Nachrichten

#VW will 20.000 Stellen in Batteriezellfabriken schaffen

„VW will 20.000 Stellen in Batteriezellfabriken schaffen“

Es ist ein Termin, den Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil im Wahlkampf bestens zu nutzen weiß. Schon am Mittag tritt der SPD-Politiker auf einer Be­triebsversammlung im Volkswagenwerk Salzgitter auf und jubelt über die Grundsteinlegung für eine neue Batteriezellfabrik, die Europas größter Autokonzern VW dort aus dem Boden stampft.

Am Nachmittag legt er auf einem Festakt vor Hunderten geladenen Gästen nach. „Das Herz der Automobilindustrie schlägt künftig elektrisch – und es schlägt in Niedersachsen“, ruft er ihnen zu. Sein Parteifreund, der eigens angereiste Bundeskanzler Olaf Scholz, sekundiert und lobt die Investition als einen „Grundstein“ für nachhaltige und klimaschonende Mobilität.

Die Veranstaltung am Donnerstag hätte aus der Terminplanung der Hannoverschen SPD-Wahlkampfzentrale stammen können. In dem an VW beteiligten Bundesland wird in drei Monaten gewählt, und Weil – qua Amt Mitglied im Aufsichtsrat des Konzerns – kämpft mit schwachen Umfragewerten. Tatsächlich aber ist die Sache von langer Hand ge­plant, auch wenn sie perfekt ins aktuelle Drehbuch des Ministerpräsidenten passt. Rund 5000 Arbeitsplätze sollen entstehen, wenn VW in Salzgitter von 2025 an seine Einheitszelle für vollelektrische Volumenmodelle baut.

Die Achse zwischen SPD und IG Metall funktioniert

Betriebsratschefin Daniela Cavallo rundet das Bild an diesem Tag ab und lobt das Engagement von Weil, das wichtig für die Entscheidung zum Bau des Werks gewesen sei. Die Achse zwischen IG Metall und sozialdemokratischer Staatskanzlei in Hannover, so scheint es, funktioniert einwandfrei.

Das als „Salzgiga“ titulierte Werk, für das am Donnerstag der Grundstein gelegt wird, ist dabei mehr als nur eine allein­stehende Fabrik. Sie soll technische Blaupause für weitere Standorte zur Batteriezellproduktion von VW in Europa werden. Der erste, ein Projekt mit Northvolt in Schweden, soll schon vom kommenden Jahr Zellen für Premiumfahrzeuge herstellen. Nach der Eröffnung von Salzgitter kommt dann Valencia in Spanien ans Netz, ein weiterer Standort soll in Osteuropa entstehen. 20 Milliarden Euro an Investitionen sind geplant, ein Umsatzpotential in gleicher Höhe wird vom Ende des Jahrzehnts an erwartet. 20.000 Stellen entstünden in den europäischen Produktionsländern, kündigt der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess an. Auch in Amerika werde VW eigene Standorte auf­machen. „Der Aufbau einer eigenen Zellfertigung ist ein technologisches wie wirtschaftliches Megaprojekt.“

Wie groß der Aufwand ist, zeigt sich in Salzgitter wie unter dem Brennglas. Auf einer Fläche so groß wie 30 Fußballfelder entstehen mehrere Fabrikblöcke, in denen mit einer Leistung von 40 Gigawattstunden Batteriezellen für 500.000 E-Fahrzeuge im Jahr gebaut werden sollen. Management, Betriebsrat und Niedersachsen als Großaktionär wollen so die E-Offensive von VW absichern und die Abhängigkeit von Lieferanten aus Asien reduzieren, die den Markt für Zellen dominieren.

Gerade angesichts der immer größeren Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten sei das ein entscheidender Faktor, sagt Kanzler Scholz in seiner Rede. „Es ist kein guter Zustand, wenn uns schon ein quer liegendes Containerschiff im Suezkanal auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität stoppt.“ Damit spielt er auf den Unfall des Frachters Ever Given im Frühjahr 2021 an, einer von vielen Faktoren, der damals die globale Logistik aus den Angeln hob.

Neben der Versorgungssicherheit haben die Zellfabriken auch beschäftigungspo­litische Gründe, wofür Salzgitter ein gutes Beispiel ist. Rund 6500 Menschen arbeiten an dem Standort, dem größten Motorenwerk der Wolfsburger Kernmarke VW. Mehr als 60 Millionen Verbrennungsmotoren wurden dort über die vergangenen Jahrzehnte hergestellt, doch im Zuge der E-Mobilität ist die Beschäftigung in Ge­fahr geraten, auch weil sich Elektromotoren und andere mechanische Komponenten für die neue Antriebstechnik mit deutlich weniger Aufwand produzieren lassen. Das Zellwerk sichere jetzt die Zukunft, betont Ministerpräsident Weil, der besonders hervorhebt, dass Salzgitter nicht nur Zellen herstellen, sondern auch Forschung und Entwicklung, Recycling und andere Aufgaben rund um Batterietechnik übernehmen wird. „Niedersachsen bleibt ein Autoland, digital, klimaneutral und vor al­lem sehr erfolgreich.“

Keine Subventionen

Gesteuert wird die Produktion in Europa durch eine eigene Gesellschaft, das neue Unternehmen Powerco. In einigen Jahren könnte es sogar an die Börse ge­hen, aber vorher steht der technologische Aufbau im Fokus, wie Powerco-Chef Frank Blome ankündigt. „Wir standardisieren auf Basis europäischer Normen und skalieren“, sagt er. „Das ermöglicht Tempo und Kostenoptimierung bei höchster Qualität.“ Vereinheitlicht würden nicht nur Ausrüstung, Gebäude und Infrastruktur, sondern auch Produkte, Prozesse und IT.

Auf die Frage, wie viel Staatsgeld für die Ansiedlung in Salzgitter geflossen ist, hat er angesichts der sonst üblichen Subventionen für Projekte dieser Art eine überraschende Antwort: Keine. Die Möglichkeit für eine EU-Förderung über ein „Impor­tant Projects of Common European In­terest“, kurz: IPCEI – also ein Projekt von übergeordnetem europäischen Interesse – habe es zum Zeitpunkt der Planung nicht gegeben, ergänzt Thomas Schmall, Technikvorstand des VW-Konzerns.

Aus Zeitgründen habe man daher entschieden, komplett auf eigene Rechnung zu bauen. Für den Aufbau der weiteren Zellfabriken in Europa spielen Subventionen hingegen eine große Rolle, etwa in Spanien, wo hohe Zuschüsse vom Staat fließen sollen. Auch in Osteuropa laufen Gespräche mit Regierungen über Fördermittel.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!