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Wanderarbeiter der Wissenschaft

Die Befristung des Großteils des wissenschaftlichen Personals an den deutschen Hochschulen und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist eine vielfach kritisierte, aber letztlich weitgehend akzeptierte Normalität geworden. Als wichtigsten Grund hat die wissenschaftssoziologische Forschung den steigenden Anteil der Drittmittelfinanzierung der Universitäten ausgemacht. Befristete Projektforschung und entsprechend befristete Qualifizierungsstellen scheinen Hand in Hand zu gehen. Das stimmt, es erklärt aber nicht, warum auch nach Abzug der Doktoranden heute fast achtzig Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter an den Hochschulen auf befristeten Verträgen sitzen. Und es erklärt ebenfalls nicht, dass laut dem Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs die Befristung auch im Bereich der Grundfinanzierung der Hochschulen schon 2014 bei 75 Prozent lag.

Das macht es naheliegend, die Beweggründe der Verantwortlichen in den wissenschaftlichen Einrichtungen zu untersuchen. Der Stifterverband fragte 2017 bei den Präsidien und Rektoraten der deutschen Hochschulen, ob sie eine Senkung des Befristungsanteils nicht für wünschenswert hielten: Ja, schon, war die Antwort, aber nur um ganze 5,5 Prozent. Man will also effektiv gar nichts ändern, weil das immense Ungleichgewicht von befristeten zu unbefristeten Stellen dem eigenen Organisationsinteresse entspricht. Das ist jedenfalls die These der Zeithistorikerin Ariane Leendertz, die jetzt eine Studie zur Durchsetzung der Befristung in der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) abgeschlossen hat (MPIfG Discussion Paper 20/15). Weil die MPG ihr die Einsicht in ihre normalerweise auf dreißig Jahre unzugänglichen Akten gestattete, konnte Leendertz nachverfolgen, wie die Befristung des wissenschaftlichen Personals der MPG zum Normalfall wurde. Die mächtigen Präsidenten der MPG, so das Fazit, wollten es so und setzten die Befristungspolitik mit aller Macht gegen interne Widerstände durch. Lag der Befristungsanteil der MPG 1976 erst bei sechzehn Prozent, so stieg er parallel zu den Hochschulen auf gegenwärtig mehr als siebzig Prozent.

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