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#Wenn der Partner Millionär ist

Wenn der Partner Millionär ist

Die ersten dreißig Jahre meines Lebens (und ein paar danach) habe ich mir ziemlich selten Gedanken über Geld gemacht. Das hatte vor allem damit zu tun, dass immer genug da war. Das Elternhaus: solider Mittelstand. Der eigene Berufsweg: Studium, danach immer Festanstellungen, immer Vollzeit, in einer Branche, in der zumindest ordentlich bezahlt wird. Es war nicht so, dass ich nicht wusste, wohin mit meinem Geld, aber es war so, dass ich jeden Monat was sparen und gleichzeitig trotzdem schöne Urlaube verbringen und eine Wohnung in dem Stadtteil mieten konnte, der mir gefiel.

Dann trat ein Mann in mein Leben – im Folgenden der Mann genannt –, der zunächst als potentieller Lebenspartner sehr weit außerhalb meiner Vorstellungskraft lag: 20 Jahre älter als ich – und rasend reich. Es war nicht so, dass wir uns wochenlang trafen, ineinander verliebten, und er mir dann enthüllte, Millionen auf dem Konto zu haben. Nein, ich wusste das von Anfang an. Und es irritierte mich zunächst erheblich. Nicht, weil ich grundsätzlich was gegen Konsum einzuwenden hätte. Oder weil wohlhabende Menschen für mich automatisch böse Kapitalisten sind. Was mich umtrieb: Ob und wie würde es mir gelingen, mich an das Leben einer Person anzupassen, die wirtschaftlich so anders aufgestellt ist?

Sechs Jahre später kann ich feststellen: Es geht. Und es hat – oh Wunder – auch ein paar echt angenehme Seiten. Aber natürlich können wir die Ungleichheit zwischen uns nicht ausblenden, und natürlich hat sie mehr Einfluss auf mich als auf ihn.

Uns ist beiden klar: Er zahlt.

Ich mache es mal konkret: Der Mann hat vor kurzem eine Immobile gekauft. Alleine. Denn ich könnte mit meinem Ersparten noch nicht einmal das Gäste-WC bezahlen. Wäre es unserer Partnerschaft dienlich, ihm deshalb vorzuschreiben, die Finger vom Erwerb zu lassen und eine 80 Quadratmeter-Durchschnittswohnung zu suchen, zu der ich zumindest einen akzeptablen Anteil beisteuern könnte? Andere Paare mit ähnlichen Konstellationen würden sich möglicherweise so entscheiden. Für uns ist das jedoch keine Option. Und das liegt nicht nur an dem Mann, der findet, er brauche sein Geld nicht mit ins Grab zu nehmen. Das liegt auch an mir. Ich würde mit so viel Geld zwar was anderes anstellen, als mir eine überteuerte Wohnung zu kaufen. Ich denke aber auch, dass ich die Person, die ich liebe, bei solchen Entscheidungen nicht einschränken sollte. Hinzu kommt, dass der Mann mich nie spüren lässt, dass er der große Zampano ist. Und trotzdem ist uns beiden klar: Er zahlt. Und er hat die letzte Entscheidungsgewalt.

Dass er über erheblich mehr Mittel verfügt als ich, macht sich nicht nur bei großen Investitionen bemerkbar. Ich lebe jeden Tag ein gutes Stück auf seine Kosten. Man könnte auch ganz legitim sagen: Ich lasse mich aushalten. Bestes Beispiel: Er zahlt Miete, ich nicht, noch nicht mal anteilig. Ich weiß, dass einzelne Freundinnen das kritisch sehen. Und ich kann sie verstehen. Früher hätte es mich total gestört, den Mann an meiner Seite so selbstverständlich zur Kasse zu bitten. Das stecke ich mittlerweile ganz gut weg. Unter anderem, weil ich mir – und ihm – Grenzen gesetzt habe. Ziemlich zu Beginn unserer Beziehung planten wir die erste gemeinsame Reise, für die wir eine Impfung benötigten. Wir gingen zusammen in die Praxis, nach vollzogenem Piks zahlte er meine Impfung einfach mit, obwohl ich schon mein Portemonnaie in der Hand hatte. Ich war stinksauer darüber, schleuderte ihm vor der Tür so in etwa „mein Körper, meine Impfung, meine Kosten“ entgegen, und er wusste nicht, wie ihm geschah. Aber: Seitdem funkt er mir bei solchen Fällen nicht mehr dazwischen.

Eine Beziehung „auf Augenhöhe“

An einer Sache knabbere ich hingegen tatsächlich. Ich erwische mich immer mal wieder bei dem Gedanken, meine Nehmer-Qualität als Legitimation dafür zu betrachten, dass ich mich im Haushalt intensiver einbringe. Ich ärgere mich dann ziemlich über mich selbst, denn dieses „Konzept“ versetzt mich in die fünfziger Jahre, in denen der Mann geboren ist: Er bringt das Geld nach Hause, sie hält dafür dasselbige in vorzeigbarem Zustand. Das entspricht so gar nicht meinem Selbstverständnis und ist auch keine gute Basis für eine Beziehung „auf Augenhöhe“.

Diesen Begriff hat der Mann am Anfang unseres Kennenlernens ganz oft gebraucht, und ich musste immer darüber lachen. Für mich käme es nämlich gar nicht in Frage, eine Beziehung zu führen, in der die Partner nicht auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum wir die wirtschaftliche Ungleichheit nach meinem Gefühl ganz gut kompensieren: Wir respektieren einander sehr. Und zudem macht mir der Gedanke, wie es ohne das Geld des Mannes wäre, keine Angst. Denn so pathetisch es klingt: In gesunden Beziehungen kommt es auf was anderes an.   

Anmerkung der Redaktion: Name der Autorin wurde geändert

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