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Udo Fröhliche

Die Wahrheit über diesen „Tatort“ spricht Jens Harzer als von K.-o.-Tropfen erleuchteter Kommissarskollege Ruben Delfgau an der Bar des Hamburger Traditionshotels Atlantic mit in Zeitlupe entgleisender Sprache vor unscharf gestellten Whiskeyflaschen: „Ich weiß nur gerade nicht . . . warum passiert eigentlich immer alles?“

Dann sackt er verheißungsvoll in die Arme von Maria Furtwängler, die als Charlotte Lindholm auf eine Art nach dem Krankenwagen brüllt, als wähnte sie sich in einem Western und habe eigentlich „Indianer!“ schreien wollen. Der Film, in den sich sowohl Maria Furtwängler als auch Detlev „Buckman“ Buck verirrt haben – Letzterer fungiert neben seiner Regie in einer drolligen Nebenrolle als gedauerwellte Gag-Beilage –, ist aber kein Western, sondern der gefürchtete „Weihnachts-Tatort“, üppig garniert mit Udo Lindenberg. Der flackert wie der Himbeergeist aller vergangenen Weihnachten in mannigfaltiger Ausführung durch die Szenen, um Figuren auf Kurs zu halten und sein aktuelles Album zu besingen. Wer für jede Udo-Andeutung im Bild einen Eierlikör kippt, kann sich auf einen besinnungslosen Weihnachtsausklang freuen.

Es ist also ordentlich was los in Hamburg. Das beginnt schon mit Charlotte Lindholm (man sollte diesen Namen immer komplett aufschreiben, um ihm nichts von seiner Gravitas zu nehmen), die im blauen Seidenkleid aus ihrer Verbannung anreist, um sich nach all den aufwühlenden Fällen ein anonymes Schäferstündchen zu gönnen, bei dem sie „endlich einmal den Kopf ausschalten, einmal die Kontrolle abgeben, einfach unvernünftig sein, sich einfach fallen lassen und vertrauen“ kann. Das hätte man auch der Schauspielerin gewünscht, die in diesem „Tatort“ allen aufgebotenen Absurditäten mit einer Art überforderten Routine begegnet – fast, als gelte es, Fahrkarten in einem Zug abzuknipsen, der gerade abhebt.

Die Romantik-Petersilie ist final verhagelt

Die Überforderung ist zumindest aus Sicht der Rolle verständlich: Beim Blind Date ist tote Hose. Im Zimmer liegt ein erstochener Mann, mit Handschellen gefesselt im Bett. In Charlotte Lindholms Tasche finden die Kollegen Delfgau und Zimmermann (Anne Ratte-Polle) später auch die Tatwaffe – tja, und da ist die Romantik-Petersilie natürlich final verhagelt, aber Charlotte Lindholm wäre nicht Charlotte Lindholm, wenn sie sich durch solche Kinkerlitzchen von ihrer Charlotte-Lindholm-Haftigkeit abbringen ließe. Ein neues blaues Seidenoberteil ist schnell gefunden, und bis dahin ermittelt sie halt eben mal im schlabbrigen Polizeitrainingsanzug, wie ihn weiland schon Streifen-Kollege Dirk Matthies („Großstadtrevier“) getragen haben könnte. Es ist ja auch die Vergangenheit, die sie hier einholt.

Geboten wird also vor allem Maria Furtwängler vor wechselnder, stets gediegen gerahmter Kulisse (Kamera Bella Halben, Szenenbild Ariunsaichan Agi Dawaachu) und einem Hamburg zwischen Nobelhärte und Kiezklischee, nebst wahllos wirkenden Anspielungen von „Alice im Wunderland“ bis „The Shining“: Charlotte Lindholm im Hotelzimmer, an der Rezeption, in der Lobby lauschend vor dem schwarzen Flügel, als der Meister in die Tasten greift, bei einem Luden namens Einstein (Detlev Buck) und in einer denkwürdigen Szene als gezeichnete „Sleeping Beauty“, die ihren Ironiegehalt nur vorgibt. Die Musikauswahl von Johannes Kobilke greift in die Opernkiste, übersteigert das Finale ins Komische und gehört zu den besseren Einfällen eines „Tatorts“, in dem – so wirkt es – jeder macht, was er will (Buch Uli Brée). Das ist bis zu einem gewissen Punkt sehr unterhaltsam, wenn man sich darauf verständigt, dass hier jede Figur ihren ganz eigenen „Tatort“ aufführt. Und dann bekommt Udo schon seine finale Musikvideoeinlage, der Eierlikör ist leer, und am Ende ist klar: „Einer muss den Job ja machen.“

Der Tatort: Alles kommt zurück läuft am Sonntag, 20.15 Uhr im Ersten.

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