Nachrichten

#Vom Glauben zum Widerstand

„Vom Glauben zum Widerstand“

Der Rassismus, die Abschaffung von Frauenrechten, die Dominanz des Christlichen Nationalismus – es gibt viele Gründe, die amerikanischen Südstaaten als rückständig zu porträtieren, als eine Art Stachel im Fleisch der amerikanischen Nation. Dagegen gehen in letzter Zeit mehrere Journalisten und Historiker an, für die der Süden nichts weniger als der Spiegel der Nation selbst ist, Ursprung und Gegenwart vieler Probleme, ja, so etwas wie das eigentliche „Heartland“, wie es Imani Perry in einem Interview formulierte. Perry, Professorin für Afroamerikanistik an der Princeton-Universität, entwickelt diesen Gedanken in ihrem Buch „South to America“, das kürzlich mit dem amerikanischen National Book Award ausgezeichnet wurde. Den Süden genau zu betrachten, seine Vergangenheit, Gegenwart und „seine bedrohliche Zukunft“, ermögliche ein tieferes Verständnis der heutigen Lage des Landes.

Für Perry stehen die elf ehemaligen konföderierten sowie die Sklavenhalter-Grenzstaaten, wie Delaware oder Maryland, im Zentrum der amerikanischen Erzählung. Auf der Suche nach „Seele“ und „Herz“ der Nation komme man zu dem, was im Herzen des Südens liege: race und Rassismus im Zusammenspiel mit kapitalistischer Ausbeutung. Der Raub indigenen Landes und die Sklaverei ermöglichten die Plantagenwirtschaft, die wiederum eng verzahnt war mit der industriell geprägten Öko­nomie des Nordens. Und beide begründeten eine soziale Ordnung, die bis heute nachwirke.

Der „Herrschergott“ und der „Gott der Sklaven“

Perry beginnt ihre Reise dort, wo für viele Menschen der „Upper South“ liegt: in Virginia, Maryland und auch in Washington, D. C. Die Orte sind untrennbar mit der Geschichte von Sklaverei, reconstruction, Jim Crow und Bürgerrechtsbewegung verbunden. „Rasse“ sei dabei stets eine Fiktion, in deren Zentrum das Schwarzsein liege. Alle anderen Gruppen konnten ihr „Weißsein“ schließlich in wachsender Distanz zu Schwarzen definieren – auch jene europäischen Fronarbeiter, die einst gemeinsam mit Schwarzen Aufstände wagten, zuletzt die „Bacon’s Rebellion“ von 1676 in Virginia. Der entsolidarisierende Effekt von Rassismus unter Lohnarbeitern funktioniert oftmals bis heute.

Imani Perry: „South to America“. A Journey Below the Mason-Dixon to Understand the Soul of a Nation.


Imani Perry: „South to America“. A Journey Below the Mason-Dixon to Understand the Soul of a Nation.
:


Bild: Ecco/Harper Collins

Perry erzählt auch von den weißen Südstaatlern und der „Intimität“, die das Zusammenleben trotz der „color line“ immer bedeutet habe. Damit sind nicht nur Vergewaltigung und die erzwungene Mutterschaft von Generationen versklavter Menschen gemeint. Auch andere so­ziale Beziehungen gab es sowie Gemeinsamkeiten in Mundart oder Esskultur. Die hohe Be­deutung der christlichen Religion etwa sei eine tief reichende Gemeinsamkeit, nur, dass der Gott der Weißen ein „Herrschergott“ sei und der Gott der Schwarzen der „Gott der Sklaven“, an den man sich mit Sehnsucht und Hoffnung wende: Ihr Glaube nährte Widerstand, nicht den Gehorsam gegenüber den weltlichen Autoritäten.

Einmal findet Perry sich in einem Rideshare-Taxi wieder, dessen tief­gläubige weiße Fahrerin am Ende mit ihr gemeinsam betet. In den Appalachen trifft sie auf einen jener Weißen, die sezessionistische Soldaten in Bürgerkriegs-Schauspielen darstellen. Der Mann ist ihr sympathisch, sein Dialekt ruft ein fast zärtliches Wiedererkennen hervor. Ihm genauere Fragen zu stellen unterlässt Perry; ihr Gemüt sei einer „ge­nerationenalten Erschöpfung“ gefolgt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!