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#Und in den Kleinstädten warteten die Rassisten

Die Sportfischer kamen nachts. Mit Steinen attackierten sie die Ureinwohner, die Anfang der 1960er-Jahre im Puget Sound nach Lachsen fischten, so, wie ihre Vorfahren es Jahrhunderte lang getan hatten. Die Angreifer beschimpften die Menschen in den Booten, dann griffen Wildhüter ein. Doch es waren die Ureinwohner, die wegen Wilderei ins Gefängnis mussten – in einem Gebiet, in dem ihnen der Staat das Fischen vertraglich erlaubt hatte.

Die Wirtschaft und Kultur der Puyallup, Nisqually und Muckleshoot basierte auf dem Fischfang, aber der Bundesstaat Washington schränkte ihr Recht immer weiter ein. Der Luzerner Historiker Aram Mattioli erzählt in seinem neuen Buch „Zeiten der Auflehnung“ von dem jahrelangen Konflikt, der als „Fischkrieg“ zu einem Meilenstein des politischen Widerstandes wurde. Mattioli zeichnet nach, wie die indigenen Nationen Amerikas im zwanzigsten Jahrhundert gegen ihre andauerende Entrechtung und Diskriminierung kämpften.

Dabei entsteht ein Überblick über die Geschichte ihres politischen Aktivismus, der auch für Nichthistoriker gut zu lesen ist. Umfassende Quellen- und Literaturrecherche fördern Geschichten von Menschen zutage, die in Europa häufig unbekannt blieben. Da ist etwa Clyde Warrior, Mitgründer des „National Indian Youth Council“, der das amerikanische System in den Sechzigerjahren als „Kombination aus Kolonialismus, Segregation und Diskriminierung“ kritisierte. Oder Madonna Thunder Hawk, die an einer Besetzungsaktion der Gefängnisinsel Alcatraz in Kalifornien teilnahm und Jahrzehnte später den Widerstand gegen die Dakota-Access-Pipeline organisierte. Frauen spielten beim Widerstand der Native Americans stets eine wichtige Rolle, auch wenn seine prominentesten Akteure Männer waren.

Sie hatten im Kongress gesprochen und vor dem Obersten Gericht geklagt

Mattioli wählt für seine Untersuchung den Zeitraum von 1911 bis 1992. Im Jahr 1911 gründete sich mit der Society of American Indians die erste übergreifende Interessenorganisation, 1992 protestierten indigene Aktivisten gegen die 500-Jahr-Feierlichkeiten der sogenannten Entdeckung Amerikas. Der Historiker analysiert, wie die rund sechshundert indigenen Nationen im zwanzigsten Jahrhunderts untereinander Allianzen eingingen, um gegen den Binnenkolonialismus besser Widerstand zu leisten. Dabei setzten sie sowohl auf die Mittel, die ihnen durch Rechtsstaat und Parlamentarismus offenstanden, als auch auf den zivilen Ungehorsam, der auch die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung prägte. Bemerkenswert ist, wie früh die Ureinwohner versuchten, internationalen Druck auf die amerikanische Regierung aufzubauen, indem sie beim Völkerbund und den Vereinten Nationen um Unterstützung warben – wenn auch weitgehend ohne Erfolg.

Aram Mattioli: „Zeiten der Auflehnung“. Eine Geschichte des indigenen Widerstandes in den USA.


Aram Mattioli: „Zeiten der Auflehnung“. Eine Geschichte des indigenen Widerstandes in den USA.
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Bild: Klett-Cotta Verlag

Mattioli erinnert auch daran, dass sich Demokraten und Republikaner in ihrem Umgang mit den Native Americans kaum unterschieden. Von Präsident John F. Kennedy etwa hatten sich viele indigene Nationen Unterstützung erhofft, weil er sie im Wahlkampf umworben hatte. Kennedy trieb aber ein Projekt voran, das zu einem der Kristallisationspunkte des Widerstandes wurde. Die Kinzua-Talsperre in Pennsylvania war bereits in der Zeit des New Deal geplant worden. Die Bundesregierung wollte den Allegheny-Fluss so stauen, dass man Hochwasser verhindern und Elektrizität für die wachsende Bevölkerung der Region produzieren könnte.

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