Wissenschaft

#Vertrauensfrage für Algorithmen

Inhaltsverzeichnis

Die Digitalisierung wirft nicht nur technische, sondern auch ethische Fragen auf. Ein Team am HLRS forscht an praktisch nutzbaren Empfehlungen.

von MICHAEL VOGEL

Dass ein Doktorand der Philosophie Mitarbeiter des Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart (HLRS) ist, mag vielleicht überraschen. Geht es hier doch primär um leistungsstarke Computer, um Algorithmen, Modelle und Simulationen. Doch Nico Formanek, seit 2023 Leiter der Abteilung „Philosophy of Computational Sciences“, ist nicht der Einzige: „In unserer Gruppe arbeiten wir zu sechst. Alle haben eine Doppelqualifikation: oft einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Studienabschluss, an den sich dann eine Promotion in Philosophie oder den Sozialwissenschaften anschloss.“

Denn da Computer immer weiter in alle Bereiche der Gesellschaft und des Arbeitslebens vordringen, wirft das eben nicht nur technische und naturwissenschaftliche Fragen auf, sondern auch ethische und erkenntnistheoretische. „An diesen Fragen forschen wir“, sagt Formanek.

Das HLRS ist dafür eine Art natürliches Biotop. Simulationen, künstliche Intelligenz (KI) und die Verarbeitung großer Datenmengen – sie gehen fast immer auch mit Fragen der Akzeptanz und des Vertrauens einher. Jüngstes prominentes Beispiel, das medial Aufmerksamkeit erfuhr, ist der KI-Chatbot ChatGPT, mit dem sich künftig wie mit einem Menschen chatten lassen soll. Sein öffentlich zugänglicher Prototyp hat in den vergangenen Monaten daher auch erneut Debatten über die gesellschaftlichen Implikationen solcher Chatbots ausgelöst.

Einzigartig in Deutschland

Formaneks Abteilung ist 2016 entstanden. Unter den drei nationalen Höchstleistungsrechenzentren in Jülich, Garching und Stuttgart ist sie ein Unikat. „Unser Vorteil ist, dass wir mit unserer Forschung sehr nah an den anderen Projekten des HLRS dran sind, die primär an technisch-naturwissenschaftlichen Fragestellungen forschen“, sagt Formanek. Sein Team arbeitet bei soziologischen oder wissenschaftshistorischen Fragestellungen empirisch, etwa mit Interviews, Umfragen und Reallaboren, bei philosophischen Fragestellungen viel mit der wissenschaftlichen Literatur, um daraus neue Gedanken abzuleiten.

So untersuchte die Abteilung in einem bereits abgeschlossenen Projekt zum Beispiel, welche Folgen es hat, wenn der Computercode in komplexen Simulationen nicht mehr von einzelnen Experten vollständig nachvollziehbar ist, wie sich dann Vertrauen herstellen lässt. In einem anderen Projekt zur Simulation von kosmetischen Operationen bei Kleinkindern mit deformiertem Schädel untersuchte die Philosophie-Abteilung des HLRS die Frage, wie sich Eltern entscheiden und wie Simulationen ihre Entscheidungen beeinflussen. „In diesem Fall machten wir Umfragen und beobachteten Diskussionen unter betroffenen Eltern in einschlägigen Foren“, berichtet Formanek.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!