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#Warum der gesamte Mittelmeerraum unter Stress steht

„Warum der gesamte Mittelmeerraum unter Stress steht“

Saintes-Maries-de-la-Mer plant bereits die Kapitulation. Noch lockt die kleine Gemeinde im Süden der Camargue jedes Jahr viele Pilger und Touristen an. Die einen zieht es zu den Schreinen der Heiligen Maria Jakobäa und Maria Salome, die anderen nutzen das Küstenstädtchen als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Sumpf- und Seenlandschaft der Camargue. Schon bald jedoch könnte Saintes-Maries dem Anstieg des Meeresspiegels zum Opfer fallen. „Es gibt konkrete Pläne und finanzielle Abschätzungen für den Fall, dass die Gemeinde in der näheren Zukunft aufgegeben werden muss“, erzählt Wolfgang Cramer vom Mediterranen Institut für Biodiversität und Ökologie (IMBE) in Aix-en-Provence. An anderen, unbesiedelten Küstenstreifen der Camargue würden schon heute Deiche entfernt, um der Natur ihren Lauf zu lassen.

Rebecca Hahn

Freie Autorin in der Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Nicht nur in Saintes-Maries sieht man sich mit drastischen Umweltveränderungen konfrontiert. Der gesamte Mittelmeerraum steht unter Stress. Neben der Klimaerwärmung und dem dadurch steigenden Meeresspiegel krempeln noch weitere Faktoren die mediterrane Umwelt in erheblicher Geschwindigkeit um. Dabei reicht der menschliche Einfluss in dieser Region weit zurück: Die nördlichen und östlichen Küsten des Mittelmeeres wurden schon vor 75 000 bis 30 000 Jahren von Neandertalern besiedelt, vor ungefähr 40 000 Jahren ließ sich auch Homo sapiens hier nieder. Seit der Antike dürfte die zunehmende menschliche Besiedelung zu einem massiven Einflussfaktor geworden sein, schreiben Mathias Hafner und Rüdiger Rudolf von der Hochschule Mannheim, Autoren des Buchs „Mittelmeerleben“, in einem Beitrag für die Geographische Rundschau. „Wandel ist für uns als Biologen das Normale“, sagt Hafner. „Durch den Druck, den wir Menschen zusätzlich erzeugen, haben wir es aber gerade mit einem zu schnell verlaufenden Wandel zu tun, der das System teilweise überfordert.“

So vollzieht sich der Klimawandel am Mittelmeer um etwa zwanzig Prozent schneller als im globalen Mittel. Seit der Industrialisierung sind die Lufttemperaturen im mediterranen Raum bereits um 1,54 Grad angestiegen, jedes Jahr nehmen sie um weitere 0,03 Grad zu. Auch Hitzewellen wie die derzeitige werden häufiger. Gleichzeitig gehen die Niederschläge während der eigentlich feuchten Wintermonate in weiten Teilen des Mittelmeerraums, mit Ausnahme der nördlichen Regionen, zurück. „Klassischerweise ist der Winter eigentlich die Jahreszeit, während der sich die Wasserreserven wieder auffüllen“, sagt Elke Hertig, Professorin für Regionalen Klimawandel und Gesundheit an der Universität Augsburg. Während die Pflanzen im Mittelmeerraum an sommerliche Hitze und Trockenheit ohnehin gewöhnt seien, würden winterliche Trockenphasen die Ökosysteme vor große Herausforderungen stellen.

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