Nachrichten

#Was darf ich überhaupt noch tun?

Was darf ich überhaupt noch tun?

So weit ist es also gekommen. Jetzt gönnen wir einander nicht einmal mehr den Urlaub. Über Ostern nach Mallorca fliegen? Pfui! Wer das tut, bringt vielleicht das Virus mit nach Deutschland! Die Mallorquiner selbst gönnen uns den Urlaub übrigens auch nicht so richtig, sie wollen die potentiellen Virenschleudern nicht bei sich haben. Viele andere Ferienregionen haben im vergangenen Jahr ganz dicht gemacht.

Patrick Bernau

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Corona hat uns gelehrt, andere Menschen zu fürchten. Unser guter Bekannter ist plötzlich jemand, der uns vielleicht mit einer schweren Krankheit ansteckt – da halten wir uns doch lieber fern. Der Nachbar soll lieber auch keine Freunde besuchen. Wenn der sich ansteckt, schnappt er uns vielleicht das letzte Intensivbett weg. Der Mitmensch, er ist zur Gefahr geworden.

„Moment mal“, sagen Sie jetzt vielleicht. „Das ist doch gar nicht neu! Der Flug nach Mallorca war schon vor Corona verpönt, weil Fliegen klimaschädlich ist!“ Damit haben Sie Recht. Corona ist nur der vorläufige Höhepunkt eines Trends, der seit Jahren immer stärker wird: In den reichen Ländern sprechen die Menschen immer lauter darüber, wie sehr sie einander schaden.

Das Problem hat einen Namen: „Negative Externalitäten“.

„Homo homini lupus“ heißt es seit der Antike: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“ Der Philosoph Thomas Hobbes machte die Formel berühmt. Damit meinte er, dass Menschen einander mit Krieg und Gewalt überziehen. Die neuen Debatten sind aber ganz andere: Es geht um die unbeabsichtigten Folgen des eigenen Handels. Auch dafür gibt es ein Fachwort, dieses Mal aus der Ökonomie: „negative Externalitäten“.

Vielleicht ist dieses Argumentationsmuster auch deshalb so beliebt geworden, weil selbst liberale Ökonomen anerkennen, dass im Fall von negativen Externalitäten Markt und Eigenverantwortung oft versagen: Zu viele Menschen kümmern sich mehr um ihren eigenen Nutzen als um den Schaden, den sie damit bei anderen anrichten. Gerade weil all das aber so anerkannt ist, ruft jetzt ständig jemand nach einer neuen Regel wegen eben dieser negativen Externalitäten.

Der Mensch des frühen 21. Jahrhunderts jedenfalls kann sie kaum offenbar noch vermeiden. Wer in der Kneipe raucht, macht das Personal krank. Wer mit dem Diesel-Auto in die Stadt fährt, trägt ein kleines bisschen dazu bei, dass die Luft dort schlechter wird, und das kostet die Städter soundso viele Lebensjahre. Wer im Supermarkt eine Plastiktüte nimmt, der findet sie vielleicht eines Tages im Pazifik wieder, wo sie von einem Delfin verspeist wird. „Es gibt zahlreiche Formen von Schädigungen, bei denen die Handlungen des Einzelnen harmlos wirken, aber in Summe riesige Schwierigkeiten verursachen“, betont die Philosophin Lisa Herzog.

Befehle für den modernen Menschen

Die amerikanische Philosophin Judith Lichtenberg hat diesem Phänomen bereits vor einigen Jahren einen Namen gegeben. „Neue Schäden“ nannte sie es und stellte fest: Es ist viel schwieriger geworden, sich rundum anständig zu benehmen, ohne anderen Leid zuzufügen. Dann listet sie die moralisch korrekten Befehle für den modernen Menschen in einem langen Absatz auf, den man am besten ohne größere Kürzungen liest:

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!