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#Umstrittene Davis Cup-Vergabe: Einmal kurz nach China

Das deutsche Davis-Cup-Team muss direkt nach den US Open nach China reisen, ohne gegen China anzutreten. Das Unverständnis ist groß, aber der Weltverband braucht dringend Geld. Im Hintergrund läuft ein Rechtsstreit.

Der langjährige Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann füllt Rollen aus, die weit über das Dasein eines Teamchefs der deutschen Herren-Nationalmannschaft hinausgehen. So holte der 50-Jährige nach der am Dienstag durch den Tennis-Weltverband (ITF) vollzogenen Auslosung der Gruppenphase im Davis Cup erste Reiseinformationen für seine Spieler ein, wie er gegenüber der F.A.Z sagte.

Er begann, nach vertretbaren Flugverbindungen von New York nach China zu suchen, denn sein deutsches Team spielt direkt nach den US Open in New York vom 10. bis 15. September im südchinesischen Zhuhai. Und das, obwohl mit den USA, Chile und der Slowakei keine asiatische Nation in der Gruppe vertreten ist.

Pünktlich von New York nach China zu kommen, sei bei mindestens 26 Stunden Reisezeit und 13 Stunden Zeitverschiebung sehr schwierig. „Wenn ein Spieler wie Alexander Zverev ins Einzelfinale der US Open einzieht, ist es praktisch unmöglich, bereits am Dienstag in Zhuhai spielfähig zu sein“, sagte Kohlmann.

Mehr Geld in Aussicht

Der Weltverband hat diese Entscheidung der Vergabe eine der vier Gruppen nach China vornehmlich aus finanziellen Gründen getroffen. Der für die Runde letzten 16 Nationen qualifizierte finnische Tennisverband bekundete sein Bedauern darüber, dass die eigene Bewerbung zur Ausrichtung einer Gruppe abgelehnt wurde und die ITF stattdessen China auswählte.

Die Verantwortlichen aus Asien stellten mehr Geld in Aussicht. Geld, das die ITF seit dem Ende der Zusammenarbeit mit dem Milliarden-Konsortium Kosmos um den früheren Fußballprofi Gerard Piqué dringend benötigt. Nach Informationen der F.A.Z. rechnet der Weltverband für die Durchführung des Davis Cups 2024 inklusive der Endrunde in Malaga mit einem Defizit von zwölf Millionen US-Dollar.

ITF rechtfertigt Austragungsort

Im Hintergrund läuft ein Rechtsstreit, der von Pique initiiert wurde und im Falle einer Niederlage den Bankrott der ITF bedeuten könnte. Inmitten dieser Gemengelage fällt es den Verantwortlichen im Davis-Cup-Board schwer, einen finanzkräftigen Hauptsponsor für den einstigen Prestige-Wettbewerb zu finden. BNP Paribas hatte als Geldgeber vor Kosmos fast 20 Millionen Dollar bezahlt.

„Es ist schade, dass die ITF das Angebot von Finnland nicht angenommen hat“, sagte Kohlmann. Er stelle sich die Stimmung in Zhuhai ohne teilnehmendes Gastgeber-Team sehr schwierig vor. Die ITF verwies auf F.A.Z.-Anfrage darauf, dass auch das Finale der besten acht im vergangenen Jahr ohne ein Team des Gastgebers ein Erfolg gewesen sei und rechtfertigte zugleich die Wahl des chinesischen Austragungsortes. „Unsere Rolle als globaler Hüter des Sports ist es, den Tennissport und unsere Veranstaltungen so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.“

Trotz des Reiseaufwands geht Kohlmann davon aus, „dass alle spielen“ wollten. Zverev steht vertraglich aber beim Laver Cup im Wort, der am Wochenende nach der Davis-Cup-Gruppenphase in Berlin stattfindet. Eine F.A.Z-Anfrage am Mittwoch beantwortete Zverev diplomatisch: „Es ist unter diesen Umständen zu früh, um dazu Stellung zu beziehen und zu sehen, wie das alles meine Turnierplanung beeinflusst. Bis September ist es noch lange hin.“

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