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#Warum ein Baseball-Schiedsrichter eine halbe Million Dollar erhielt

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Warum ein Baseball-Schiedsrichter eine halbe Million Dollar erhielt

Die mehr als hundertjährige Geschichte des Profi-Baseballs in den Vereinigten Staaten hat immer wieder Scherereien produziert, in die sich ordentliche Gerichte einschalten mussten. Geradezu legendär und in Hollywood verfilmt: der Skandal um die verschobene Endspielserie von 1919. Die Geschworenen sprachen damals die beschuldigten Profis der Chicago White Sox zwar frei. Aber der allmächtige Commissioner sperrte die beteiligten Spieler trotzdem. Und zwar lebenslang.

So wurde der berühmteste von ihnen, der Ausnahme-Outfielder „Shoeless“ Joe Jackson, auch nie in die Baseball Hall of Fame aufgenommen. Denn die Ruhmeshalle ist äußerst streng, wenn es um die moralische Beschaffenheit der Aspiranten geht. Eine Behandlung, die derzeit die prominenten Vertreter der Doping-Generation der letzten zwanzig Jahre zu spüren bekommen.

Ein ähnliches Schicksal befürchtete der prominenteste Schiedsrichter in der obersten Baseball-Liga MLB. Joe West, der seit 1976 als sogenannter Umpire bei mehr als 5000 Spielen im Einsatz war und in den nächsten Wochen die alte Rekordmarke von 5370 Begegnungen ausradieren will, die ein gewisser Bill Klem in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgestellt hatte, wollte den fraglichen Vorwurf jedoch nicht auf sich sitzenlassen. Er würde nämlich gerne den Ritterschlag zum „Hall of Famer“ erhalten.

Guter Ruf, schlechter Schiedsrichter: Joe West bei einem Match während der Corona-Pandemie.


Guter Ruf, schlechter Schiedsrichter: Joe West bei einem Match während der Corona-Pandemie.
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Bild: AP

Aufgetischt hatte ihn der ehemalige Catcher Paul Lo Duca, der im Laufe seiner zehnjährigen Karriere bei vier Teams unter Vertrag gewesen war, darunter bei den Los Angeles Dodgers und den New York Mets. Und dessen Name einst bei einer ligainternen Doping-Untersuchung im Zusammenhang mit dem Konsum von Wachstumshormon auftauchte. Die Anschuldigung, die Lo Duca 2019 in einem Podcast-Interview erhob: West habe sich von einem namentlich genannten Pitcher bestechen lassen, um den Ausgang von Spielen zu manipulieren.

Nachweisliche Falschbehauptungen

Joe West, der Umpire, nebenbei Chef der Baseball-Schiedsrichtergewerkschaft, zog daraufhin wegen Rufschädigung vor ein New Yorker Gericht. Ein Urteil in seinem Sinne erkämpfte er bereits im letzten Jahr. Vergangene Woche gab es die spektakuläre Dreingabe: eine Schadenersatzsumme von 500.000 Dollar. Der Richter, ein baseballkundiger Jurist übrigens, strich in seiner Begründung heraus, dass „Integrität und Charakter die wichtigsten Maßstäbe“ seien, die bei der Aufnahme in die Hall of Fame eine Rolle spielen, und schlug dabei sogar einen Bogen zu „Shoeless“ Joe und anderen namhaften Baseball-Sündern.

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Die Entscheidung macht deutlich, dass der Betrugsvorwurf von Lo Duca nachweislich falsch gewesen war. So hatte er behauptet, in seiner Laufbahn insgesamt fünfzehnmal vom Platz gestellt worden zu sein, davon achtmal von West. Die Beweisaufnahme ergab, dass die Zahlen frei erfunden gewesen waren. Der frühere Profi war insgesamt nur achtmal rausgeflogen. Und nur einmal war er dabei von West suspendiert worden.

Die stattliche Entschädigung, die dem Jahresgehalt eines langjährigen Major-League-Baseball-Schiedsrichters entspricht, errechnet sich aus zwei Teilbeträgen. Die eine Hälfte soll die erlittenen „seelischen Schmerzen und den emotionalen Druck“ wiedergut­machen. Die andere die Kosten decken, die nun entstehen, wenn West Ex­perten für Online-Reputationsmanagement einsetzt, um im Internet alle ­Spuren der falschen Anschuldigungen tilgen zu lassen. Die Summe liegt gleichwohl deutlich unter den 11,9 Millionen Dollar, die Wests Anwalt gefordert hatte.

Und ob er allerdings jemals auch nur einen Cent sehen wird, ist fraglich. Lo Duca hatte die Zivilklage schlechtweg ignoriert und war in Abwesenheit verurteilt worden. West will in diesem Jahr mit 68 Jahren in den Ruhestand gehen. Aber auch danach bleibt die Erinnerung an einen umstrittenen Unparteiischen. Eine Untersuchung an der Boston University ergab vor kurzem, dass kaum jemand in der Liga so oft danebenliegt wie West. In den letzten elf Jahren kam der Umpire im Schnitt auf 21 Fehlentscheidungen. Das entspricht 2,3 pro Inning.

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