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#Die EZB erhöht die Zinsen zum neunten Mal in Folge

Einen so schnellen und starken Anstieg der Zinsen hat es in der Geschichte des Euros noch nie gegeben: Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht die Leitzinsen zum neunten Mal in Folge, wie die Notenbank am Donnerstag nach der Julisitzung des EZB-Rates mitteilte. Alle drei Leitzinsen steigen um 0,25 Prozentpunkte.

Damit erreicht der Einlagensatz, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB bekommen und der auch für die Sparzinsen eine gewisse Rolle spielt, 3,75 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Banken sich Geld bei der EZB leihen können, steigt auf 4,25 Prozent. Und der Spitzenrefinanzierungssatz für Übernachtausleihungen erhöht sich auf 4,5 Prozent.

Bereits am Mittwochabend hatte die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) mitgeteilt, dass sie ihre Leitzinsen ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte anhebt, nachdem sie – anders als die EZB – im Juni eine Zinspause eingelegt hatte.

Für die weiteren Schritte hängt vieles von der Kerninflation ab

Damit reagiert die EZB auf die weiter hartnäckige Inflation. Die Inflationsrate im Euroraum insgesamt war zuletzt zwar gesunken, von 6,1 auf 5,5 Prozent im Juni. In fast allen Euroländern war die Inflationsrate zurückgegangen, zum Teil recht deutlich. Nur in Deutschland war sie gestiegen auf 6,8 Prozent – und in Kroatien hatte sie stagniert bei 8,3 Prozent.

Die Kerninflation hingegen, das ist die Teuerung ohne stark schwankende Preise wie die für Energie und Lebensmittel, hatte leicht zugelegt von 5,3 auf 5,5 Prozent. Sie ist ein Indikator für die sogenannte „zugrunde liegende“ oder „unterliegende“ und damit längerfristige Inflationsentwicklung. „Die Kerninflationsrate wird wichtiger werden, je weiter die Gesamtinflationsrate fällt“, meint Karsten Junius, Ökonom der Bank J. Safra Sarasin.

Während die Preise für Kraftstoff, aber auch für Heizöl mittlerweile auf Jahressicht deutlich gesunken sind, sind Nahrungsmittel erheblich teurer als vor einem Jahr. Allerdings gab es auch dabei von Monat zu Monat zuletzt rückläufige Preise. Spannend wird, inwieweit die wegen der Inflation gestiegenen Löhne mit der Zeit selbst zu einem Treiber der Inflation werden könnten. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflationsrate im Jahresverlauf weiter sinkt. Gewisse Rückschläge sind aber auch nicht ausgeschlossen.

Im Moment spielen dabei sogenannte „statistische Basiseffekte“ eine wichtige Rolle. In Deutschland beispielsweise ist die Inflationsrate im Juni auch deshalb wieder gestiegen, weil vor einem Jahr Tankrabatt und 9-Euro-Ticket das Preisniveau künstlich drückten und die Preissteigerungsraten jetzt entsprechend höher ausfallen. In Spanien wiederum war die Inflationsrate vor der Wahl besonders niedrig, unter anderem, weil die Mehrwertsteuer auf viele Grundnahrungsmittel ausgesetzt worden war.

Widerstand gegen höhere Zinsen wird stärker

Im vorigen Jahr noch hatten die Zinserhöhungen der EZB recht einhellige Unterstützung erfahren. Das hat sich mittlerweile geändert, auch weil gewisse abbremsende Wirkungen auf die Konjunktur nicht zu übersehen sind. Besonders stark zeigen sich Folgen der höheren Zinsen in der Immobilienwirtschaft. Das Baugeschehen hat sich deutlich verlangsamt, die Zahl der Immobilienkredite ist stark zurückgegangen, die Immobilienpreise gerade in Deutschland sinken zum Teil spürbar.

Aber auch die Kreditvergabe insgesamt scheint gedrosselt worden zu sein. Laut einer EZB-Umfrage ist die Nachfrage nach Firmenkrediten im Euroraum im zweiten Quartal eingebrochen. Sie ist den Angaben zufolge auf ein Allzeittief seit Beginn der Umfrage im Jahr 2003 gesunken. „Steigende Zinssätze und ein geringerer Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen waren die Hauptgründe“, teilte die EZB mit.

Sowohl Gewerkschaften in Deutschland als auch viele Unternehmen hatten sich zuletzt gegen weitere Zinserhöhungen ausgesprochen. Im EZB-Rat waren die Meinungen unterschiedlich. Der italienische Notenbankchef Ignazio Visco hatte zuletzt vor allem darauf hingewiesen, dass der Preisdruck schneller als erwartet nachlasse. Wie stark man dabei das Ansteigen der Kerninflation als ein gegenläufiges Signal werten müsse, war unter den EZB-Ratsmitgliedern umstritten.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hatte vor einiger Zeit schon mal angedeutet, es könnte „auch nach der Sommerpause“ noch Zinserhöhungen geben. Zuletzt hatte er sich aber vorsichtiger geäußert. Im August findet keine EZB-Zinssitzung statt. Bis zum 14. September ist jetzt Sommerpause, so lange können die Notenbanker die weitere Entwicklung der Inflation verfolgen. Die nächsten Zahlen für Deutschland gibt es am Freitag.

Was heißt das für Sparer und Bauwillige?

Nach jeder Zinserhöhung gab es zuletzt auch etwas Bewegung bei den Sparzinsen – zumindest die Angebote einzelner Banken für Neukunden beim Tagesgeld verbesserten sich. Im Schnitt lagen die Tagesgeldzinsen bei den von der Verbraucherplattform Biallo beobachteten Banken zuletzt bei 1,76 Prozent. Es gibt aber nach wie vor viele regionale Banken, die gar keine Zinsen auf Tagesgeld zahlen.

Die Bauzinsen lagen zuletzt laut Biallo im Schnitt bei 3,35 Prozent für Darlehen mit zehn Jahren Laufzeit. Hier werden fürs weitere Jahr Zinssätze zwischen 3 und 4 Prozent erwartet.

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