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#Über das Grauen vorm Baumarkt

„Über das Grauen vorm Baumarkt“

Eine erstaunliche Woche ist das gewesen. Eine Woche, in welcher der Trashkanal RTL 2 ganz kurz sehr stolz darauf war, eine Baby-Doku-Soap mit dem ganz weit ins gesellschaftliche Abseits gefallenen Schwurbelsänger Michael Wendler anzukündigen – und ausgerechnet die Protz-Platzhirsche Carmen und Robert Geiss den Sender moralisch wieder einnordeten. Außerdem wurde das jahrelange Doppel­leben eines Kollegen vom „Handelsblatt“ bekannt, der unter leicht verändertem Namen und mit falschem Bart heimlich Lokalpolitik für die SPD machte. So ein Doppelleben stellen wir uns ja faszinierend vor, wenn man nebenbei Juwelendieb ist oder Autor saftiger Skandalromane – aber SPD-Lokalpolitiker, ernsthaft?

Jörg Thomann

Redakteur im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Mit falschem Namen unterwegs ist auch der Schauspieler Kit Harington, der in Wirklichkeit Christopher Catesby Harington heißt. Seinen heutigen Künstlernamen Kit haben ihm einst seine Eltern verpasst, schreibt „In“: Sie „riefen ihn stets bei seinem Spitznamen Kit, sodass er bis zu seinem elften Lebensjahr gar keine Ahnung hatte, wie er wirklich heißt“. Bis zum elften Lebensjahr, ist so etwas möglich? Und laufen dann vielleicht etliche Elfjährige durchs Leben, die fest davon überzeugt sind, „Bärchen“ oder „Püppi“ zu heißen?

Camilla soll wieder sehr viel Alkohol trinken

Eine Schauspielerin steht auch im Mittelpunkt der neuesten Klatschgeschichte, die „Das Neue“ über den britischen König ersponnen hat. Demnach trinke Camilla wieder sehr viel Alkohol, denn „Charles hat sie betrogen. Ausgerechnet mit der Diana-Darstellerin der Netflix-Serie ,The Crown‘.“ Das wäre tatsächlich bitter. Hätte es nicht wenigstens die Camilla-Darstellerin sein können?

Da scheint noch alles in Ordnung: Charles und Camilla zeigen sich Ende Februar einträchtig


Da scheint noch alles in Ordnung: Charles und Camilla zeigen sich Ende Februar einträchtig
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Bild: dpa

Über den kurz nach seiner jüngsten Trennung offenbar schon wieder neu liierten Stefan Mross denkt sich derweil „Die Aktuelle“ die Schlagzeile aus: „Neues vom Liebes-Strolch“. Die Auserwählte heißt indes nicht Susi.

„Gala“ wiederum schreibt über das neue Haus des Schauspielerpaars Jennifer Lopez und Ben Affleck: „Warum diese Luxus-Villa ihrer Ehe gerade jetzt so guttut.“ Seltsame Zeile, finden wir, den meisten Ehen täte eine solche Villa doch jederzeit ganz gut.

Helene Fischer kann nur schlafen, „wenn alles zu ist“

Ein glückliches Leben führt auch Schauspielerin Ronja Forcher. „Nur vor einer Sache graut ihr es: dem Baumarkt!“, behauptet „Neue Post“. Zum Glück habe sie ihren Felix: „Die vielen Gänge im Baumarkt werden mit ihm zum märchenhaften Labyrinth. Wo war der Ausgang? Etwa bei den Farben oder den Bohrmaschinen? Felix kennt den Weg. Er hilft ihr ritterlich, wieder herauszufinden, wie ein Held in der Sage.“ Wie schön für Ronja. Welcher Ritter aber hilft all den anderen armen Frauen, die stundenlang durch die Baumarktgänge irren, eingeschüchtert von gefährlichen Werkzeugen und Hinweisschildern in fremdklingender Sprache? Schwingschleifer! Fasenfräser! Kantenfräsvorsatz!

Helene Fischer graut es nicht vor Baumärkten, sie hat ein anderes Problem: „Zum ersten Mal spricht sie offen über ihre Zwänge“ titelt „Die neue Frau“. Und zwar geht es um Schränke, Türen, Schubladen: „,Wenn ich im Bett liege, muss immer alles zu sein. Das ist so ne Macke, die ich hab. Nur dann, wenn alles zu ist, kann ich schlafen‘, sagte sie einmal“, lesen wir. Dieses „einmal“, dieses „erste Mal“ allerdings war ein Interview aus dem Januar 2018. Steht „Das Neue“ unter dem Zwang, uralte Fischer-Interviews zu scheinaktuellen Storys zu verwursten? Immerhin ist man nicht allein: „Schock-Beichte – Warum sie nachts nicht schlafen kann“ und „Psycho-Schock – Welche heimlichen Ängste ihr nachts das Leben schwer machen“, titeln beispielsweise „In“ und „OK!“. Auch wir übrigens können nur schlafen, wenn etwas zu ist: unsere Augen.

Wind und Anker gleichzeitig

Einen anderen Tick gesteht Moritz Bleibtreu: „Putzen ist ein therapeutisches Ding für mich“, hat er laut „Das neue Blatt“ gesagt. „Wenn man dann noch diesen Kalkmist abmacht, der sich um die Mischbatterie festgesetzt hat, das ist super. Das mag ich.“ Um das so richtig genießen zu können, müsste er freilich den Kalkmist erstmal entstehen lassen, also eine Weile nicht putzen – psychologisch sehen wir da eigentlich keinen Ausweg.

Moderator Horst Lichter mag Seemannsmetaphern.


Moderator Horst Lichter mag Seemannsmetaphern.
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Bild: dpa

Das Ein und Alles von Horst Lichter ist seine Frau, über die er im „Neuen Blatt“ sagt: „Nada ist Wind in meinen Segeln, der mich vorantreibt, und der Anker, der mich am Boden hält.“ Sollte sie Wind und Anker gleichzeitig sein, wäre das kontraproduktiv. Ob Nada auch noch das Steuerrad ist, das ihn führt, die Reling, an der er sich festhält, und das Nebelhorn, das ihm manchmal den Kopf durchpustet?

Was uns selbst betrifft, so grübeln wir über dem Horoskop, das „Bunte“ uns Fischen ausstellt: „Stellen Sie Ihre Antennen auf und seien Sie neugierig, wenn Überraschendes in Ihr Leben tritt – es wird Sie viele Jahre begleiten.“ Was, fragen wir uns leicht bang, mag das wohl sein? Bekommen wir etwa noch ein Kind? Oder ist es ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft, ein fieser Hautausschlag, ein Kamerateam von RTL 2? Nicht allzu groß ist unsere Hoffnung, dass es sich um eine schöne Luxus-Villa handelt.

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