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#Wenn Richter zu Kunstkritikern werden müssen

Wenn Richter zu Kunstkritikern werden müssen

Im Herzen der niedersächsischen Landeshauptstadt hat am Mittwoch ein ungewöhnlicher Gerichtstermin stattgefunden: Die 18. Zivilkammer des Landgerichts begab sich in die Marktkirche, um zu beurteilen, wie stark sich das Innere des gotischen Gebäudes durch den geplanten Einbau eines „Reformationsfensters“ verändern würde, das der Künstler Markus Lüpertz entworfen und der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder gestiftet hat. Über das Vorhaben wird in der Stadt seit mehr als zwei Jahren lebhaft diskutiert. Zum einen, weil auf dem Fenster fünf fette Fliegen abgebildet sind. Zum anderen, weil Schröder nicht transparent darlegt, von wem das Geld für das Fenster genau stammt.

Reinhard Bingener

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

In dem Rechtsstreit vor dem Landgericht geht es indes um eine andere Frage: Georg Bissen, der Stiefsohn des Architekten Dieter Oesterlen, sieht die „Einfachheit und Geschlossenheit“ des Kirchenraums durch das farbige Lüpertz-Fenster gefährdet. Oesterlen gehörte zu den prägenden Figuren des Wiederaufbaus Hannovers, über dessen städtebauliche Qualität die Meinungen bekanntlich auseinandergehen. Oesterlen hat in der Stadt den Landtag und das Historische Museum gebaut. Beim Wiederaufbau der Marktkirche gestaltete der Architekt den Innenraum im Sinne einer karg-modernen Backsteinästhetik um. Diese „großartige Atmosphäre“ werde durch das Fenster von Lüpertz zerstört, befürchtet sein Erbe Georg Bissen und beruft sich auf das Urheberrecht Oesterlens. Dem entgegen steht das Eigentumsrecht der Marktkirchengemeinde sowie die Freiheit der Religionsgemeinschaften, ihre liturgischen Räume zu gestalten. Das kirchliche Angebot einer Mediation hat Bissen abgelehnt. So muss sich nun das Landgericht einen Weg durch die ephemeren Rechtsbegriffe und die eher subjektiven Fragen von Raumeindruck und Lichteinfall bahnen.

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