Nachrichten

#Weiterhin in turbulenten Gewässern

Weiterhin in turbulenten Gewässern

Der Führung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) gelingt es nicht, die Wogen zu glätten, die hoch gehen im Verband. Auf einer Videokonferenz am Freitagabend mussten sich Präsident Marco Troll und dessen Vizepräsident Harald Walter von Athletensprecherin Sarah Köhler dafür kritisieren lassen, dass sie sich als Teilmannschaftsleiter für die Olympischen Spiele in Tokio aufgestellt haben.

Michael Reinsch

Die Weltmeisterschaftszweite über 1500 Meter warf ihnen laut Zeitungsberichten vom Wochenende vor, dass der Vorstand nach innen und nach außen ein Bild abgebe, welches nicht für kompetente Führung spreche. Deshalb sei nicht erklärlich, dass sich Troll und Walter als Teamleader auf die Longlist für die Akkreditierung für Tokio haben setzen lassen. Dies solle rückgängig gemacht werden, forderte die Schwimmerin. Die überwältigende Mehrzahl der Sportlerinnen und Sportler wolle sich von den beiden bei den Olympischen Spielen nicht führen und repräsentieren lassen.

Auf derselben Sitzung machte Troll bekannt, dass Lutz Buschkow, Bundestrainer Wasserspringen, kommissarisch auf den Posten des Sportdirektors zurückkehre, den er bereits von 2008 bis 2016 bekleidete. Troll hatte in der vergangenen Woche dem dreimaligen Schwimm-Olympiasieger Michael Groß abgesagt, der bereit war, in den drei Monaten bis Tokio als Sportdirektor einzuspringen. Auch Walter, Polizeibeamter und Präsident des Bayerischen Schwimmverbandes, soll bereit gewesen sein, den Posten temporär zu übernehmen. Die Neubesetzung war notwendig geworden, weil sich Troll und seine Kollegen vor zwei Monaten von dem langjährigen Sportdirektor Thomas Kurschilgen getrennt haben. Dessen Rechtsanwalt spricht von fristloser Kündigung, der DSV von Freistellung. In einem offenen Brief fordern die Bundestrainer Bernd Berkhahn und Hannes Vitense, Athletensprecherin Sarah Köhler sowie die einstigen Schwimm-Stars Paul Biedermann, Britta Steffen und Franziska van Almsick die Rehabilitierung Kurschilgens.

Kritisiert die Verbandsführung: Athletensprecherin Sarah Köhler


Kritisiert die Verbandsführung: Athletensprecherin Sarah Köhler
:


Bild: dpa

Zwar verweigert der DSV unter Verweis auf das laufende Verfahren eine Begründung für die Trennung, doch bringen Medienberichte und die zeitliche Nähe des Vorgangs ihn in Zusammenhang mit dem Rücktritt des Freiwasser-Bundestrainers Stefan L., dem mehrere Sportlerinnen in einem Artikel des „Spiegels“ sexualisierte Gewalt vorwarfen. Der Trainer bestreitet die Vorwürfe. Der ehemalige Sportdirektor geht gegen entsprechende Berichte juristisch vor. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass 2011 Buschkow und die damalige Präsidentin Christa Thiel entschieden, Trainer L. auf seinem Posten zu belassen, da die Staatsanwaltschaft Würzburg trotz der Anzeige einer Schwimmerin keinen Anfangsverdacht erkannte, der ein Ermittlungsverfahren gerechtfertigt hätte.

Auch die Besetzung von Buschkow wird von Athletensprecherin Sarah Köhler kritisiert, wie der Verband auf seiner Website bekanntmacht. „Das Präsidium befürwortet die Entscheidung für Buschkow, lediglich die Aktivensprecherin Sarah Köhler äußerte sich wie folgt“, heißt es dort: „Von der Personalie Lutz Buschkow haben wir erst in der Präsidiumssitzung erfahren. Somit war kein umfassendes Meinungsbild der Athlet*innen einzuholen. Als mündige Athlet*innen erwarten wir, dass wir in den Entscheidungsprozess einbezogen werden und wollen uns ein Meinungsbild über diese Thematik schaffen.“ Buschkow machte bei den Olympischen Spielen von London 2012 Schlagzeilen, als er Athleten wie Trainer seines Verbandes kritisierte mit den Worten: „Wir sichten mehr Karpfen als Delphine.“

An der Informationsveranstaltung für das Präsidium am Freitagabend nahm nicht der Anti-Doping-Beauftragte des Verbandes teil, Roland Weiler. Ihn hat laut einer Mail von Vizepräsident Walter der Vorstand am Mittwoch abberufen. Weiler wird vorgeworfen, dass er Fragen nach der Trennung von Kurschilgen, dem finanziellen Risiko des Vorgangs sowie nach der wirtschaftlichen Lage des Verbandes, die durch den drohenden Ausfall von Einnahmen im hohen sechsstelligen Bereich geprägt sein soll, an die Vertreter von Landesverbänden geschickt hat. Für 2021 liege kein Haushaltsplan vor.

An diesem Montag ist die nächste Sitzung der Landesverbände vorgesehen. Auch dann werden voraussichtlich wieder die Fragen nach der wirtschaftlichen Lage und der Verantwortung dafür aufkommen. Der erste Satz der aktuellen Nachricht auf der Verbandswebsite könnte sich als frommer Wunsch erweisen: „Der Deutsche Schwimm-Verband e.V. steuert nach einem unerwartet turbulenten Jahresbeginn wieder ruhigere Gewässer an.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!