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#Was Microsoft begehrt, was Sony bezahlt

Es ist in etwa so wie der Rosenkrieg zwischen Johnny Depp und Amber Heard. Während eines Gerichtsverfahrens kommen Details über zwei Parteien zum Vorschein, die wahrscheinlich ohne dieses Verfahren nie an die Öffentlichkeit gelangt wären. Am Ende steht zwar ein Urteil, und einer behält Recht. Aber der Blick der Öffentlichkeit auf beide Parteien ist nachhaltig verändert. Nur das Publikum dürfte im Falle der angestrebten Übernahme des Videospieleentwicklers Activision Blizzard durch Microsoft ein anderes sein. Weniger Klatschpresse, mehr Börsianer, globale Kartellhüter und natürlich Spieler.

Vergangene Woche fand eine entscheidende Anhörung vor Gericht zu der Übernahme stand. Die amerikanische Kartellbehörde FTC versucht, die Übernahme gerichtlich zu blockieren, da sie befürchtet, Microsoft könnte mit der Übernahme nicht nur den Markt für Spiele auf Konsolen und Computerbetriebssystemen für sich konsolidieren. Auch das noch junge Geschäft mit Spielen, die per Cloud auf die Geräte von Spielern gestreamt werden, könnte durch die Übernahme in Zukunft einseitig bestimmt werden.

Nun haben die verschiedenen Parteien ihre Argumente in einem Bezirksgericht in Nordkalifornien dargelegt. Diese waren vorab schon weitestgehend bekannt, denn die Übernahme wurde in aller Welt von Kartellbehörden diskutiert und von den meisten – auch von der EU – durchgewunken; bis auf die Behörden der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs.

Zahlen von Sony-Studios werden öffentlich

Die Verhandlung hat aber auch den Nebeneffekt, dass eine ganze Menge Zahlen aus der Videospielbranche ans Licht gelangt sind, die eine Momentaufnahme über den Zustand und die aktuellen Trends darstellen. In den Dokumenten, die zur Beweisführung bei Gericht eingereicht wurden, finden sich Zahlen zu Entwicklungskosten von großen Spielen, Übernahmekosten von Spieleentwicklern und Informationen zu verworfenen Plänen der beteiligten Parteien. Die Daten lassen eine genauere Einordnung der Videospielbranche in der Sparte Unterhaltung zu.

Am griffigsten sind sicherlich die Entwicklungskosten für große, aufwendige Titel, die exklusiv auf der Playstation von Sony erscheinen. So kostete das Spiel „The Last of Us 2“ des Studios Naughty Dog 220 Millionen Dollar, „Horizon Forbidden West“ des Studios Guerilla Games 212 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Die Kosten des neuesten Films von Regisseur James Cameron, „Avatar: The Way of Water“, werden auf 350 bis 460 Millionen Dollar geschätzt, was das obere Ende der Fahnenstange für Filme darstellt.

Es finden sich auch Zahlen zu einem der zentralen Streitpunkte in den Dokumenten. Die Spielereihe „Call of Duty“, welche derzeit auf mehreren Plattformen und Betriebssystemen erscheint, ist eine der bestverkauften unter allen Videospielen. Da Sony befürchtet, im Falle einer Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft den Zugang zur Reihe zu verlieren, fällt der Name immer wieder in den Verhandlungen. Nicht ohne Grund, denn eine Million Spieler nutzen 100 Prozent ihrer Zeit mit der Playstation für „Call of Duty“, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Außerdem verdiente Sony allein mit dieser Reihe global 1,5 Milliarden Dollar.

Wen Microsoft sonst im Auge hatte

Aufseiten von Microsoft wurde enthüllt, dass man vor dem Übernahmeangebot für Activision Blizzard eine Reihe weiterer Kandidaten für einen Zukauf in Erwägung gezogen hatte. Bekannte Studios wie Bungie („Halo“, „Destiny“), CD Projekt Red („The Witcher“, „Cyberpunk“) und From Software („Dark Souls“, „Elden Ring“) standen auf der Liste. Auch der japanische Sonic-Entwickler Sega Sammy und der Konsolenrivale Nintendo wurden genannt.

Wie weit ausgearbeitet diese Gedankenspiele waren, ist nicht sicher. Das Dokument mit den Namen entstammt einer Präsentation, in der grundlegende Möglichkeiten erforscht wurden. Gesicherte Zahlen gab es noch zur schon abgeschlossenen Übernahme des Entwicklers Ninja Theory („Hellblade“). Dieser kostete Microsoft 117 Millionen Dollar.

Dass die Übernahme von Activision Blizzard für Microsoft und den Rest des Videospielmarktes neben dem Preis eine hohe Bedeutung hat, dürfte auch an den Personen ersichtlich sein, die sich im Gerichtssaal die Ehre gaben. Microsoft-Chef Satya Nadella, Finanzvorstand Amy Hood, Xbox-Chef Phil Spencer, Activision-Chef Bobby Kotick und der Kopf der Spielesparte Sony Interactive Entertainment, Jim Ryan, waren an den fünf Tagen der Anhörung im Saal.

Nicht mehr im Saal ist nun die Richterin Jacqueline Scott Corley. Nach der Beweisführung und den Darstellungen beider Seiten hat sie sich zur Entscheidungsfindung zurückgezogen. Ihr Urteil wird in der Spielewelt und für den weiteren Kurs von Microsoft mit Spannung erwartet.

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