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#Was genau will die No-Covid-Initiative?

Was genau will die No-Covid-Initiative?

Wissenschaftler der No-Covid-Initiative haben am Mittwoch davor gewarnt, sich an ein Leben mit dem Virus und viel zu hohe Infektionsraten zu gewöhnen. Zu der Initiative gehören 14 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen wie die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann, der Braunschweiger Infektiologe Michael Meyer-Hermann, der Berliner Physiker Dirk Brockmann, der Präsident des ifo-Instituts Clemens Fuest sowie der Soziologe Heinz Bude. Die Vorschläge gründen auf den international erfolgreichsten Anti-Corona-Maßnahmen.

Heike Schmoll

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

Statt eines Dauerlockdowns mit anhaltenden Neuinfektionen hat die Initiative Handlungsoptionen für sogenannte grüne Zonen unterbreitet, in denen die Corona-Beschränkungen gelockert werden können. Lockerungen halten die Forscher erst von einem Inzidenzwert von zehn Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen für vertretbar.  

Grüne Zonen sind kleine Regionen wie Landkreise in Deutschland, in denen im Idealfall keine Infektionen mehr auftreten. Ziel der Wissenschaftler ist es, eine lokale Kontrolle jedes Ausbruchs unter Minimierung von Schäden für die Gesellschaft zu ermöglichen. Im besten Fall weiten sich die Zonen über ganz Europa aus.

Kleinteiliges Handeln: Aus der Schwäche eine Stärke machen

Grenzschließungen betrachten die Wissenschaftler als unrealistisch, Mobilitätseinschränkungen sollen sich an der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Wirklichkeit orientieren. „Das Konzept wandelt eine zentrale Schwäche unseres derzeitigen Pandemie-Managements – die Zergliederung in Zuständigkeiten im föderalen System – in eine Stärke um“, heißt es in dem Text. Die Regionen sollen auf diese Weise motiviert werden, ihre eigene Situation durch entsprechendes Engagement zu verbessern. Das bedeutet aber auch, dass sie die Grenzen zu anderen Zonen entsprechend sichern und kontrollieren müssen.

No-Covid baut auf eine konsequente und schnelle Isolationsstrategie, vor allem im Niedriginzidenzbereich auf, um die grünen Zonen rasch zu erreichen und anschließend zu schützen. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich Menschen bei den geringsten Symptomen schon einmal selbst isolieren und testen lassen. Infizierte sind schon ein bis zwei Tage vor Beginn der Symptome ansteckend, die im Mittel erst fünf Tage nach der Ansteckung auftreten. Verdachtsfälle müssten daher so schnell wie möglich gefunden und isoliert werden. Bei jeder Infektion müsse die Vermutung gelten, dass sie Teil eines größeren Infektionsclusters ist. Daher sei es entscheidend, die Infektionsquelle und deren Kontaktpersonen systematisch nachzuverfolgen. Wenn beides gelinge, sei die Wirkung auf die Eingrenzung der Pandemie erheblich. Doch was geschieht mit asymptomatisch Infizierten? Darauf gibt es keine Antwort.

Allerdings dringen die Forscher darauf, die Hürden zur Testung abzubauen, die Testangebote zu erhöhen und die Testergebnisse schnell zu erzielen und diese dann auch sofort zu übermitteln (häufig bekommen die Infizierten erst Tage nach dem positiven Ergebnis eine Nachricht). Die Prozesse in Gesundheitsämtern und allen beteiligten medizinischen Einrichtungen müssten erheblich beschleunigt werden. Um eine Kontrolle zu erlangen, muss bereitwillig und großzügig getestet werden, was etwa durch eine Ausweitung der Testinfrastruktur einschließlich von Selbsttests möglich werden soll.

Den Widerspruch zwischen Gesundheitsschutz und Schadensbegrenzung für Wirtschaft und Industrie will die No-Covid-Initiative vor allem durch eine Ausweitung der Teststrategien, PCR-Abwassertests, frühe Selbstisolation und Tracking-Lösungen auflösen. Eine präventive Quarantäne könne überdies nur funktionieren, wenn dies arbeitsrechtlich wie eine Krankmeldung behandelt werde.

Schließen muss, wer Standards nicht erfüllen kann

Die Wissenschaftler plädieren daher weiter für Home-Office, weniger Individualverkehr und die Anpassung der Hygienekonzepte in allen Unternehmen an klinische Hygienestandards (Einzelarbeitsplätze, Lüftungstechnik, FFP2-Masken). Die Erfahrung aus Frühjahr und Sommer habe gezeigt, dass einige Unternehmen und Geschäfte Hygienemaßnahmen und Auflagen konsequent und mit teuren Investitionen umgesetzt hätten, andere jedoch nicht. Die Schließungen betrafen immer die gesamte Branche, also auch diejenigen, die viel investiert haben. Dafür seien Selbstzertfizierungn und stichprobenartige Kontrollen denkbar. „Wer die Standards nicht erfüllen kann, muss schließen, sobald entsprechende Maßnahmen angeordnet werden.“ Um den Unternehmen und Betrieben Planungssicherheit zu geben, könnten grüne Zonen als Richtwert dienen. Spätestens von einer Inzidenz von 10 an, drohten staatliche Einschränkungen bis hin zu temporärer Stilllegung.

Den Grenzverkehr zwischen Grünen und Roten Zonen wollen die Wissenschaftler auf essenzielle Mobilität inklusive Pendler- und Güterverkehr unter gewissen Test- und Quarantänebedingungen beschränken. Flughäfen und Bahnhöfe müssten so ausgestattet werden, dass sie die Mobilitätseinschränkungen zwischen roten und grünen Zonen kontrollieren könnten.

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