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#Was das Skifliegen so extrem gefährlich macht

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Was das Skifliegen so extrem gefährlich macht

Stefan Horngacher wollte seine Springer nicht in Gefahr bringen. Der Skisprung-Bundestrainer zog seine Mannschaft beim Team-Wettbewerb am Samstag zurück. „Es ist zu gefährlich, deshalb habe ich entschieden, dass bei solchen Windverhältnissen keiner mehr runterspringen wird“, sagte der Coach, „wir wollen kein Risiko mehr eingehen.“ Schließlich stehen die Akteure beim Weltcup-Finale in Planica noch immer unter Schock. In der Universitätsklinik in Ljubiljana kämpfte der Norweger Daniel André Tande zwar nicht mehr um sein Leben, aber die Ärzte haben den 27-Jährigen nach dessen schwerem Sturz am Donnerstag, bei dem er ich das Schlüsselbein gebrochen und eine leichte Punktierung der Lunge zugezogen hat, erst an diesem Sonntag wieder aus dem künstlichen Koma geholt.

Heftige Windböen machten den Wettbewerb auf dem 240-Meter-Bakken zu einer Lotterie. „Wenn Steff sagt, es geht nicht, dann wissen wir: Es geht wirklich nicht“, sagte Karl Geiger, der im Dezember Skiflug-Weltmeister geworden war und am Sonntag die Saison mit seinem neunten Weltcupsieg beenden konnte. Er war voll und ganz mit der Entscheidung seines Trainers einverstanden. Weil der Oberstdorfer direkt nach Tande an der Reihe war, hatte er quasi aus nächster Nähe mit ansehen müssen, wie es den Norweger in der Luft verdreht hatte und dieser den gesamten Aufsprunghügel regungslos hinuntergerutscht war.

„Dann ist es lebensgefährlich“

„Das ist eine Riesenschanze, da kommen Luftkräfte zusammen“, sagte Geiger, „wenn es einen wirklich aufstellt, dann ist es lebensgefährlich.“ Alexander Stöckl, der Cheftrainer der Norweger, bezeichnet Tandes Sturz, auch wenn dieser aufgrund eines individuellen Fehlers passiert ist, als Weckruf, „dass Skifliegen eine Risikosportart ist“. Fehler wirken sich beim Skifliegen durch die höheren Geschwindigkeiten, die stärkeren Luftkräfte und die höheren Flugkurven gravierender aus als beim Skispringen. Obwohl die Gefahr immer präsent sei, so Stöckl, sei die Weitenjagd ein Ritt auf der Rasierklinge.

„Die Athleten sind vor einem Skifliegen angespannter als vor einem normalen Skispringen“, sagt er. Deshalb besprechen sich einige seiner Springer im Vorfeld auf eigenen Antrieb mit einem Psychologen. Werner Schuster hat in seiner Zeit als Bundestrainer erklärt, wie die Athleten ticken: „In letzter Konsequenz muss der Sportler in so einer Situation Egoist sein. Er muss abwägen: Kann ich das bewältigen oder kann ich das nicht bewältigen? Und wenn ein Fehler passiert, dann musst du das auf die Seite schieben.“

Es wirken enorme Kräfte: Daniel André Tande bei seinem Sturz


Es wirken enorme Kräfte: Daniel André Tande bei seinem Sturz
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Bild: WITTERS

Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich das Skifliegen bewegt. Lediglich der Körper sowie zwei elf Zentimeter breite und etwa 2,70 Meter lange Latten bilden die Auftriebsfläche. Wie groß die Faszination ist, hat Simon Ammann, viermaliger Olympiasieger aus der Schweiz, am Samstag eindrücklich beschrieben: „Als ich oben gestanden war, wäre ich angesichts der Bedingungen am liebsten sofort nach unten gegangen. Als ich dann unten war, wäre ich aber am liebsten gleich wieder nach oben gegangen.“

Ungeheure Kräfte wirken auf die Körper der Springer. Nach einem 250-Meter-Flug beträgt der Landedruck kurzzeitig das Fünffache des Körpergewichts. „Irgendwann hält der Athlet den ganzen Kräften nicht mehr stand, die während des Flugs auf ihn einwirken und immer größer werden“, sagt Andreas Goldberger. Der Österreicher war 1994 der erste Mensch, der weiter als 200 Meter gesprungen ist. Allerdings konnte er den Sprung nicht stehen. Sechs Jahre später verbesserte er den Weltrekord auf 225 Meter. „Unvergesslich – das bleibt dir, das macht süchtig“, schwärmt Goldberger.

Angesichts dieser extremen Belastungen müssen alle Vorkehrungen getroffen werden, dass die Springer auch sicher ins Tal fliegen können. Deshalb kritisiert Alexander Stöckl die Jury in Planica heftig. Sein Springer Marius Lindvik musste am Samstag sechsmal wieder vom Balken herunter, bevor die Bedingungen stimmten. „Ich hatte die Jury gebeten, dass sich Marius von vorne vorbereiten darf“, berichtet Stöckl. „Die Schuhe waren viel lockerer, als sie sein sollten, weil auch die Keile zwei Zentimeter weiter nach oben gerutscht sind.“ Doch seine Bitte wurde nicht erhört. „Damit musste er auf einer der größten Schanzen der Welt springen“, sagt der Österreicher. „Ich kann die Kritik von Alex verstehen“, sagte Sandro Pertile, „er hat mir einzelne Punkte genannt, die wir in der Zukunft verbessern müssen.“ Ins Detail wollte der Italiener, der vor dieser Saison den Posten des Skisprung-Renndirektors angetreten hatte, nicht gehen.

Nicht nur bei Lindvik, der nach seinen Erfahrungen vom Samstag auf den Abschlusswettkampf verzichtete, ist die mentale Belastung enorm. „Nach zwei, drei Tagen fällst du in ein Loch, bist vollkommen platt“, berichtet Markus Eisenbichler. Dabei fliegt der Siegsdorfer ausgesprochen gerne. „Die psychische Komponente spielt eine entscheidende Rolle.“ Bei einer Untersuchung aus dem Jahr 1998 stellte der deutsche Teamarzt bei Martin Schmitt und dem zweimaligen Skiflug-Weltmeister Sven Hannawald einen Adrenalinspiegel fest, der um das Vierfache erhöht war. Das sind Werte, die sonst Menschen in Todesangst haben.

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