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#Wann und warum der Goldpreis wieder steigen könnte

Wann und warum der Goldpreis wieder steigen könnte

Seit August ist Schluss. Die Gold-Euphorie ist verflogen. Nach zwei Jahren fast ununterbrochenen Höhenflugs verliert das Edelmetall seit dem vergangenen Sommer stetig an Wert. Mittlerweile sind es schon 15 Prozent Verlust, während die Aktienmärkte von Rekord zu Rekord eilen. Das trifft gerade die Deutschen hart. Sie zählen weltweit zu den größten Fans von Gold – nach den Indern und Chinesen, versteht sich.

Dyrk Scherff

Dyrk Scherff

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

In Europa sorgten sie 2020 für mehr als die Hälfte der Nachfrage. Dahinter steckt ihre uralte Sorge vor Inflation. In kaum einem anderen Land hat sich die Hyperinflation vor fast 100 Jahren so ins gemeinsame Gedächtnis eingebrannt wie bei uns. Gold ist ein guter Schutz davor, sagen zwei Drittel der Deutschen in einer Umfrage des World Gold Council, des Lobbyverbandes der Minenbetreiber. Gold ist eine sichere Anlage, so wie Immobilien oder Anleihen, glauben sie.

Doch so stimmt das nicht. „Das vermeintlich so sichere Gold ist weit höheren Schwankungen unterworfen als gemeinhin gedacht. Das Risiko einer Goldanlage fällt nur unwesentlich geringer aus als dasjenige eines Aktieninvestments“, sagt der Chefvolkswirt der LBBW, Uwe Burkert. Der Goldpreis schwankt viel stärker als etwa der von Immobilien, das haben schon die vergangenen Monate gezeigt. Und auch der Schock des ersten Corona-Lockdowns vor einem Jahr hat das Edelmetall verlieren lassen, allerdings weniger als die Aktienkurse. Wenn Krisen ausbrechen, brauchen die Großanleger Geld, und da wird oft Gold verkauft, um Verluste bei anderen Wertpapieren auszugleichen. Das war in der Finanzkrise 2008 so und 2020 im Corona-Crash. Auch der langfristige Preisverlauf zeigt große Schwankungen. Zwischen 2011 und 2015 halbierte sich der Kurs fast. Auch in den letzten Jahren vor der Jahrtausendwende verlor das Gold über einen längerem Zeitraum an Wert. Anleger sollten also schon Ausdauer mitbringen, wenn sie mit Gold Geld verdienen wollen. Langfristig hätte sich das ausgezahlt.

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Es kommt noch dicker fürs Gold

Dass es aber kurzfristig seit August 2020 schlecht gelaufen ist, liegt an Corona. Oder besser: an der Hoffnung auf das Ende der Pandemie. Denn Zuversicht ist für Gold, das gern in unsicheren Zeiten gekauft wird, nicht gerade förderlich. Und tatsächlich wurden die Börsen im Herbst optimistischer, als die Erforschung von Impfstoffen große Fortschritte machte, die Aktien kletterten auf Rekordhöhen. Dafür sorgte auch die Wahl von Joe Biden zum neuen amerikanischen Präsidenten. Mit ihm verband sich die Hoffnung auf ein Ende der Handelskriege und die Aussicht auf ein gigantisches Konjunkturprogramm von fast zwei Billionen Dollar. Mittlerweile wurde es tatsächlich verabschiedet und wird der amerikanischen Wirtschaft, aber auch den Exportbranchen anderer Länder wie der deutschen, einen enormen Schub verleihen.

Diese wirtschaftlichen Hoffnungen heben nicht nur den Optimismus, sondern haben auch weitere Folgen, die dem Gold derzeit nicht guttun: Die Renditen der Anleihen steigen schnell. In Amerika haben sie sich seit Anfang November in etwa verdoppelt und die negative Rendite der Bundesanleihen annähernd halbiert. Das ist für einen solch kurzen Zeitraum enorm viel für den sonst so trägen Anleihemarkt. Steigende Renditen bedeuten: Anleihen werden attraktiver. Und da sie die Alternative zum Gold im Bereich der vermeintlich sicheren Geldanlagen sind, leidet der Goldpreis, wenn die Renditen steigen. Zumal Gold keinen Zins abwirft, der Gewinn liegt nur in der Differenz von Verkaufs- und Kaufpreis. Für Anleihen gibt es hingegen einen Zins.

Nun sind die Anleger nur eine Gruppe von Goldkäufern. Zum kleinen Teil braucht auch die Industrie Gold, etwa für Elektronik oder die Zahntechnik. Der Anteil macht aber nur etwa zehn Prozent aus und verändert sich wenig. Dafür brachen 2020 die Hauptabnehmer weg, die Schmuckkäufer etwa aus Indien. Mit dem Corona-Lockdown und der Angst vor schrumpfenden Einkommen verkaufte sich der Goldschmuck schlechter als früher.

Raten von zwei Prozent und mehr erwartet

Und wie geht es nun weiter? Die Prognosen sehen schlecht aus, denn die Märkte setzen auf ein Abflachen der Pandemie und eine wirtschaftliche Erholung der Weltwirtschaft. Die Analysten großer internationaler Banken erwarten daher im Durchschnitt in den kommenden Jahren einen weiteren Rückgang des Goldpreises bis auf 1680 Dollar im Jahr 2023. Nun sind solche Langfristprognosen gewagt, zu viel kann zwischendurch noch passieren. Und Goldprognosen waren bisher auch selten sehr treffsicher. Aber zumindest sprechen sie nicht dafür, dass der Goldpreis bald wieder so kräftig steigt wie bis zum letzten Sommer.

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