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#Ein Nationalgericht fällt nicht vom Himmel

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Ein Nationalgericht fällt nicht vom Himmel

Wer es erfunden hat, ist absolut unstrittig: Kräuterbonbon, Würfelzucker, Milchschokolade, Gemüsebouillon, Birchermüsli, Tubensenf, Pulverkaffee, Knoblauchpresse, Sparschäler, Stabmixer, Cellophanfolie, Taschenmesser, Klettverschluss – das alles sind Schweizer Innovationen. Doch ausgerechnet bei ihrem Nationalgericht, dem Käsefondue, sind Zweifel an der Urheberschaft berechtigt. War es wirklich der Geniestreich schlauer Bergbauern, die auf ihren einsamen Almen alten harten Käse schmolzen, um altes hartes Brot in ihn hineinzutunken und sich damit aus der Not und quasi dem Nichts ein schmackhaftes Mahl zubereiteten?

Oder stimmt diese andere Schweizer Legende, nach der das Fondue seinen eigentlichen Ursprung in der Kappeler Milchsuppe hat und an jenem historischen Tag im Jahr 1529 geboren wurde, als Katholiken und Protestanten beim Friedensschluss nach dem Ersten Kappelerkrieg rund um einen großen Topf mit Milchsuppe zusammenstanden und die katholische Suppe mit protestantischen Brotstücken herausschöpften?

Die meisten Menschen in Deutschland, die an diesem Freitagabend millionenfach so einträchtig um ihren Fonduetopf sitzen werden wie ehedem die erst verfeindeten und dann versöhnten Glaubensparteien des Kappelerkriegs, werden der festen Überzeugung sein, ihre Gabel ins tiefste Innere der Schweizer Seele zu tauchen. Doch so eindeutig ist die Sache nicht, denn auch in Savoyen, im Piemont und im Aostatal gibt es seit Jahrhunderten die Sitte, Käse zu schmelzen und gemeinsam Brot oder Kartoffeln darin zu versenken.

„Das Fondue stammt aus der Schweiz“

Die Tradition, Speisen in einem Topf mit heißer Flüssigkeit am Tisch zu garen, ist ohnehin viel älter und viel globaler und reicht weit über den westlichen Alpenraum hinaus. Die Chinesen werfen seit den Zeiten von Konfuzius alles Essbare in ihren Feuertopf, die Koreaner hocken rund um ihren Sinseollo zusammen, die Japaner ziehen zu fest­lichen Anlässen gerne beim Shabu-Shabu hauchfein geschnittenes Rindfleisch in einer würzigen Brühe gar, und für einen Franzosen geht nichts über ein Fondue bourguignonne mit heißem Pflanzenöl.

Taugt auch für Staatsbesuche: der Schweizer Außenpolitiker Didier Burkhalter isst 2017 in Bern Käsefondue mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dessen Frau Peng Liyuan.


Taugt auch für Staatsbesuche: der Schweizer Außenpolitiker Didier Burkhalter isst 2017 in Bern Käsefondue mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und dessen Frau Peng Liyuan.
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Bild: POOL/EPA/REX/Shutterstock

Sogar der Urvater der europäischen Dichtkunst macht den wackeren Eidgenossen Konkurrenz. Im elften Gesang seiner „Ilias“ schreibt Homer: „Hierin mengte das Weib, an Gestalt den Göttinnen ähnlich / Ihnen des pramnischen Weins, und rieb mit eherner Raspel / Ziegenkäse darauf, mit weißem Mehl ihn bestreuend / Nötigte dann zu trinken vom wohlbereiteten Weinmus“ – wenn das keine Urform des Käsefondues ist, ist Achilleus nie in Troja gewesen.

Doch so leicht geben sich die Schweizer nicht geschlagen und fahren schweres Geschütz auf: Sie führen das älteste Fonduerezept ins Feld, das aus dem Kochbuch der Züricherin Anna Maria Gessner-Kitt von 1699 stammt und erklärt, wie man alten Käse zerreibt oder schabt, mit Weißwein verkocht, schmelzen lässt und dann mit Brotstücken auftunkt. Sie rufen Jean-Jacques Rousseau in den Zeugenstand, der 1768 in einem Brief an einen Freund das Fondue mit Gruyère-Käse vom Mont Sa­lève, dem Genfer Hausberg, überschwänglich lobte. Und sie zitieren den großen Gastrosophen Jean Anthelme Brillat-Savarin, der sich in seiner „Physiologie des Geschmacks“ 1826 apodiktisch festlegte: „Das Fondue stammt aus der Schweiz.“

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