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#Vorbereitungen für den nächsten Kalten Krieg?

Vorbereitungen für den nächsten Kalten Krieg?

Militärische Bedrohungen sieht der Kreml in diesen Wo­chen an vielen Orten auf der Welt, die Regierung von Russland begründet damit regel­mäßig den Truppenaufmarsch an der Grenze der Ukraine. Mal versetzen NA­TO-Übungen „an russischen Grenzen“ Moskau in Sorge, mal Raketenabwehrsysteme in Rumänien und Polen. Dann wieder beschwert sich Moskau über die Anwesenheit westlicher Kriegsschiffe im Schwarzen Meer oder über die NATO-Bataillone in den baltischen Staaten. Vor wenigen Tagen allerdings deutete der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow in diesem Zusammenhang auf einen Ort, den auf der Welt­karte der vermeintlichen Bedrohungen wohl kaum jemand auf dem Schirm hatte: Mainz-Kastel.

Was die Amerikaner in dem Stadtteil der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden gegenwärtig trieben, so ließ Rjabkow durchblicken, werte er als eines von mehreren „indirekten Anzeichen“ dafür, dass die NATO sich anschicke, Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren. Das habe der Westen zuletzt auf dem da­maligen Höhepunkt des Ost-West-Konflikts vollbracht. Dass der Beschluss des Westens seinerzeit eine Reaktion auf die Stationierung entsprechender sowjetischer Systeme westlich des Urals war, sagte Rjabkow allerdings nicht. Gleichwohl sehe sich Russland nun veranlasst, seinerseits Mittelstreckenraketen in Eu­ropa zu stationieren.

Was steckt hinter dem Comeback?

Die NATO unterhält seit dem Ende des Ost-West-Konflikts keine Mittelstreckenraketen mehr in Europa. Sie wiederholt auch immer wieder gegenüber Russland, dass keines ihrer Mitglieder landgestützte Atomraketen in Europa stationieren will. Und doch: Die Stationierungsentscheidung der Amerikaner, auf die Rjabkow abhebt, lässt dennoch aufhorchen. Sie wurde in Berlin bislang kaum diskutiert, geschweige denn in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Am 8. November dieses Jahres reaktivierte das Hauptquartier der amerikanischen Landstreitkräfte in Eu­ropa und Afrika mit einer Zeremonie in der Lucius-D.-Clay-Kaserne das 56th Artillery Command.

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Genau genommen be­findet sich ein Großteil der Kaserne im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim, der un­mittelbar an Mainz-Kastel grenzt. Und es ist es keine beliebige Einheit, die dort stationiert ist. Das Kommando führte zwischen 1986 und 1991 die nuklearen Mittelstreckenraketen des Typs „Pershing II“, um die seinerzeit in Westdeutschland politisch erbittert gestritten wurde. Was also steckt hinter diesem Comeback?

Das britische Boulevardblatt „The Sun“ war sich wie so oft schnell sicher. Es simulierte zur Eröffnung des Artilleriekommandos in einer Grafik einen Atomschlag von Mainz-Kastel aus auf Moskau. Die russische Hauptstadt ging dabei in ei­nem Atompilz auf. In Deutschland be­schränkte sich das Interesse auf die lo­kale Presse. Lediglich der im vergangenen Jahr unfreiwillig aus dem Amt ge­schiedene Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) widmete sich in einem Beitrag für das Medienportal The Pioneer dem Kommando ausführlicher.

Auch er zeigte sich überzeugt, es diene wieder der nuklearen Abschreckung, so wie früher. In Berlin sag­te sonst niemand etwas dazu. Und die amerikanischen Landstreitkräfte im Rhein-Main-Gebiet taten es auch nicht. Ein Besuch des Artilleriekommandos, hieß es aus Armeekreisen, sei nicht möglich – zumindest nicht in diesen Zeiten, in denen der Kreml mit dem Finger auf Mainz-Kastel zeige.

Keine kurzfristige Reaktion auf die Ukraine-Krise

Was hat die amerikanische Regierung mit dem Artilleriekommando vor? Eine kurzfristige Reaktion auf die jüngste Krise um die Ukraine ist die Reaktivierung jedenfalls nicht. Gemeinhin laufen solche Überlegungen in Washington über Jah­re zwischen Pentagon, Regierungen und dem Senat. Öffentlich wurden die Pläne im April. Damals kündigte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bei seinem Antrittsbesuch in Berlin an, dass eine neue Militäreinheit nach Deutschland entsandt werde, um weit entfernte Ziele ins Visier nehmen zu können.

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