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#Tiere hinter Gittern: Kann man noch guten Gewissens ins Zoos und Aquarien gehen?

„Tiere hinter Gittern: Kann man noch guten Gewissens ins Zoos und Aquarien gehen?“

„Nein“, wäre meine persönliche Antwort direkt. Doch dann wäre dieser Text schnell zu Ende erzählt, jede Diskussion im Keim erstickt und alle Argumente dafür und dagegen hinfällig. Der Trend der Deutschen geht nämlich in eine andere Richtung: „Wer Tiere liebt, geht in den Zoo“ – so ist die Auffassung vieler Menschen und laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2020 befürworten 82 Prozent den Besuch von Zoos. Doch kann man Tiere lieben und in Zoos gehen?
Als Kind konnte ich stundenlang vor dem Affengehege sitzen, den Schimpansen beim Futtern, Klettern und Spielen zusehen. Genauso faszinierend waren natürlich auch die ganz großen Tiere. Elefanten mit langen Rüsseln oder die Giraffen waren die Highlights meiner Zoobesuche. Und davon gab es in meiner Kindheit einige: Die Leidenschaft für Tiere liegt in der Familie – meine Mutter ist nicht nur Tierärztin, sondern auch ein riesiger Zoofan. Mittlerweile habe ich seit über sechs Jahren keinen Zoo mehr betreten, stattdessen frage ich mich: Können wir überhaupt noch in Zoos und Aquarien gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben?

Artenschutz als Werbemittel

Diese Frage lässt sich natürlich nicht ohne faktisches Wissen beantworten, denn während Zoos früher wirklich nur der Unterhaltung dienten, sind sie heute weit mehr als ein Vergnügungsort. 1844 eröffnete der erste Zoo in Deutschland seine Pforten und zwar in Berlin. Seitdem hat sich viel am Konzept verändert und auf ein Thema wird mittlerweile besonders viel Wert gelegt: Artenschutz.

Viele Einrichtungen in ganz Deutschland schreiben sich auf die Fahne, Besucher*innen aufzuklären und für den Arten- und Naturschutz zu werben. Ganze Tierarten könnten durch die Arbeit von Zoos gerettet werden, ein prominentes Beispiel: die Rettung der Goldenen Löwenäffchen. In den 1990er-Jahren zählten Wissenschaftler*innen nur noch knapp 600 Tiere in freier Wildbahn. Inzwischen sind es dank Zoos und Auswilderungen wieder rund 3700 Tiere.

Goldene Löwenäffchen

Was nach einem wirklichen Erfolg klingt, ist aber nur ein Tropfen auf dem viel zu heißen Stein. In der Realität ist die Zahl der bedrohten Tierarten, die durch Zuchtprogramme überhaupt erhalten werden können, verschwindend gering. Gerade Delfine, Elefanten, Tiger oder Menschenaffen können kaum nachhaltig gezüchtet werden und sind selten für eine Auswilderung vorgesehen.

Das sind die Folgen der Gefangenschaft.

Biologe Torsten Schmidt vom Bund gegen Missbrauch an Tieren beschäftigt sich  schon lange mit der Haltung von Wildtieren. Aus seiner Sicht seien die Artenschutzbemühungen nur ein Werbefaktor für Zoos, ebenso wie die oft genannte Verhaltensforschung von Tieren. Diese ist sogar sehr paradox, denn Verhaltensstörungen von Tieren stehen in Zoos auf der Tagesordnung. Wer hat nicht schon mal einen Tiger gesehen, der ständig im Kreis läuft, einen Elefanten, der unentwegt den Rüssel schwingt oder einen Eisbären, der ständig den Kopf schüttelt? Um es an dieser Stelle mal drastisch auszudrücken: Das sind die Folgen der Gefangenschaft.

Schön designt, aber nicht artgerecht

Wildtiere in Gehegen, so fern vom eigentlichen Lebensraum zu halten, den Besucher*innen zur Schau zu stellen und unter klimatisch unnatürlichen Bedingungen einzusperren, kann nicht artgerecht sein. Egal wie viel Mühe sich ein Zoo geben mag, im Endeffekt werden „Zoos so designt, dass sich die Besucher*innen wohlfühlen und alles für schön und artgerecht halten“, so Robert Marc Lehmann, Meeresbiologe und Naturschützer.

Statt die Lebensräume bedrohter Tierarten zu schützen und wieder aufzubauen, sperren wir sie fernab ihrer Herkunftsländer in kleine Gehege.

Für mich klingen Zoos nach einer riesigen Absurdität. Statt die Lebensräume bedrohter Tierarten zu schützen und wieder aufzubauen, sperren wir sie fernab ihrer Herkunftsländer in kleine Gehege. Diese Absurdität versucht Berlin aber mal wieder zu übertreffen: Das Bauvorhaben des Aquarium-Projekts Coral World an der Rummelsburger Bucht klingt einfach nur wahnsinnig.

Obwohl im Dezember der berühmte AquaDom geplatzt ist und mehr als 1500 Fische verendeten, soll das Projekt in Lichtenberg weiter umgesetzt werden. Aktuell sind die Pläne ziemlich undurchsichtig, allerdings soll ein Hotel mit integriertem Aquarium entstehen. Zwar klagten die Initiativen „Bucht für Alle“ und der Verein „Naturfreunde“ gegen die Baupläne, die Klage wurde jedoch abgewiesen und das Bauvorhaben vom Bezirk bewilligt.

Eine ethische Frage

Für mich steht fest: Ein Besuch in der Coral World geht nicht ohne schlechtes Gewissen. Und auch einen Besuch im Zoo sollte man hinterfragen. Natürlich muss jede*r für sich selbst entscheiden, was er*sie moralisch vertreten kann, es gibt aber gute Alternativen wie Tierparks mit heimischen Tieren, Gnadenhöfe oder Lernbauernhöfe. Natürlich ohne Tiger, Elefanten und Co., aber vielleicht sollten wir endlich mehr dafür tun, dass diese Tiere bald wieder in ihrem natürlichen Habitat und in freier Wildbahn statt hinter Gittern leben können.

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