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#Väterchen Frost bei Nawalnyj

Väterchen Frost bei Nawalnyj

In Russland wird heute Abend zum zweiten Mal Silvester gefeiert, und zwar nach dem alten, julianischen Kalender, den erst die Bolschewiken durch den gregorianischen ersetzten. Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj berichtete jetzt über Facebook, wie er seinen ersten Jahreswechsel in der Strafkolonie verbrachte. Zu essen gab es nur die übliche wässrige Ge­fängnissuppe Balanda, so Na­wal­nyj, doch abends durften die Häftlinge die Küche benutzen, und da sei mit Mandarinen, einer Torte und Coca-Cola bis ein Uhr gefeiert worden. Um halb zwölf kamen die Aufseher und ließen die Ge­fangenen in Formation antreten, um ih­nen ein gutes neues Jahr zu wünschen. Dann seien andere verkleidete Häftlinge als Tiere und als Väterchen Frost aufgetreten, was von Mitarbeitern der Erziehungsabteilung zu Dokumentationszwecken gefilmt worden sei. Und als Väterchen Frost die „Jungs“ aufforderte, ein Gedicht aufzusagen, habe ein 71 Jahre alter Gefangener, der wegen schwerer Kör­perverletzung einsitze, tatsächlich selbst geschriebene Verse vorgetragen: „Väterchen Frost, Väterchen Frost, lass uns vorzeitig los! Und wenn schon nicht alle, so befrei’ die Hälfte aus der Falle.“

Am Jahresbeginn verließ der oppositionelle Autor und Satiriker Viktor Schenderowitsch Russland, um von der Strafjustiz, die seinem Befund nach keine Justiz mehr sei, nicht in U­-Haft genommen zu werden. Schenderowitsch war am Tag vor Silvester zum „ausländischen Agen­ten“ er­klärt worden, vor allem aber drohte ihm der Präsident Putin nahestehende Oligarch Jewgeni Prigoschin, der mit einer Internettrollfabrik und der privaten Söldnerfirma Wagner in Verbindung gebracht wird, mit einem Strafverfahren wegen an­geblicher Verleumdung. Prigoschin, der, noch während der mit Nowitschok vergiftete Nawalnyj im Koma lag, ankündigte, er werde ihn und seine Mitstreiter ruinieren, bezeichne es als Verleumdung, wenn er ihn mit Hinweis auf seine Vorstrafe als Kriminellen bezeichne, erklärte Schenderowitsch. Wie bei Orwell gelte Wahrheit heute als Verleumdung. Er oder Prigoschin, einer von beiden sei für die Gesellschaft gefährlich, sagte Schenderowitsch, der erst zurückkehren will, wenn russische Ge­richte Leute wie Prigoschin verfolgen.

­Der Schriftsteller Maxim Ossipow be­grüßte das neue Jahr mit der Erinnerung an einen Freund, der in der vergleichsweise moderat repressiven Epoche der frühen Achtziger Silvester im Moskauer Butyrka-Gefängnis zubringen musste. Der Ge­fängnisleiter, offenbar kein böser Mensch, habe in seinem Radiogruß an die Häftlinge allen gewünscht, im neuen Jahr möglichst kleine Strafen zu bekommen. In diesem Sinne wünschte Ossipow sich und seinen Facebook-Freunden, das neue Jahr möge ihnen „so wenig Strafen wie möglich“ bescheren.

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