Wissenschaft

#Verschollene Bücher aus der Grimm’schen Privatbibliothek

Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sind weltweit für ihre Märchen bekannt. Jetzt haben Historiker im polnischen Posen 27 verschollene Bücher aus der Privatbibliothek der beiden Sprachwissenschaftler und Märchenschöpfer entdeckt. Die Werke, darunter eine Erstausgabe des “Simplicissimus”, tragen handschriftliche Anmerkungen der Gebrüder Grimm auf ihren Umschlagseiten – und liefern so wertvolle Hinweise auf ihre Arbeitsweise.

Ob Rotkäppchen, Rapunzel, Schneewittchen oder der Froschkönig: Die Märchen der Gebrüder Grimm sind heute weltbekannt. Die beiden Sprachwissenschaftler Jacob und Wilhelm Grimm sammelten und schrieben sie ab 1806 ursprünglich nicht für Kinder, sondern als volkskundliche Sammlung für Erwachsene inklusive wissenschaftlicher Kommentare. Doch ihr lebendiger und einprägsamer Erzählstil macht die Märchen der Gebrüder Grimm so bekannt und beliebt, dass sie schon bald auch ohne die Kommentare erschienen. Von den Originalfassungen der Grimm’schen Märchen sind jedoch nur wenige erhalten.

Einblick in die “Werkstatt” der Märchenmacher

Umso spannender ist es, einen Blick “hinter die Kulissen” der beiden berühmten Märchenautoren und Sprachforscher zu werfen: in ihre Privatbibliothek. Denn in ihr sammelten die Gebrüder Grimm tausende historische und zeitgenössische Werke, die sie für ihre Arbeit als Volkskundler und Sprachwissenschaftler benötigten und die zum Teil auch als Quelle für ihre Märchen dienten. Davon zeugen unter anderem handschriftliche Anmerkungen auf den Umschlagseiten und Anstreichungen an den Texten. Dabei unterstrich Jacob meist mit Tinte, Wilhelm hingegen fein und später häufig mit Bleistift.

Die Grimm’sche Privatbibliothek gilt noch heute als eine der bedeutendsten geisteswissenschaftlichen Privatbibliotheken des 19. Jahrhunderts. Den größten Teil davon, rund 6200 Bände, erwarb nach dem Tod der beiden Brüder der Preußische Staat und machte sie zum Teil der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität in Berlin. Dieser Bestand wird zurzeit nach und nach ausgewertet und aufgearbeitet. Doch es gibt auch einige Werke aus der Grimm’schen Privatbibliothek, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten. Sechs davon hatten Forscher um Wiesław Wydra von der Adam-Mickiewicz-Universität im polnischen Posen im Jahr 2002 bereits in der Bestandsliste der Universitätsbibliothek Posen aufgespürt.

27 verschollene Bände aufgespürt

Ausgehend von diesen Funden hat sich ein Forschungsteam um Eliza Pieciul-Karmińska und Renata Wilgosiewicz-Skutecka im Jahr 2023 auf die Suche nach möglichen weiteren verschollenen Bänden aus der Privatbibliothek der Gebrüder Grimm gemacht. Fast sechs Monate lang durchstöberten die Historikerinnen dafür die Bestände, Archive und Verzeichnisse der Universitätssammlungen. Tatsächlich wurden sie fündig: Die Forscherinnen stießen auf 27 weitere Bände aus der Grimm’schen Privatbibliothek. Unter diesen ist auch eine Erstausgabe des barocken Schelmenromans “Der Abentheuerliche Simplicissimus” aus dem Jahr 1669 – ein schon per se wertvoller und seltener Fund.

“Die in der Universitätsbibliothek von Posen gefundenen Werke aus der privaten Bibliothek der Gebrüder Grimm können signifikant zur modernen Grimmforschung beitragen”, erklären die Historikerinnen. Denn auch die jetzt wiederentdeckten 27 Bände enthalten handschriftliche Anmerkungen von Jacob und Wilhelm Grimm. So notierten die beiden Forscher beispielsweise für sie interessante Sagenmotive auf den Umschlaginnenseiten der Bücher. Diese Notizen können nun dabei helfen, die Gedankengänge der berühmten Märchendichter nachzuvollziehen. “Gleichzeitig geben diese Funde Anlass zur Hoffnung, dass die Sammlung der Universität noch weitere als verschollene geltende Bände der Grimm’schen Bibliothek enthält”, so die Forscherinnen.

Quelle: Adam-Mickiewicz-Universität Poznań

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