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#Warum empfiehlt die Impfkommission Astra-Zeneca erst jetzt für Ältere?

Warum empfiehlt die Impfkommission Astra-Zeneca erst jetzt für Ältere?

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Folgenschwere Entscheidung

Die wissen alles besser und haben nicht verstanden, wie wir arbeiten sollen.“ Tatsächlich hatten sich aber auch andere über die Impfkommission gewundert.

Im Januar erklärte diese, Astra-Zeneca werde „aktuell aufgrund der derzeit verfügbaren Daten nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen“. Es ging der Behörde dabei nur um die Wirksamkeit; die Ungefährlichkeit des Impfstoffs war schon bestätigt worden.

Dennoch war diese Alterseinschränkung eine folgenschwere Entscheidung. Denn die Deutschen zweifelten nun an dem Impfstoff. Und statt Achtzigjähriger wurden nun dreißig Jahre alte Pfleger mit Astra-Zeneca geimpft; die haben aber ein viel geringeres Sterberisiko.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur hatte bei der Zulassung anders geurteilt. Sie empfahl den Impfstoff für alle Erwachsenen. „Es gibt noch nicht genügend Ergebnisse unter älteren Teilnehmern (älter als 55 Jahre), um einen Wert zu bieten, wie gut der Impfstoff in dieser Gruppe wirkt“, teilte sie mit.

„Allerdings wird ein Schutz erwartet angesichts der Tatsache, dass eine Immunantwort in dieser Altersgruppe gesehen wird, und aufgrund der Erfahrung mit anderen Impfstoffen.“ Bei der Agentur, in der das deutsche Paul-Ehrlich-Institut mitwirkt, klang es also, als habe es einen Spielraum gegeben.

„Großer Respekt“ vor der Stiko

Die Weltgesundheitsorganisation empfahl den Impfstoff ausdrücklich für „ältere Menschen inklusive derjenigen, die 65 Jahre oder älter sind“. In Großbritannien wurde Astra-Zeneca sofort an Senioren verimpft. Warum nicht in Deutschland?

Terhardt sagt: „Das war mutig von den Briten. Wir haben ein etwas akribischeres Verfahren. Viele andere europäische Länder haben es so gemacht wie wir in Deutschland. Italien hat den Impfstoff nur bis 55 Jahre empfohlen, Frankreich hat es so gemacht wie wir.“

Die Hygienikerin Frauke Mattner von der Universität Witten/Herdecke verteidigt die Deutschen. „England und Schottland haben einfach ein großes öffentliches Experiment über alle Altersgruppen umgesetzt, von deren Auswertungen wir jetzt profitieren“, sagt sie und findet die Deutschen mutig, nicht die Briten. Vor der Entscheidung der Impfkommission habe sie „großen Respekt“, das sei eine „mutige Entscheidung gewesen“.

Die Impfkommission hatte für ihre Entscheidung allerdings auch schlechtere Daten als die Europäer. Ihr lagen Wirksamkeitsstudien von Astra-Zeneca mit Stand vom 5. November vor. Unter den Senioren hatte es bei 341 Geimpften einen Covid-Fall gegeben und bei 319 Nichtgeimpften auch einen.

„Wenn Sie daraus eine Wirksamkeit berechnen, ist die leider grottig“, sagt Terhardt. Die Zahl der Studienteilnehmer war einfach zu gering. Die europäische Behörde hingegen hatte Studien mit Stand vom 8.Dezember, da waren es doppelt so viele Testpersonen. Das Problem: Die Daten der Europäer waren vertraulich und wurden nicht mit der deutschen Impfkommission geteilt.

Astra-Zeneca für alle Erwachsenen

Für den Erlanger Virologen Klaus Überla, seit 2017 in der Kommission, war auf dieser Grundlage nur eine Entscheidung denkbar. „Wir brauchen Evidenz, dass etwas wirkt und dass etwas sicher ist. Und solange das nicht da ist, machen wir keine Experimente.“ E

s gab aber auch andere Stimmen in der Kommission, zum Beispiel die von Terhardt. „Wir haben das mit Bedauern so entscheiden müssen. Wenn wir anders entschieden hätten, und es wäre schlecht gelaufen, hätten wir Schuld auf uns geladen.Ich war persönlich im Zweifel, ich wäre lieber mutiger gewesen. Ich habe geahnt, was passieren würde.“

Der Impfstoff bekam ein Imageproblem, im ZDF sagte der Vorsitzende der Impfkommission, Thomas Mertens, das Ganze sei „irgendwie schlecht gelaufen“. Als bessere Daten veröffentlicht wurden, musste die Kommission eine Kehrtwende machen. Am Mittwoch entschied sie, Astra-Zeneca für alle Erwachsenen zu empfehlen. Die „vorhergehende Empfehlung vom 29. Januar“ sei „völlig korrekt auf der Basis der damals verfügbaren Daten erfolgt“, hieß es.

Der Gesundheitsminister von Baden-Württemberg, Manfred Lucha von den Grünen, will kein schlechtes Wort über die Impfkommission verlieren. Allenfalls eine gewisse Zaghaftigkeit sieht er. „Die wollen wirklich nur das wissenschaftlich Beste. Und wenn es Zweifel gibt, sind die eher darauf gepolt, dem Zweifel nachzugeben, um nicht angreifbar zu sein.

Eine Ständige Impfkommission kommt grundsätzlich aus der Defensive. Fußballerisch gesprochen, verteidigen die und gucken, dass sie kein Tor bekommen. Die Politiker hingegen müssen Tore schießen“, sagt er und hat einen Ratschlag: „Die Pandemie lehrt uns, ein Stück pragmatischer und nach vorne gerichtet zu sein. Das ist ein Prozess, den wir alle zusammen durchmachen.“

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