#Versteckt sich in “Wer wird Millionär” ein Ziegenproblem? – Kritisch gedacht
„Versteckt sich in “Wer wird Millionär” ein Ziegenproblem? – Kritisch gedacht“
Wer sich nicht mehr so recht erinnern kann – hier die Kurzversion:
In einer Spielshow sitzt ein Kandidat vor drei geschlossenen Türen. Hinter einer versteckt sich der Hauptgewinn, ein Auto. Hinter den beiden anderen Türen findet sich dagegen nur je eine Ziege. Der Kandidat darf eine der drei Türen auswählen. Der Moderator öffnet daraufhin eine der beiden anderen Türen, hinter der sich eine Ziege versteckt. (Er tut das immer, und der Kandidat weiß das.) Der Kandidat bekommt dann noch eine Chance, sich neu zu entscheiden. Erhöht sich seine Gewinnchance, wenn er zu der verbliebenen geschlossenen Türe wechselt, sinkt sie, oder ändert sie sich nicht?
Die für die meisten Menschen intuitive Antwort ist: Sie ändert sich nicht. Nach dem Öffnen der Ziegentür gibt es noch zwei geschlossene Türen, eine mit Ziege und eine mit Auto. Die Gewinnwahrscheinlichkeit ist jeweils 1/2. Die Strategien “Bleiben” und “Wechseln” führen also beide gleich oft zum Erfolg.
Die offenbar unintuitive, aber richtige Lösung lautet dagegen: Wechseln verdoppelt die Gewinnchance. Die ist bei “Bleiben” nämlich 1/3 – die Wahrscheinlichkeit, dass man von Anfang an richtig lag. Bei “Wechseln” muss sie daher 2/3 betragen.
So weit, so bekannt. Nun stieß ich aber kürzlich auf eine Diskussion, in der ein Physiker – nennen wir ihn Odo – behauptete, in der bekannten Quizshow Wer wird Millionär – bzw. in der österreichischen Variante Die Millionenshow – verstecke sich ein Ziegenproblem. Zur Erinnerung: Der Kandidat bekommt eine Frage gestellt und muss eine von vier möglichen Antworten auswählen. Wenn er nicht weiter weiß, kann er einen sogenannten “Joker” benutzen, u.a. den “50:50 Joker”. Dabei streicht ein Computer zufällig zwei falsche Antworten und lässt die richtige sowie eine falsche stehen. Odo erklärte nun sinngemäß folgendes:
Angenommen, ich habe nicht die geringste Ahnung, welche der vier Antworten A, B, C, D richtig ist. Ich tippe aufs Geratewohl auf A. Da fällt mir ein, dass ich ja noch den 50:50 Joker habe. Ich setze also diesen Joker ein und tatsächlich bleibt meine anfängliche Wahl A stehen, und auch C. Was sollte ich jetzt tun? Bleiben oder Wechseln? Die meisten Leute glauben, es wäre egal, weil die Chancen jetzt 50:50 stehen. Aber in Wirklichkeit haben wir in dieser Situation eine Variante des Ziegenproblems. Die richtige Antwort lautet: Meine erste Wahl war mit Wahrscheinlichkeit 1/4 richtig, also müssen die restlichen 3/4 jetzt auf C entfallen. Durch Wechseln verdreifache ich meine Gewinnchance.
Natürlich erntete Odo auf diese Behauptung sofort energischen Widerspruch und es entspann sich eine längere Diskussion. Ich verrate natürlich nicht, wie diese ausgegangen ist, sondern reiche die Frage an mein Rätselpublikum weiter: Hat Odo mit seiner Behauptung recht oder nicht?
(Googlen ist wie immer verboten. Ehrensache!)
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