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#Wenn KI die passende Stelle findet

Wenn KI die passende Stelle findet

Ein paar Schlagworte eingeben und dann eine mitunter ellenlange Liste an mehr oder weniger interessanten Angeboten durchklicken: So soll die Stellensuche im Internet möglichst bald nicht mehr funktionieren – zumindest, wenn es nach Sebastian Dettmers geht: „Wir sehen die Zukunft der Online-Jobsuche im Autonomous Matching: Ich als Nutzer agiere einmal mit einer KI, sage, was ich möchte, und die KI sucht für mich nach Jobs und macht mich auf interessante Angebote aufmerksam, wenn etwas für mich passt“, sagt der Chef der Stellenbörse Stepstone.

Auch bei Konkurrenten wie Indeed ist Künstliche Intelligenz gewissermaßen unbemerkt im Hintergrund im Einsatz, um auf Basis der verfügbaren Daten eines Nutzers möglichst passende Stellenanzeigen für diesen zu identifizieren. Standard sei der Einsatz von KI auf dem Markt aber noch längst nicht, betont der Recruiting-Fachmann Wolfgang Brickwedde: „Von daher kann ihr Einsatz ein Wettbewerbsvorteil sein. Wichtiger sind aber natürlich die Anzahl der Jobs auf einer Seite und deren Relevanz für die Nutzer.“

Was Conversational AI bringen soll

Was die reine Anzahl der Stellen angeht, rangiert Stepstone mit rund 90.000 klar hinter Indeed oder Kimeta. Letztere werben beispielsweise mit dem Zugriff auf mehr als 2,4 Millionen Anzeigen. Mit einem kürzlich getätigten Zukauf will Stepstone allerdings auf dem Feld KI im Sinne der Vision einer möglichst autonomen Stellensuche weiter vorankommen. Seit Mitte Mai gehört so das US-Start-up Mya zu der Axel-Springer-Tochtergesellschaft.

2012 gegründet, hat sich Mya auf „Conversational AI“ spezialisiert. Stepstone-Nutzer sollen also künftig mit der KI chatten – über die Seite selbst, aber auch per SMS, Whatsapp oder andere Programme. „Die Stellensuche ist ja ein sehr komplexer Vorgang und die Entscheidung für den richtigen Job entsprechend persönlich, da jeder andere Maßstäbe an ‚richtig‘ anlegt“, führt Dettmers aus.

„Das Ziel, was wir mit Mya verfolgen, ist, im Dialog herauszufinden, was den jeweiligen Nutzer wirklich antreibt, um ihm am Ende so noch besser Jobs vorschlagen zu können.“ Ein simpler Chatbot stoße hier schnell an Grenzen, da er ja nur eine gewisse Zahl an vorher auswendig gelernten Antworten geben könne. Eingesetzt werden soll Mya zunächst auf der Tochterplattform Totaljobs in Großbritannien. Im Spätsommer sei dann aber auch Deutschland an der Reihe.

Je mehr Daten, desto besser für die Plattformen

Gerade in Amerika werde „Conversational AI“ schon länger genutzt, sagt Wolfgang Brickwedde. Für Nutzer könne ihr Einsatz durchaus Vorteile haben: „Für viele Leute ist es angenehmer, mit einer Conversational AI zu schreiben oder zu sprechen, als händisch ein Nutzerprofil auszufüllen – erst recht, wenn einem so am Ende passendere Jobs angeboten werden.“ Ein gute KI habe aber auch den Vorteil, dass sie Nutzer auf eine bessere Art und Weise dazu auffordern könne, ihre Daten zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren, als es mit einer automatisierten Mail möglich sei, die zudem gerne mal übersehen werde.

Noch mehr Nutzerdaten ergeben ein besseres Nutzerprofil – der Reiz für die Plattformen liegt auf der Hand. Sebastian Dettmers macht auch keinen Hehl daraus: „Wir stoßen immer an die Grenze, wie viele Daten Nutzer bereit sind zu teilen“, sagt der Stepstone-Chef. Je menschlicher die Interaktion und je hilfreicher, desto höher sei auch die Bereitschaft, relevante Daten preiszugeben. Einen Dialog mit einem Mitarbeiter solle Mya aber nicht vortäuschen: „Wir sind der Meinung, dass eine KI sich immer zu erkennen geben sollte“, so Dettmers.

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Während zum Beispiel Indeed derzeit zumindest keine mit Mya vergleichbare Technik einsetzt, wollen andere gleich noch einen Schritt weitergehen, wie Wolfgang Brickwedde berichtet: „Joblift arbeitet derzeit an einer Conversational AI, die als eine Art Jobcoach fungieren soll, der die Nutzer über die reine Stellensuche hinaus in Zukunft weiter berät.“

„Die größte Konkurrenz ist Google“

Dass eine große Anzahl an Nutzern mit dem neuen KI-Chat fremdeln könnte, befürchtet der Stepstone-Chef indes nicht. „Die Nutzer sind bereit, bewusst mit einer Maschine zu sprechen“, ist er sicher. „Menschen unter 35 Jahren interagieren mit Maschinen, wie sie auch mit Menschen interagieren – da gibt es in der Sprache kaum eine Anpassung“, sagt Dettmers.

Im Bereich Jobsuche decke das für Step­stone einen „sehr relevanten Teil der potentiellen Nutzer ab“. Was das per­spektivische Ziel für die Stellensuche der Zukunft angeht, nennt er den Entwicklungsstand auf dem Gebiet des autonomen Fahrens als Beispiel: Noch werde der Mensch gebraucht. Auch müssten die Algorithmen ja noch weiter verfeinert werden.

An ebenso mächtigen wie technologie-affinen Rivalen auf dem Gebiet der Stellensuche mangelt es Stepstone und Co ohnehin nicht. „Die größte Jobbörse und damit Konkurrenz für die Seiten ist letztlich Google, da viele Nutzer intuitiv zunächst hier nach Stellen suchen“, sagt Wolfgang Brickwedde. Daher werde gerade auch untersucht, ob Google mit Google for Jobs seine marktbeherrschende Stellung missbrauche. Mit LinkedIn aus dem Hause Microsoft gibt es eine weitere beliebte Konkurrenz für originäre Stellenplattformen.

Obgleich LinkedIn als soziales Netzwerk mit Berufsfokus grundsätzlich anders funktioniere, sei die Plattform ein starker Wettbewerber, so Dettmers. Vor diesem Hintergrund ergibt das technische Aufrüsten natürlich durchaus Sinn. Denn letztlich gehe es für die verschiedenen Anbieter einfach darum, möglichst passende Stellen zu vermitteln, konstatiert Brickwedde. Gelingt das nur bedingt, ist ein Nutzer schnell wieder weg und schaut sich bei der Konkurrenz um.

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