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#Von Wagenknecht bis zum Hufeisen: Die Zerstörung der Linken

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Von Wagenknecht bis zum Hufeisen: Die Zerstörung der Linken

Eigentlich könnte die Linke sogar ein bisschen stolz auf sich sein. Sie stellt mit Bodo Ramelow in Thüringen einen Ministerpräsidenten und mit Petra Pau eine Vizepräsidentin des Bundestags, ist in Bremen und in Berlin an Landesregierungen beteiligt – gar nicht so schlecht für eine kleine Partei, zu deren Selbstverständnis nicht immer auch das Regieren gehörte. Im Bundestag ist sie jetzt sogar die einzige linke Oppositionspartei – viel Gelegenheit also, das eigene Profil zu schärfen und sich seiner selbst zu vergewissern. Wir gegen die, das schließt ja gemeinhin die Reihen.

Oliver Georgi

Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Aber von wegen. Die Linke war nie weiter vom Unterhaken entfernt als derzeit. Interne Querelen, ein quälender Richtungsstreit, offene Machtkämpfe, all das droht die Partei zu zerreißen. Solche Probleme sind zwar nichts Neues bei der Linken; schon seit ihrer Gründung 2007, als sie aus der ostdeutschen SED-Nachfolgepartei PDS und der westdeutschen WASG entstand, gehören ideologisches Fingerhakeln und eine robuste Streitkultur zwischen Reformern und Parteilinken, Marxisten und Progressiven zu ihrem Wesen. Doch durch das Debakel bei der Bundestagswahl wird der seit Langem schwelende Richtungskampf, was „links“ eigentlich noch bedeutet, noch potenziert. Nur noch 4,9 Prozent, fast halbiert im Vergleich zu 2017 – ein Desaster, das nur deshalb glimpflich ausging, weil die Partei drei Direktmandate holte und dadurch doch noch einmal in den Bundestag einzog. Wenn es so weitergehe, werde es bald keine Linken-Fraktion mehr geben – und irgendwann vielleicht gar keine Linke mehr: Diese Angst ist bei vielen in der Partei real. Und eigentlich sind sich alle einig, dass man endlich etwas tun müsse, um den Absturz noch aufzuhalten. Nur was?

Wer soll da noch durchblicken?

Grob gesagt, stehen der Linken auf dem Weg zu einer Antwort gerade zwei Kernprobleme im Weg. Das erste heißt Unklarheit. Die Wähler laufen der Partei weg, weil sie nicht mehr wissen, wofür sie sie eigentlich noch brauchen. Die SPD ist programmatisch zwar auch noch nicht überm Berg, jetzt aber immerhin Kanzlerpartei, die Grünen üben mit ihrem modernen ökologischen Zukunftsversprechen auch auf viele im linken Milieu eine große Anziehungskraft aus. Und die Linkspartei? Steht bedröppelt daneben und fragt sich, wer sie eigentlich sein will. Ist mal strikt gegen die Nato, dann wieder weniger, enthält sich beim Evakuierungseinsatz in Kabul, findet das aber irgendwie selbst komisch, hält betonhart zu Putin und muss bei Syrien und der Ukraine doch schlucken. Wer soll da noch durchblicken? „Es gibt thematisch eine große Uneindeutigkeit und Widersprüchlichkeit in der Linkspartei, die dazu führt, dass die Leute nicht mehr wissen, wofür wir eigentlich stehen“, gesteht die stellvertretende Parteivorsitzende Martina Renner. „Das ist für jede Partei tödlich.“

Früherer Parteichef Oskar Lafontaine: „Wer in der Bundesliga spielen will, der muss auch bundesligataugliche Spieler haben.“


Früherer Parteichef Oskar Lafontaine: „Wer in der Bundesliga spielen will, der muss auch bundesligataugliche Spieler haben.“
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Bild: Frank Röth

Das zweite Problem ist mit dem ersten verbunden und wohnt im Saarland: das Ehepaar Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine. Früher waren viele in der Partei ziemlich stolz auf die beiden, weil sie Intellektualität, einen Hauch von Glamour und die Gabe der rhetorischen Zuspitzung vereinten. Was für eine linke Heldengeschichte! Doch solche Gefühle sind bei vielen Linken längst Verbitterung gewichen. Denn statt durch konstruktive Ideen machen Wagenknecht und Lafontaine fast nur noch dadurch auf sich aufmerksam, dass sie meist die konträre Meinung zu ihrer Parteispitze vertreten und sie dabei mitunter wie am Nasenring durch die Manege führen.

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