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#Schönheit rettet die Welt

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„Schönheit rettet die Welt“

Durch Jahrhunderte, Jahrtausende führt unser Weg, über und manchmal auch unter der Erde. Es ist eine magische Reise im Museo di Santa Giulia von Brescia, das im ehemaligen, im Jahr 753 von König Desiderius und seiner Frau Ansa gegründeten Nonnenkloster San Salvatore-Santa Giulia untergebracht und heute samt dem archäologischen Areal des römischen Brixia nebenan Teil des Welterbes „Die Langobarden in Italien“ ist. Atemraubende Kunstschätze haben hier ihre großzügige Bühne, Tausende allein in den monumentalen Räumen des monas­tischen Universums, Zeugnisse von Kulturen, die kamen und gingen, neben-, in- und übereinander bauten, Sarkophage, Säulen, Kapitelle und Inschriftensteine von Vorgängern für ihre Gebäude nutzten. Unvergesslich ist das Oratorium Santa Maria in Solario, der von Floriano Ferramola in die Kuppel gemalte Himmel, das Weihekreuz, prächtige Goldschmiedekunst des achten Jahrhunderts, bekannt als Kreuz des Desiderius.

Auch Wunderwerke der Renaissance sehen wir, die Wandmalereien im Chor der Nonnen und der Basilika San Salvatore, die gekreuzigte Märtyrerin Santa Giulia, eine Skulptur von verwirrender ikonischer Kraft. Von Stegen aus schauen wir auf Fresken und prächtige Boden-Mosa­iken römischer Villen wie in Pompeji. Im Capitolium, dem heiligsten Tempel von einst, sind wir allein mit der Bronzestatue Vittoria alata, einem Bildwerk voller An­mut und Kraft, trotz des Alters von fast zweitausend Jahren. Im Jahr 1826 fand man sie, versteckt in einem Hohlraum am Tempel über dem Forum, ein Sensationsfund. Und Vittoria mit den Engelsschwingen sollte zum stolzen Symbol von Brescia werden.

Ein Städtepaar als Kulturhauptstadt: Brescia – hier die Piazza della Vittoria – und Bergamo haben sich zusammengetan.


Ein Städtepaar als Kulturhauptstadt: Brescia – hier die Piazza della Vittoria – und Bergamo haben sich zusammengetan.
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Bild: picture-alliance

Jede Stadt ist ein Abenteuer, und eine, die man nicht kennt, kann ein besonderes werden. Wir kamen allein wegen des Welterbes, Brescia selbst sagte uns nichts. Wie oft waren wir auf halbem Weg zwischen Mailand und Venedig hier vorbeigefahren. Doch dann entschlossen wir uns zu einem Halt – und schon der erste Spaziergang vom Hotel durch die Stadt rechtfertigte ihn. An Palazzi und Piazze ging es vorbei, unter Kuppeln und Türmen, an monumentalen Kirchen und Klöstern. Klaviermusik er­klang aus dem Konservatorium Luca Marenzio, während die Luxusgeschäfte entlang des Corso Zanardelli keinen Zweifel daran ließen, dass man in Brescia gut leben kann und es auch zu tun weiß. Nur wissen das die meisten Menschen im Norden nicht.

Brescias Schutzpatronin: die römische Siegesgöttin Vittoria alata


Brescias Schutzpatronin: die römische Siegesgöttin Vittoria alata
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Bild: Hartmut Hallek

Die Italiener wissen es besser. Für sie ist Brescia die „Leonessa d’Italia“, die Löwin Italiens. So nannten der Poet Aleardo Aleardi und der Nobelpreisträger Giosuè Carducci die zweitgrößte Stadt der Lombardei ­ – Ehrung und Erinnerung an den ruhmreichen Volksaufstand der Stadt von 1849 gegen die Habsburger und für die Freiheit Italiens. Für die Italiener ist Brescia aber auch Brixia, die römische Siedlung, und zudem die Wiege der Mille Miglia, für Enzo Ferrari „das schönste Autorennen der Welt“.

Weiter nördlich ist die Nachrichtenlage dünn. Es gibt Franz Kafkas „Die Aeroplane in Brescia“ aus dem Jahr 1909, die erste Beschreibung von Flugzeugen in der deutschsprachigen Literatur. Bei Kafka war der Motorflug erst ein paar Jahre jung und diese Flugschau mit Henri Rougiers Höhenrekord von fast zweihundert Metern ein sensationelles Spektakel, ein Aufbruch in die neue Zeit auf dem Flugfeld von Montichiari. Wagemutige Piloten und ihre schrulligen Flugobjekte, darunter die Luftfahrtpioniere Glenn Curtiss und Louis Blériot, der gerade als Erster im Flug den Ärmelkanal überquert hatte, zogen die Menschen an. Und alle waren da: der Weltstar Giacomo Puccini, der Schürzenjäger Gabriele D’Annunzio, Damen des italienischen Hochadels und der Pariser Gesellschaft, Kafkas Freunde Max und Otto Brod, Tausende andere.

Bis heute ist die Stadt am Fuße der Alpen ein Zentrum der industriellen Innovation, eine weltoffene Region, dank ihrer Wirtschaft bis nach China global verflochten. Doch genau das sollte ihr im Frühjahr 2020 zum Verhängnis werden: Brescia und das benachbarte Bergamo wurden als eine der ersten Städte in Europa von der Pandemie schwer getroffen. Die Bilder und Nachrichten dieser frühesten Corona-Welle gingen um die Welt. Verzweiflung hinterließ das Virus, Trauer und Einsamkeit. Doch schon bald wollte man die düstere Zeit hinter sich lassen, und so kandidierten Brescia und Bergamo gemeinsam als „Capitale Italiana della Cultura 2023“, als Kulturhauptstadt Italiens. Aus Solidarität zogen sich die Mitbewerber zurück, ein feiner Zug, im Juli kam der Zuschlag aus Rom. „Siamo Capitale Culturale“, heißt es seitdem in Brescia und Bergamo, zum ersten Mal ist ein Städtepaar Kulturhauptstadt.

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