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#Tommy Wosch: ‚Was wäre, wenn der EMMA-Redaktion die Hitler-Tagebücher zugespielt worden wären?‘

Tommy Wosch: ‚Was wäre, wenn der EMMA-Redaktion die Hitler-Tagebücher zugespielt worden wären?‘

In der vergangenen Woche feierte die RTL+-Serie «Faking Hitler» Premiere. Quotenmeter sprach mit den Produzenten Tommy Wosch und Markus Brunnemann über den Cast und Fake-News.

Hallo Herr Tommy Wosch, guten Tag Herr Markus Brunnemann. Vielen Dank für das Gespräch! Herr Wosch, Sie haben vor über 20 Jahren mit Ken Jebsen durch die «ProSieben Morningshow» geführt, jetzt sind sie Autor und Produzent der UFA Fiction-Serie «Faking Hitler». Sind Sie froh, an der richtigen Stelle abgebogen zu sein?
Tommy Wosch: Ich weiß, wie sie die Frage meinen, aber trotzdem möchte ich feststellen, dass nicht ich es war, der abgebogen ist. Selbst wenn ich weiter im Fernsehen moderiert hätte, würde ich heute nicht behaupten, dass die Erde eine Scheibe ist, auf der jüdische Königspudel Hamsterbabys entführen, um die Hamsterkacke zu destillieren.

Der NDR hat zusammen mit Studio Bummens den Dokumentationspodcast «Cui Bono: WTF happened to Ken Kebsen?» im Sommer produziert. Herr Wosch, würden Sie gerne daraus eine Serie machen?
Tommy Wosch: Nein. Zu viel Fame für… wie heißt er nochmal?

Vor der Kamera stehen Lars Eidinger und Moritz Bleibtreu. Wie sehr schwer war es, die beiden für «Faking Hitler» zu überzeugen?
Tommy Wosch: Bei Lars hat geholfen, dass wir uns schon lange kennen und er mir zum Glück in dieser Sache vertraut hat. Ganz insgesamt, ist es mir noch nie so leichtgefallen, einen starken Cast zusammen zu bekommen und es ist wirklich vor allem dieser Cast, der die Serie zu einem Ereignis macht.

Herr Brunnemann, könnte man heutzutage noch Tagebücher von Adolf Hitler als Sensation verkaufen? Oder würde man inzwischen weitaus umsichtiger mit dem Stoff umgehen und die Werke auf Fälschungen überprüfen?
Markus Brunnemann: Wenn ich richtig informiert bin, werden auch heute noch Spitzenpreise für Nazidevotionalien im Internet gezahlt, insofern gehe ich ganz sicher davon aus, dass man auch Hitler-Tagebücher verkaufen könnte. Ob man sie dem Stern nochmal verkaufen könnte, ist allerdings eine andere Frage (Markus Brunnemann lacht).

Wovon handelt Ihre fiktionale Serie?
Markus Brunnemann: Die Fakten um die gefälschten Hitler-Tagebücher sind ja weithin bekannt, wir haben die Serie unter die Überschrift Verführung gestellt und beschäftigen uns besonders mit der Frage, welche Gesellschaft Anfang der 80er Jahre so eine Medienkatastrophe erst möglich gemacht hat. Und wir sind äußerst dankbar, dass wir in der Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Content Alliance, allen voran RTL und dem Stern, unsere Serie so umsetzen konnten.

Im Mittepunkt steht der Star-Reporter des „Stern“ Gerd Heidemann, der unbedingt liefern muss. Das erinnert mich an die Claas-Relotius-Fälschungen beim „Spiegel“.
Markus Brunnemann: Nach meinem Verständnis, ist die Geschichte der gefälschten Hitler-Tagebücher kein Fall von Fake News, zumindest nicht, wenn man davon ausgeht, dass Gerd Heidemann an die Echtheit der Bücher geglaubt hat. Das ist übrigens auch eine ganz zentrale Frage, mit der wir uns in der Serie beschäftigen: ‚Wie war es möglich, dass Heidemann, als auch der Stern, derart viele Ampeln überfahren haben und jeden Alarm überhört haben‘. Unsere Antwort: ‚Sie waren verführt, von der Aussicht auf Geld, auf einen Knüller, auf ein Anwachsen der Auflage‘.

Clickbaiting, Breaking News, Paywall und Co. Ist das deutsche Zeitungs- und Zeitschriftensystem für Sie eigentlich insgesamt besser oder schlechter geworden?
Markus Brunnemann: Ich glaube, dass die Möglichkeiten für die Konsumenten größer geworden sind, dass aber auch die Verantwortung gestiegen ist, die Nachrichten kommen schneller, vielfältiger und unkontrollierter und es ist eine wirkliche Herausforderung, Wichtiges von Falschem zu unterscheiden. Nehmen Sie nur die Berichterstattung über die Corona-Pandemie. Sie können jeden Tag dutzende, sich widersprechende Podcasts anhören, widersprechende Artikel oder Tweets lesen. Auch das trägt natürlich zur Verunsicherung im Umgang mit der Pandemie bei.

Der „Spiegel“ hat den Skandal mit Relotius intern aufgearbeitet, wie sah es damals beim „Stern“ aus?
Tommy Wosch: Es sind zumindest einige Köpfe gerollt und man hat wohl neben effektiveren Kontrollmechanismen auch über die Anzahl von Frauen auf relevanten Posten beim Stern diskutiert. Für mich auch eine spannende Frage: Wäre das auch so gelaufen, wenn eine Frau den Verlag oder die Redaktion geleitet hättet? Es macht mir immer wieder Spaß mir vorzustellen, was passiert wäre, wenn die Hitler-Tagebücher der EMMA-Redaktion zugespielt worden wären.

Herr Wosch, Sie waren schon lange nicht mehr vor der Kamera zu sehen. Haben Sie keine Lust mehr darauf?
Tommy Wosch: Mit zunehmenden Alter ist mein Hedonismus ein bisschen zerbröselt. Ich rede von diesem „alle Augen auf mich“-Selbstverständnis. Aber abgesehen davon, wäre ich gerne ein wahnsinnig gut bezahlter, irre erfolgreicher Late-Night-Star, der trotzdem die Bodenhaftung nicht verliert und sein ganz normales Leben weiterlebt. Wenn sie mir diesen Job besorgen, trete ich 50 Prozent meines Gehaltes ab.

Herr Brunnemann, die UFA liefert schon wieder ein großes Projekt für RTL ab. Sind wir gerade im goldenen Zeitalter der deutschen Fiction?
Markus Brunnemann: Wenn man sich vor Augen hält, dass wir mit der «Kudamm»-Reihe, «Charité», «All you need», «Legal Affairs» und vielen anderen herausragenden Fiction-Projekten auch öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten beliefern, kann man das sicher so sagen und hoffen, dass es langanhaltende goldene Zeiten werden.

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