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#Unverhofftes Wiedersehen in Manhattan

Als „intim“ bezeichnen sie manche, als wohltuendes Kontrastprogramm zu den größten Kunstmessen: die TEFAF, eigentlich in Maastricht zu Hause, öffnet dieses Wochenende zum achten Mal ihre Tore in Manhattan. Es sind große, alte Tore: Die Park Avenue Armory, ein 142 Jahre altes ehemaliges Waffenarsenal, nimmt auf der Upper East Side einen ganzen Block ein. Von einer Empore im ersten Stock lässt sich auf die Stände in der Halle blicken. Im Flur wird es hier oben schon eng, aber der rosafarbene Teppichboden, die abgehängten Decken und Blumenarrangements scheinen jede Hektik aufzufangen. Sammler stehen vor den Bars wie beim Cocktailempfang, man lässt sich Zeit beim der „Collectors Preview“ am Tag vor der Eröffnung.

Unten in der Halle sind die Stände im Vergleich zur TEFAF Maastricht nur halb so groß, etwa dreißig Quadratmeter. Das soll der Bedeutung des New Yorker Ablegers keinen Abbruch tun: 91 Aussteller zeigen Kunst und Design aus 7000 Jahren – und manche sehen in der bescheidenen Größe der Messe einen Vorteil. Sie sei wie ein „Schmuckkästchen“, zitierte die „New York Times“ etwa den Galeristen Thaddaeus Ropac. Hier sind die Aussteller gezwungen, besonders sorgfältig auszuwählen, was sie präsentieren.

Exklusiv bis erschwinglich

Die Galerie White Cube aus London wartet mit einem Ölgemälde von Georg Baselitz auf: „Hannoversche Treue“ – benannt nach einem Eisenerzbergwerk in Salzgitter – zeigt eine Flügel-Abstraktion auf blauem Grund, über die schwarze Farbe geflossen ist. Den Kaufpreis für das 2010 entstandene Bild gibt die Galerie mit 1,75 Millionen Dollar vor Steuern an. Wer etwas Erschwinglicheres sucht, könnte auch bei White Cube fündig werden: eine Schwarz-Weiß-Fotografie des Filmemachers Larry Clark von 1971 kostet 10.000 Dollar. Es zeigt einen Mann vor einer Flagge der USA sitzend, der mit einer Pistole in den Raum zielt.

Einst zierten sie das Longchamps-Restaurant im Empire State Building: Eines der acht Wandbilder von Winold Reiss: „Temptation“ aus dem Jahr 1938



Bilderstrecke



TEFAF New York
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Impressionen von den Ständen

Vor Gustav Klimts Studie einer Gorgone für den Beethovenfries von 1901 bildet sich ein kleiner Stau. Ein Dutzend Besucher will einen näheren Blick auf die stehende Nackte am Stand der Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher werfen, deren schwarzes Haar ihr Gesicht und deren Hände ihre Brüste verdecken. Zeichnungen, die als einmalige Zeugnisse indigener amerikanischer Geschichte gelten, präsentiert die New Yorker Galerie Donald Ellis. Zwischen 40.000 und 200.000 Dollar kosten die Arbeiten der Künstler Nokkoist und Ohettoint. Gefangen im Fort St. Marion in Florida zeichneten sie zwischen 1870 und 1880 Soldatenkolonnen, Dampfschiffe und Erinnerungen an das kulturelle Leben ihrer Herkunftsgemeinschaften der Cheyenne und Kiowa.

Ein glücklicher Zufall

Auch Design und Schmuck sind im ehemaligen Zeughaus breit vertreten. Neben historischen Stücken sticht ein massives Möbel der schwedisch-französischen Bildhauerin Ingrid Donat ins Auge – für „Commode Skarabée“ hat die Galerie Carpenters Workshop einen Kaufpreis von 850.000 Dollar angesetzt. Die Bernard Goldberg Gallery aus New York bietet zwei Holzstühle für 120.000 Dollar an, die einst einen „Mittelalter-Raum“ in einem Hotel in Manhattan zierten. Gefertigt wurden sie von Winold Reiss, der vor dem Ersten Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert war. Zwei andere Werke von Reiss sorgten schon der Eröffnung der TEFAF für Aufsehen: Seine ovalen Wandgemälde, die weibliche Akte paradiesisch mit Schlange oder Leopard zeigen, galten als verloren. Einst zierten sie das Longchamps-Restaurant im Empire State Building. Historiker gingen davon aus, dass sie bei Renovierungen in den Sechzigerjahren zerstört worden seien. Dass die Stücke nun am Messestand von Goldberg hängen, ist einem glücklichen Zufall zu verdanken: Vor drei Jahren erzielten sie bei einer Auktion in New York je unter 3000 Dollar, dann bot jemand sie online zum Kauf an. Goldbergs Direktor Ken Sims bekam das mit, Historikerinnen bewerteten den Fund als bedeutsam, schließlich kaufte die Galerie die Werke für eine „niedrige fünfstellige Summe“. Nun sollen sie zusammen eine „niedrige siebenstellige Summe“ einbringen. Der Galeriegründer Bernard Goldberg sagte lokalen Medien, er hoffe, dass die restlichen sechs Reiss-Werke aus dem Restaurant, an dessen Stelle heute eine „Starbucks“-Filiale getreten ist, noch auftauchten – vielleicht auch durch die Aufmerksamkeit auf der TEFAF.

Der Messe, die sich gerade erst von zwei auf einen Termin im Jahr verkleinert hatte, kann diese Publicity ebenfalls nur helfen. New Yorker, die Kunst sammeln oder anschauen wollen, können im Mai aus etlichen Veranstaltungen wählen: Ohne Zweifel ist Frieze die bekannteste, doch auch Focus, Nada oder Volta werben um Kunden. Die meisten Messen bietet der Stadtteil Chelsea. Nicht weit davon, in Hudson Yards, startet in einigen Tagen Frieze. Das Kulturzentrum „The Shed“ bietet eine modernere Kulisse als das Waffenarsenal an der Park Avenue – dafür fehlt der Umgebung nach Ansicht vieler Einheimischer jeglicher Charakter. Nan Goldin, die gerade von der Galerie Marion Goodman zu Gagosian gewechselt ist, schreckt das nicht. Ihre Werke werden schon jetzt als eine Hauptattraktion der Frieze gehandelt: Neun Werke der Fotografin werden auf der Messe zu sehen sein.

TEFAF New York, Park Avenue Armory, bis 16. Mai, Eintritt 55 Dollar

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