Nachrichten

#Viel Fußball, wenig Gedöns

Viel Fußball, wenig Gedöns

Vor Ironie im Journalismus kann nicht genügend gewarnt werden. „Es steht im Augenblick 1:1, aber es hätte auch umgekehrt lauten können.“ Mit diesen Worten kommentierte Heribert Faßbender einst den Zwischenstand eines Fußballspiels. Weil der Mann nicht gerade für seine subtilen Einlassungen bekannt war, wurde ihm der Spruch als Fehlleistung ausgelegt. So wie jener echte Fauxpas, als er ausrief: „Ziege! Guter Pass auf Scholl, leider zu lang.“ Faßbender trug den Spott mit Fassung und verwies nicht zu Unrecht auf das Risiko, das mit jeder Live-Reportage verbunden ist.

Wissen war nie wertvoller

Sichern Sie sich mit F+ 30 Tage lang kostenfreien Zugriff zu allen Artikeln auf FAZ.NET.

JETZT F+ LESEN


Schon während des Jurastudiums hatte der 1941 in Ratingen geborene Faßbender als Sportreporter gearbeitet, in den Gründungsjahren der Bundesliga war er live dabei. Nach dem ersten Staatsexamen wurde der Journalismus sein Beruf. Der junge Mann mit dem Machtgespür eines Alten machte zielstrebig Karriere im WDR, wofür er die Ressortgrenze vorübergehend überschritt. Er wagte sich für das „Spiel ohne Grenzen“ sogar ins Showgeschäft und war von 1979 bis 1982 Landesstudioleiter in Düsseldorf.

Anschließend wurde er als Nachfolger des großen Ernst Huberty Sportchef des WDR und damit der ARD-Sportschau, was ihn zum mächtigsten Mann im deutschen Sportjournalismus machte. Er zog die Strippen, doch zugleich blieb er mit seiner etwas gezwungen wirkenden Jovialität auf den Bildschirmen präsent. 20 Jahre lang moderierte er die Sportschau. Nicht nur Jüngeren sei empfohlen, sich auf Youtube Ausgaben aus dieser fernen Zeit anzuschauen: viel Fußball, wenig Gedöns.

Dann aber kamen die Privaten und änderten alles. Auch deshalb ist Faßbender vor allem als Kommentator von Länderspielen in Erinnerung. Man muss die Überempfindlichkeit unserer Zeit nicht teilen, um doch mit Befremden auf den mitunter herablassenden Sprachduktus jener Jahre zu blicken, aus dem das westdeutsche Überlegenheitsgefühl sprach. Befremdlich schon damals die kumpelhafte Parteilichkeit („Schieß doch!“).

Für seine Leute und für Randsportarten

Glücklicher war Faßbenders Wirken als Redaktionsmanager: Es galt als guter Chef, der sich vor seine Leute stellte, und sein Herz schlug nicht nur für König Fußball, sondern beispielsweise auch für das Reiten. Er holte Karl-Heinz Rummenigge für die WM 1990 als – leider schlechten – Ko-Kommentator an seine Seite, und es soll Faßbenders Idee gewesen sein, für die Fußball-Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich Günter Netzer gemeinsam mit Gerhard Delling als Moderatorenteam aufzustellen. Leider hat es sein Nachfolger Steffen Simon nicht verstanden, an diesen Befreiungsschlag vom Sprechzettelwesen anzuknüpfen und die öffentlich-rechtlichen Sender nur annähernd auf das Berichterstattungsniveau von Spartensendern wie Dazn und Sky, aber inzwischen auch von RTL zu bringen.

Auf ironische Weise wurde der späte Faßbender Kult („So werde ich Heribert Faßbender“ war ein erfolgreiches Buch betitelt), als eine Art Erinnerungsmaskottchen einer vermeintlich heilen Zeit. Im Ruhestand kam bei Faßbender keine Langeweile auf. Er gehörte unter anderem dem Gesellschafterausschuss von Bayer Leverkusen an; in dieser Funktion rief er 2008 bei Jürgen Klopp an, um ihn als Trainer zum Werksclub zu lotsen. Nicht auszudenken, wie die deutsche (und am Ende auch die englische) Fußballhistorie verlaufen wäre, wenn Klopp dem Ruf gefolgt wäre. Am Sonntag wird Heribert „’n Abend allerseits“ Faßbender 80 Jahre alt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!