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#Volleyball soll jünger, digitaler, schneller werden

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Das Zentrum der Macht misst keine 15 Quadratmeter und ist schlicht funktional eingerichtet. „Das reicht vollkommen“, meint die Hausherrin. „Auf Statussymbole oder große Büros lege ich keinen Wert“, sagt Julia Frauendorf, 32 Jahre, Vorstand im Deutschen Volleyball-Verband (DVV).

Seit Februar 2022 amtiert sie. Seit Ende 2022 als alleinige Entscheidungsträgerin. Zuvor hatte das DVV-Präsidium um Präsident René Hecht beschlossen, sich vom zweiten Vorstand Bernd Janssen zu trennen. Unterschiedliche Vorstellungen in den Themen Finanzen und Personal lautete die Begründung. Frauendorf versucht seitdem als Solistin, den Verband „nachhaltig“ umzubauen. Was nicht überall gut ankommt.

„Veränderung ist zäh und unangenehm“, hat die ehemalige Unternehmensberaterin erkannt: „Es gibt viele Widerstände aus den alten Strukturen.“ Jünger, digitaler und schneller soll der DVV werden, „um langfristig gut aufgestellt zu sein“. Es sei verständlich, „dass da nicht alle mitgehen“, sagt Frauendorf, die es wiederum persönlich spannend findet, wirken zu können: „Wir haben schon viel bewegt.“

Nicht wenige Beobachter sehen jedoch eine riskante Machtkonzentration in ihrer Hand. „Ich stelle mich der Verantwortung“, kontert sie – gleichwohl soll die zweite Vorstandsstelle möglichst bald wieder besetzt werden. Es ist nicht die einzige Vakanz auf Führungsebene. Auch beide Sportdirektoren fehlen. Von Niclas Hildebrand, der den Beach-Bereich verantwortete, trennte sich der Verband im Sommer im Streit. Der frühere Erfolgstrainer Jürgen Wagner legte daraufhin seinen Posten als „Head of Beach“ nieder. Den Vertrag mit Christian Dünnes, für den Hallenbereich zuständig, löste man einvernehmlich – auf seinen Wunsch hin.

Im Verein ehrenamtlich tätig

Als Kind und Jugendliche spielte Julia Frauendorf selbst Volleyball, auf Hobbyniveau. Bei Eintracht Wiesbaden erlebte sie eine gute Zeit: „Viele Freundschaften halten bis heute.“ Noch immer ist sie dort tätig, als Abteilungsleiterin und Trainerin der U-14-Jungs. Ehrenamtlich. „Ich möchte der nächsten Generation etwas mitgeben.“ Dass sie im Team als Libera agierte, war einerseits ihrer Körpergröße geschuldet, passte nach Selbsteinschätzung aber auch zu ihrer Persönlichkeit: Verantwortung übernehmen, im Hintergrund agieren, viel kommunizieren, das seien ihre Stärken.

Julia Frauendorf, Vorstand beim Deutschen Volleyball-Verband: „Veränderung ist zäh und unangenehm“


Julia Frauendorf, Vorstand beim Deutschen Volleyball-Verband: „Veränderung ist zäh und unangenehm“
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Bild: dpa

Kritiker mäkeln, dass ihr die Vision für die Entwicklung des Volleyballsports fehle. „Eine sportliche Einschätzung“ wolle sie sich aber auch gar „nicht anmaßen“, sagt sie. Dafür seien die Bundestrainer zuständig. Die Organisation des Leistungssports bezeichnet Frauendorf gleichwohl als „Kerngeschäft“: Sichtbarkeit der Nationalteams, Ausrichtung von Länderspielen und internationale Erfolge seien Maßzahlen einer Sportart, die mit nur 400.000 Aktiven versucht, im Wettbewerb der Disziplinen nicht abgehängt zu werden.

Die Qualifikation der Hallen-Teams für Paris 2024 wäre wichtig. Die deutschen Männer waren zuletzt 2012 bei Olympia, die Frauen gar 2004. Und selbst im traditionell starken Beach-Bereich droht der Anschluss verloren zu gehen, wie die Heim-EM in München 2022 zeigte. Die Stimmung war zwar prima, doch kein deutsches Duo schaffte es in Medaillennähe. Dass die Vermarktungsgesellschaft des DVV im vergangenen Frühjahr Insolvenz anmelden musste, diente ebenfalls nicht der Schlagkraft. Kaum im Amt musste Frauendorf die Abwicklung begleiten und erkannte nach ersten Blicken auf die Zahlen, dass das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben nicht stimmte.

Am Wochenende startet nun die verschlankte German Beach Tour mit einem Turnier in Bremen in die neue Saison. Spielervertreterin Melanie Gernert monierte, dass sie vorab nicht ausreichend in die Turnierreform eingebunden worden sei und legte ihr Amt nieder.

Dass der frühere Profi Alex Walkenhorst mit seiner Vermarktungsagentur die Tour produziert, gefällt den Traditionalisten nicht. Walkenhorst hat die Beachvolleyballspieler schon in den Corona-Jahren auf der Plattform Twitch untergebracht, wo ansonsten Video-Spiele gezeigt werden. Für Julia Frauendorf ist Walkenhorst ein „wichtiger Geschäftspartner“ – die interaktive Art der Übertragungen „ein spannender Ansatz“. Fragt sich nur, ob die Alten mitgenommen werden?

Einziges Schmuckstück in ihrem Büro ist übrigens ein großformatiges Foto, das Laura Ludwig und Partnerinnen bei einem Show-Match auf einem schwimmenden Beachvolleyballfeld vor der Elbphilharmonie in Hamburg zeigt. „Laura vor Elphi“ war eine spektakuläre Werbeaktion vor der WM 2019, als Beachvolleyball noch als sehr cool galt und zugleich in der Gesellschaft angekommen – vier Jahre her und doch wie aus einer anderen Zeit.

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