiung Dunkelheit in sich, die sie angeblich zu einer Bedrohung für die Welt macht. Stregobor erwirkte ihre Verbannung aus ihrem Königreich und versuchte schon, sie als Kind erfolglos zu töten. Ihre Mutation macht sie unempfindlich gegenüber seiner Magie, sodass er auf Geralts Hilfe zählt, um sie umzubringen. Zugleich hofft Renfri auf Geralts Unterstützung, um Rache an Stregobor zu nehmen, der ihr Leben ruiniert und sie zu einer Gesetzeslosen gemacht hat. Der Hexer würde am liebsten keine Partei ergreifen, doch Ereignisse spitzen sich zu, Blut fließt und Geralt verdient sich den Beinamen Schlächter von Blaviken, was seinen Ruf nicht gerade aufbessert.

The Witcher Staffel 1 Bild 4Parallel folgen wir eine jungen, buckligen Frau namens Yennefer (Anya Chalotra), die von ihrem gehässigen Vater an eine vorbeireisende Zauberin (MyAnna Buring) für wenige Groschen verkauft wird. Yennefer befürchtet das Schlimmste, wird jedoch stattdessen in die Kunst der Magie eingewiesen, nachdem die Zauberin großes Potenzial in ihr gespürt hat. Die unsichere, bemitleidenswerte Frau entwickelt sich zu einer mächtigen, verführerischen und zielstrebigen Magierin, doch die Verwandlung hat auch ihren Preis, der sie verbittert macht.

Zu guter Letzt gibt es da noch die junge Prinzessin Ciri (Freya Allan). Ihr Königreich Cintra wird vom mächtigen Reich Nilfgaard überfallen und niedergebrannt. Ciri kann nur knapp entkommen, doch Nilfgaards Schergen heften sich an ihre Fersen. Ihre Bestimmung, so erklärt ihr ihre Großmutter (Jodhi May, die nur 25 Jahre älter als ihre Serien-Enkelin ist), liegt darin, Geralt zu finden.

Wie Euch vermutlich auffällt, ist wirklich viel los in der ersten „The Witcher“-Staffel. Der Zusammenhang der einzelnen Handlungsstränge und wohin die Reise der einzelnen Figuren führt, wird nur allmählich klar. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist zuweilen frustrierend und tempoarm, sodass man sich fragt, weshalb sich die Macherin für diese komplexe, verschachtelte Erzählweise entschieden hat. Aus narrativer Sicht macht es die Sache unnötig kompliziert. Erst ab der dritten Folge, wenn die Fäden langsam zusammenlaufen, stellt sich der Aha-Effekt ein. Höchstwahrscheinlich hätte die Besprechung davon profitiert, hätte Netflix die gesamte erste Staffel zur Sichtung bereitgestellt. Denn trotz diverser Einzel-Abenteuer von Geralt, bei denen er unterschiedlichen, toll designten Monstern begegnet, scheint es eine Serie zu sein, bei der das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Die Staffel anhand der ersten fünf Folgen zu beurteilen scheint also ein wenig so zu sein, als würde man ein Gericht beurteilen, bevor alle Gewürze drin sind.

The Witcher Staffel 1 Bild 5Nachdem man anfangs von den nach Kauderwelsch klingenden Begriffen überfordert wird, lernt man, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Rest vorerst als weißes Rauschen auszublenden. Übrig bleiben also dreigrößtenteils separate Geschichten mit ihren unterschiedlichen Qualitäten. Geralts Monsterkämpfe erinnern bei all ihren beeindruckenden Effekten an klassische Sonntagnachmittag-Unterhaltung. Die Rolle verlangt von Cavill bislang nicht viel ab. Phlegmatisch, mürrisch, grüblerisch und gelegentlich sarkastisch kann er gut. Eine größere Bandbreite haben die Emotionen seines Charakters nicht. Es ist im Prinzip Aragorn mit weißer Mähne. Für etwas humorvolle Auflockerung sorgt immerhin Joey Batey als Barde Jaskier, dessen Lied „Toss a Coin to Your Witcher“ (deutsch: „Reichet Gold eurem Hexer“) schnell zu einem Ohrwurm wird. Wenn die Serie allein aus ihren gemeinsamen Abenteuern bestehen würde, bei denen sie Ungeheuer bekämpfen, hätte ich auch gut damit leben können. Schauspielerisch entfällt der interessanteste Teil der Serie an Anya Chalotra als Yennefer, die eine wirklich gelungene Wandlung von einer vom Schicksal geplagten, niedergeschlagenen Frau zu einem selbstsicheren, betörenden Vamp vollbringt, ohne je die emotionalen Narben der Figur zu verbergen. Auch sonst wird nicht viel verborgen, darf Chalotra doch den Großteil der Nacktszenen der Staffel schultern.

The Witcher Staffel 1 Bild 6Über Ciris Abenteuer kann man leider bislang wenig sagen, außer dass ich mich immer gefreut habe, wenn die Handlung wieder zu Geralt oder Yennefer zurückkehrte. Die Figur wird sicher noch viel wichtiger werden, wenn sie denn endlich Geralt trifft, aber bislang kann ich weder ihrem Charakter noch ihrer trägen Nebenhandlung viel abgewinnen. Es ist nicht so, als seien die anderen beiden Handlungsstränge großartig, doch sie haben ihren Unterhaltungswert, insbesondere wenn sie sich nicht bierernst nehmen. Denn das funktioniert bei einer Serie mit so viel Nonsense am schlechtesten.

Wie jede andere Fantasyserie der nächsten Jahre wird auch „The Witcher“ an „Game of Thrones“-Vergleichen nicht vorbeikommen. Jene Serie hat gezeigt, dass Fantasy im Fernsehen auf sehr hohem Niveau funktionieren kann. Doch es waren nicht die übernatürlichen Elemente oder die Drachen, die „Game of Thrones“ zu einem weltweiten Zeitgeist-Phänomen gemacht haben. Es waren die komplexen Charaktere, die politischen Intrigen und die drastischen Wendungen, durch die die Serie herausstechen konnte. Okay, vielleicht auch die Drachen. „The Witcher“ versucht, die gleiche Nische zu bedienen. Reichlich Sex und Gewalt gibt es auch hier, insgesamt spielt die Serie allerdings (noch) nicht annähernd in derselben Liga mit. Es gibt einen Unterschied zwischen komplex und konfus, und genau diesen führt die Netflix-Serie aktuell vor. Keine Vorwürfe kann man hingegen der Ausstattung, den sparsam, aber sehr effektiv eingesetzten Effekten und den Actionszenen machen. Gerade Geralts virtuose Schwertkämpfe sind makellos choreografiert. Ansonsten zeigt „The Witcher“ Potenzial für Größeres, tut sich aber auch anfangs (unnötig) damit schwer, die Uneingeweihten an Bord zu bringen.

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